Beethovens "Missa solemnis" mit dem Rundfunkchor Berlin und der Kammerakademie Potsdam

„Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen!“

Porträt des Komponisten in einer idealisierten Zeichnung, die ihn mit etwas gelöstem Haar zeigt.
Ludwig van Beethoven hier in einer idealisierten Darstellung. © imago images / glasshouseimages
Moderation: Ruth Jarre · 05.08.2020
Dieses Motto stellte Ludwig van Beethoven der Partitur seiner "Missa solemnis" voran. Damit zeigte er seinen humanistischen Anspruch, der weit über die Funktion einer Messkomposition hinausgeht. Chefdirigent Gijs Leenaars hält das Werke für fast unsingbar.
Im Herbst 2018 haben der Rundfunkchor Berlin und die Kammerakademie Potsdam gemeinsam diese monumentale Komposition aufgenommen, eine Produktion von Deutschlandfunk Kultur.
Unter der Leitung von Gijs Leenaars, Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin, haben diese beiden an sich sehr unterschiedlich aufgestellten Ensembles eine Sichtweise auf das Stück entwickelt, die ihre eigene und durchaus besondere ist.
Gijs Leenaars lächelt in die Kamera.
Gijs Leenaars hat sich mit Feuereifer in das Werk gestürzt, das er zuvor noch nicht dirigiert hatte.© Deutschlandradio / M. Hucht
Sinfonischer Chor, der sich ausgezeichnet mit der Romantik auskennt, trifft auf ein Kammerorchester, das sich zunehmend der Alten-Musik-Interpretation zuwendet. Zwei Welten - ein Projekt: das ist ein Abenteuer, das zu begleiten sich lohnt.
Wunderbare Solisten wurden hierfür gefunden. Iwona Sobotka, Sopran, Jennifer Johnston, Alt, David Butt Philip, Tenor, und Franz-Josef Selig, Bass.
Die Musiker der Kammerakademie Potsdam auf einer Bühne.
Liebevolle Abkürzung für die Kammerakademie Potsdam: KAP© Kammerakademie Potsdam / Stefan Gloede
Diese "Missa" stellt an alle Beteiligten die höchsten Anforderungen. Beethoven hatte die "Missa solemnis" seinem ehemaligen Kompositionsschüler und großen Förderer Erzherzog Rudolf von Österreich gewidmet. Eigentlich sollte es zur feierlichen Ernennung Rudolphs zum Erzherzog von Olmütz fertig gestellt sein und im März 1820 im Gottesdienst erklingen.
Ein Jahr zuvor hatte Beethoven an den Erzherzog geschrieben: "Der Tag, wo ein Hochamt von mir zu den Feierlichkeiten für Ihre Kaiserliche Hoheit soll aufgeführt werden, wird für mich der schönste meines Lebens sein und Gott wird mich erleuchten, dass meine schwachen Kräfte zur Verherrlichung dieses feierlichen Tages beitragen".

Musikalisches Vermächtnis

Bis dahin hatte er ihn bereits durch Widmungen einiger gewichtiger Werke geehrt. Als sich aber abzeichnete, dass Beethoven den Termin nicht würde einhalten können, unter anderem, weil er sich wegen der Komposition in eine aufwendige und zeitraubende Suche nach seinem Gottesverständnis begeben hatte, die ihn zunächst viele theologische Studien treiben ließ, nahm er sich noch mehr Zeit.
Letztlich hat der Komponist zwischen 1817 und 1823 an der "Missa solemnis" gearbeitet – sicher hat auch seine schlechter werdende Gesundheit diesen Arbeitsprozess beeinflusst. Drei Jahre später als geplant konnte er sie seinem Freund und Förderer überreichen. Fest steht, dass Beethoven das Werk als ein Vermächtnis betrachtet hat.
Hier erklingt diese Studioaufnahme erstmals.
Ludwig van Beethoven
Missa solemnis D-Dur op. 123
für Soli, Chor und Orchester (Auszüge)
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018
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