Bauhaus Dessau

Punkband FSF will trotz Ausladung auftreten

Blick auf das historische Bauhaus-Ensemble in Dessau (Sachsen-Anhalt), aufgenommen am 07.09.2015.
Das Bauhaus-Gebäude ist Sitz der Stiftung Bauhaus Dessau © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Mathias Greffrath im Gespräch mit Axel Flemming  · 20.10.2018
Empörung bestimmt viele öffentliche Diskussionen. Gerade sorgt die Ausladung der linken Band Feine Sahne Fischfilet (FSF) in Dessau für Aufregung. Unser Studiogast, der Journalist Mathias Greffrath, kritisiert ein Einknicken vor den Rechten als falsches Signal.
Der Streit um einen Auftritt der Punkband Feine Sahne Fischfilet geht weiter. Mitte der Woche hatte das Bauhaus Dessau ein vom ZDF geplantes Konzert am 6. November abgelehnt. Zuvor hatten rechte Gruppierungen im Internet zum Protest gegen den Auftritt der linken Musiker aufgerufen. Man wolle kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, hieß es. Die Einladung durch das ZDF sei im Bauhaus nicht bekannt gewesen. Nun erweist sich auch die Suche nach einem anderen Auftrittsort als schwierig. Das Anhaltische Theater Dessau erklärte ebenfalls, es stehe nicht zur Verfügung. Die Musiker wollen dennoch in Dessau spielen.
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Der Publizist Matthias Greffrath © imago/Horst Galuschka
Die Chefin des Bauhauses habe "Muffensausen" bekommen, weil sich die AfD angekündigt habe, sagte unser Studiogast, der Journalist Mathias Greffrath, im Deutschlandfunk Kultur. Sie habe sich offenbar gesorgt, dass da Scheiben des wunderbaren Bauhaus-Gebäudes zu Bruch gehen könnten und deshalb gesagt, das Konzert solle nicht stattfinden. Die Ausladung des ZDF sei eine Defensive, die man sich als demokratischer Rechtsstaat, der gerade von der AfD bedroht werde, nicht leisten könne, sagte Greffrath. Er kritisierte "dieses Einknicken vor rechten Gruppen, die ankündigen, sie werden demonstrieren, wo immer jetzt irgendetwas Linkes sich regt." Die Punkband sei einige Jahre vom Verfassungsschutz beobachtet worden, gelte inzwischen aber als harmlos und als Kunst.

Erinnerung an Bauhaus-Tradition

Das Bauhaus sei in der Weimarer Republik eine linke Veranstaltung gewesen und deshalb 1933 geschlossen worden. "Auch nach 1945 war es den Kommunisten immer noch zu links", sagte Greffrath. Deshalb habe das Bauhaus auch in der DDR nicht zu suchen gehabt. Genau an dieser Stelle, im Bauhaus, vor den Rechten einzuknicken, sei das falsche Signal. "Und zwar gegenüber den Rechten und gegenüber uns selbst." (gem)

Mathias Greffrath, geboren 1945, ist Schriftsteller und Journalist. Anfang der 1990er-Jahre leitete er die Zeitschrift "Wochenpost" in Berlin. Inzwischen schreibt Greffrath als freier Journalist unter anderem für "Die Zeit", die "Süddeutsche Zeitung" oder die deutsche Ausgabe von "Le monde diplomatique". Greffrath ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und im PEN-Zentrum Deutschland. 2014 erhielt er den Otto Brenner Preis für sein Lebenswerk.

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