Begegnungen mit Juan Allende-Blin

Biografische Klangcollagen

Der Komponist und Musikpublizist Juan Allende-Blin
Der Komponist und Musikpublizist Juan Allende-Blin © Jan Rothstein/privat
16.03.2016
Juan Allende-Blin, geboren 1928 in Santiago de Chile und seit 1951 in Deutschland lebend, ist nicht nur ein wichtiger Komponist der Nachkriegs-Avantgarde, sondern auch Musikpublizist, Forscher, (Wieder-)Entdecker, Kurator von Konzerten. In sechs Folgen der Reihe „Begegnungen“ erzählt Juan Allende-Blin über sein Leben in Chile und Deutschland, über seine Werke und seine musikalische Ästhetik, aber auch über sein Wirken als Kurator und Forscher.
Als Komponist steht Juan Allende-Blin in der Tradition der Wiener Schule um Arnold Schönberg, realisiert darüber hinaus aber auch Hörspiele und Klangkunst. 1983 erhielt er dafür den renommierten Karl-Sczuka-Preis. Er vervollständigte Claude Debussys Opernfragment 'La chûte de la maison d’Usher', aber schrieb auch Chansons in der Tradition des großen Berliner Cabarets der 1920er-Jahre. Lebenslang setzte er sich für die von den Nazis oder dem Stalinismus verfemten Komponisten ein. So geht die Wiederentdeckung des russischen Futurismus maßgeblich auf seine Initiative zurück.
Und immer wieder realisiert Allende-Blin aufwändige Hörstücke, Klangcollagen zu den Themen, die ihn umtreiben, also die Frage des Exils und der Heimatlosigkeit. "Teile meiner Autobiographie" nennt Juan Allende-Blin diese radiophonen Klangcollagen, die einen wesentlichen Teil seines Oeuvres ausmachen.
Nach zwanzig Jahren in Hamburg gehen Juan Allende-Blin und sein Lebensgefährte Gerd Zacher 1971 nach Essen. Das Ruhrgebiet (und das Rheinland) werden zu einer neuen, auch künstlerischen Heimat und Inspirationsquelle. In den 1980er-Jahren entstehen zahlreiche neue Werke, die sich weitgehend jenseits der traditionellen Besetzungen und Gattungen bewegen.
Und natürlich spielt die deutsche Geschichte auch weiterhin eine große Rolle, für den Komponisten ebenso wie für den Kurator und Forscher. Mit seiner Bearbeitung von Jiddischen Liedern, die unter anderem in der Gedenkstätte des KZ Neuengamme aufgeführt wurden, verneigt sich Allende-Blin vor dieser von den Nazis fast vollständig ausgerotteten Kultur. Ein Kongress zum musikalischen Exil bringt 1989 eine eindrucksvolle Reihe von Zeitzeugen zusammen.
Immer wichtiger werden seit den 1980er-Jahren radiophone Klangcollagen, die Juan Allende-Blin vor allem für das legendäre Studio Akustische Kunst des WDR macht und die sich als eine Art künstlerischer künstlerischer Autobiographie lesen lassen.
Begegnungen mit dem Komponisten Juan Allende-Blin (4/6)
Als Komponist in Essen – Werke seit 1971
Frank Schneider und Rainer Pöllmann im Gespräch mit Juan Allende-Blin
(Teil 5 am 23.03.2016)
Juan Allende-Blin
"Orgel-Insel" in Wilhelmsbad
Juan Allende-Blin
"Souffle" für kleinen Chor mit Maultrommeln, großen Chor und Projektoren
Kölner Rundfunkchor
Leitung : Manfred Schreier
Juan Allende-Blin
"Les voies de la voix – Hommage à Michel Seuphor"
Radiophone Klangcollage
Stefan Wolpe
"Über den Tritonus" aus "Four Studies on Basic Rows"
Jay Gottlieb, Klavier
Juan Allende-Blin
"s’brent", aus "Jiddische Lieder" für Tenor und Ensemble
Hanns Stein, Tenor
Ensemble Hinz & Kunst
Leitung: Alicja Mounk
Juan Allende-Blin
"Letztes Geleit – zwei Briefe von Hanns Stein"
Radiophone Klangcollage