Ticciati dirigiert Mozarts "Clemenza di Tito"

Dass es dabei um Mozarts späte Seria-Oper "La clemenza di Tito" ging, die parallel auch bei den Salzburger Festspielen inszeniert (und dort vom jungradikalen Teodor Currentzis dirigiert) worden war, führte für die Feinschmecker des Opern-Jetsets zu einer Art Fern-Wettbewerb, bei dem Ticciati ganz bestimmt nicht schlechter abschnitt. Die Kunst des Dirigenten bei diesem Bühnenwerk, für das sich Mozart ein schon damals ziemlich patiniertes Librettos von Pietro Metastasio bearbeiten ließ, besteht ja darin, trotz der schematisch angelegten und in aristokratischer Noblesse agierenden Scherenschnitt-Charaktere dennoch die kompositorische Feinarbeit, die vibrierenden Seelen-Zwischentöne zu erfassen – und da hatte der 34-jährige Brite offenkundig ein ebenso gutes Händchen wie die gehypte Konkurrenz am Alpenrand.

Dazu kommt bei der Londoner Proms-Aufführung eine Sängerbesetzung, die durchweg hochkarätig besetzt ist – voran Robert Croft in der dramaturgisch tückischen, weil allzu edel gezeichneten Titelfigur (einem Wunsch-Spiegelbild von Mozarts kaiserlichem Auftraggeber) und Anna Stéphany in der Rolle des innerlich zerrissenen Verschwörers Sesto. Mozarts Krönungsoper, die in den letzten Jahren zunehmend an die Seite der da-Ponte-Opern und der "Zauberflöte" rückt, ist weiter im Kommen.


BBC Proms

Royal Albert Hall, London

Aufzeichnung vom 28.08.2017


Wolfgang Amadeus Mozart

"La clemenza di Tito", Opera seria in zwei Akten KV 621

Libretto: Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio


Robert Croft, Tenor - Tito Vespasiano

Alice Coote, Sopran - Vitellia

Joélle Harvey, Sopran - Servillia

Anna Stéphany, Mezzosopran - Sesto

Michele Losier, Mezzosopran - Annio

Clive Bayley, Bass - Publio


Glyndebourne Festival Opera Chorus

Orchestra of the Age of Enlightenment

Leitung: Robin Ticciati