Neu im Kino

Wenn Ruhm in Bösartigkeit umschlägt

David Cronenberg präsentiert auf dem Filmfest Toronto "Maps to the Stars"
David Cronenberg © picture alliance / dpa / Warren Toda
Von Anke Leweke · 11.09.2014
Selbstsüchtig, gierig und narzisstisch: In "Maps to the Stars" taucht David Cronenberg in die psychopathologischen Abgründe Hollywoods ab - eine bitterböse Satire auf das Filmbusiness, alternde Stars und den Kampf um das Rampenlicht.
David Cronenberg ist der Meister subtiler Horrorszenarien. Wenn er sich nun mit seinem neuen Film nach Hollywood begibt, ins Herz der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, darf man gespannt sein, welche Fratzen, welche Abgründe er zum Vorschein bringt.
Tatsächlich kann man sagen, dass "Maps to the Stars" ein einziges langes Kammerflimmern aufzeichnet. In Cronenbergs bitterböser Satire verachten Kinderstars noch kleinere Kinderstars, werden Gagenverhandlungen zu lächelnden Grausamkeiten, biedert sich ein von Robert Pattinson gespielter Chauffeur bei den Celebrities an, geht eine von Julianne Moore gespielte Schauspielerin für ihre nächste Rolle buchstäblich über Leichen.
Zugegeben, die Handlung um eine mörderische Inzestgeschichte zwischen Bruder und Schwester, um die Konkurrenz schauspielernder Mütter und Töchter, um drogensüchtige Jungstars mit Halluzinationen mag ein wenig überzogen sein. Doch zugleich zeigt Cronenberg auf verstörende Weise die Angst des Schauspielers, nicht mehr im Scheinwerferlicht zu stehen, den Ruhm zu verlieren.
Verzweifelt, ehrgeizig, gierig
Diese Angst, die immer begründeter wird, peinigt auch Julianne Moores Figur des Hollywoodstars Havana Segrand. Tagein tagaus sitzt sie in ihrer Prunkvilla, wartet auf Angebote und lässt ihre Umgebung leiden. Moores Gesicht strahlt Ohnmacht und Bösartigkeit gleichzeitig aus, sie ist die Inkarnation des gnadenlosen Narzissmus. Gemeinsam mit ihrer Figur begeben wir uns in die neurotischen Untergründe der Selbstsucht, in die Psychopathologie des Ruhms.
Sein Film spiele zwar in Hollywood und im Filmbusiness, sagte David Cronenberg nach der Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Cannes, er könne aber überall spielen, in Silicon Valley, in der Wallstreet: "Dort, wo Menschen verzweifelt, ehrgeizig, gierig sind. Der Tonfall und die Wahrhaftigkeit blieben trotzdem gleich."

"Maps to the Stars"
Regie: David Cronenberg
Mit: Julianne Moore, Mia Wasikowska, Roberrt Pattison
USA 2014, 111 Minuten

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