Bayerische Staatsoper

Musiktheater in Hitlers "Hauptstadt der Kunst"

Bayerische Staatsoper in München
Bayerische Staatsoper in München © dpa / picture alliance / Peter Kneffel
Jürgen Schläder im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 28.12.2017
Das Buch "Wie man wird, was man ist" beschäftigt sich mit der Bayerischen Staatsoper in der Zeit des Nationalsozialismus. Herausgeber Jürgen Schläder erzählt, wie die Nazis sich an der Münchner Oper ausbreiteten und inwiefern ihre Herrschaft seit 1945 nachwirkte.
Für Adolf Hitler war München die Hauptstadt der Kunst. Dementsprechend viel Geld habe er in die Hand genommen, um die Staatsoper zum ersten Haus im Deutschen Reich zu machen, sagt der Theater- und Musikwissenschaftler Jürgen Schläder in Deutschlandfunk Kultur: Die besten Dirigenten, die besten Komponisten, aber auch die besten Regisseure und Bühnenbilder seien in München zusammengezogen worden. Schläder hat vor kurzem einen Forschungsband zur Geschichte der Bayerischen Staatsoper insbesondere auch in der NS-Zeit herausgebracht.

Personalien für den politischen Zweck

Vor allen Dingen der 1937 ernannte Generalmusikdirektor Clemens Krauss passe gut zu Hitlers Idee, dem Ausland durch die Bayerische Staatsoper zu zeigen, dass Deutschland ein friedfertiger Kulturstaat sei, so Schläder. "Und diese Politik ist eigentlich immer durchgehalten worden, die gesamte Zeit über bis 1944, als der Spielbetrieb einbrach, weil das Haus zerstört war."
Nach 1945 habe es personelle Kontinuitäten bei der Bayerischen Staatsoper gegeben, sagte Schläder weiter. So war Rudolf Hartmann in der NS-Zeit Oberspielleiter und wurde 1952 Intendant.

Warum so spät?

Den späten Zeitpunkt der Aufarbeitung der Geschichte der Oper erklärt Jürgen Schläder auf der einen Seite mit den Interessen der vorherigen Intendanten. "Sie waren sehr viel mehr an der Tagesaktualität interessiert." Ausserdem habe der jetzige Intendant Nikolaus Bachler in Österreich gesehen, was eine fehlende Aufarbeitung für Folgen habe.
"Und das hat ihn bewogen zu sagen, ich mach das jetzt. Wenn ich schon die Chance habe, ein solches Forschungsprojekt zu installieren, dann lasse ich mir genau jetzt diese Geschichte erzählen."

Jürgen Schläder (Hg.):
Wie man wird, was man ist. Die Bayerische Staatsoper vor und nach 1945
Henschel Verlag, Leipzig 2017
456 Seiten, 29,95 Euro

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