Barrie Kosky inszeniert Brecht

Mehr Leichtigkeit für die "Dreigroschenoper"

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Bettina Hoppe und Nico Holonics in einer Szene der "Dreigroschenoper" in der Inszenierung von Barrie Kosky.
Die "Dreigroschenoper" am Berliner Ensemble in der Inszenierung von Barrie Kosky: Der Regisseur verspricht mehr Farben und Vielfalt. © © JR Berliner Ensemble
Barrie Kosky im Gespräch mit Dieter Kassel · 12.08.2021
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In vielen Inszenierungen der "Dreigroschenoper" wurde das Werk zu starr umgesetzt - bislang, findet Regisseur Barrie Kosky. Dabei könne der Text "manchmal unglaublich poetisch und leise sein". Koskys Version ist ab morgen am Berliner Ensemble zu sehen.
"Die Dreigroschenoper" ist eines von Brechts bekanntesten Stücken. Einige Songs aus der Musik von Kurt Weill sind wahre Gassenhauer geworden. Dennoch haben viele Inszenierungen bislang "die Vielfalt und die Farben" des Stückes unterschlagen, findet Barrie Kosky. Der Regisseur hat das Stück fürs Berliner Ensemble umgesetzt. Am kommenden Freitag ist Premiere – pandemiebedingt mit erheblicher Verspätung.
Vor allem wie die Songs bislang vorgetragen wurden, stört ihn enorm:
"Man 'parkt' auf der Bühne, man singt sehr laut, man singt sehr aggressiv mit viel Wut in Richtung Zuschauerraum mit abfälligem Gesicht von oben herab. Das ist falsch, man muss viel mehr Farben und Vielfältigkeit herausbringen! Der Text kann manchmal unglaublich poetisch und leise und verführerisch sein!"

Leichtigkeit, Witzigkeit und Ironie

Es werde dem Stück auch nicht gerecht, wenn man es nur als eine Agitation gegen den Kapitalismus liest. Es sei eben auch eine "leicht oberflächliche Operette", die zwar zeige, was die kapitalistische Gesellschaft mit Menschen macht. Aber es sei eben auch ein Stück über Liebe und Einsamkeit in der Stadt:
"Das Stück hat eine Leichtigkeit, eine Witzigkeit und Ironie. Das Stück weiß zum Teil selbst nicht, was das Stück ist, und das finde ich grandios!"
Dass das Stück so populär ist und daher wohl viele Zuschauer mit festen Erwartungen ins Theater gehen, stört Kosky nicht. Als Intendant der Komischen Oper Berlin weiß er:
"Die Erwartungshaltung in der Oper ist viel schlimmer!"

"Das Berliner Ensemble hat einen wirklich neuen Hit gelandet" (AUDIO) , schwärmt unser Theaterkritiker André Mumot. Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, habe "dieses unglaublich interessante, starke Ensemble" den Brecht-Klassiker wie eine Boulevardkomödie mit viel Humor spielen lassen. Die Brechtsche Sozialkritik sei zwar nicht zu kurz gekommen, habe aber auch nicht im Vordergrund gestanden.

Es sei vor allem ein musikalischer Abend gewesen ohne ausgestellte Ironie. Sicher ein Problem für Brecht-Traditionalisten, sie kommen hier nicht auf ihre Kosten. Von ihnen gab es dann auch Buhrufe, wie Mumot berichtet. Das Gros des Publikums allerdings war begeistert.

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