Baronesse und Geschichtenerzählerin

Von Tim Krohn · 07.09.2012
Liebe, Stolz und Tapferkeit waren die Themen von Tania Blixen. Die dänische Schriftstellerin mit dem bürgerlichen Namen Karen Christence von Blixen-Finecke diente als Vorlage für "Jenseits von Afrika". Doch so romantisch wie in dem mit sieben Oscars prämierten Film verlief ihr Leben selten.
Nein, so romantisch wie die Musik in dem mit sieben Oscars gekrönten Hollywoodfilm es vermuten lässt, war es nur selten. Kaum verheiratet, bekam sie die Syphilis. Der Erste Weltkrieg brach aus. Baron Bror von Blixen, ihr Mann, kümmerte sich weder um sie noch um die Arbeit.
Die Farm am Fuße der Ngong-Berge ging langsam aber sicher bankrott.

Die Baroness, Musabu, war trotz allem eine stolze Frau. Aufrecht und mutig und ... verliebt. In den Abenteurer und Frauenschwarm Dennis Finch Hatton. Er war es, der sie wieder dazu brachte, Geschichten zu erzählen. Auch die von ihrem ersten Schuss auf einen Löwen.

"Mein eigenes Gewehr lag im Wagen. Da flüsterte Dennis mir zu: nimm meines! So wurde dieser Schuss auf den Löwen zu einer Art Liebeserklärung."

Liebe und Stolz – das blieben ihre Themen - auch jenseits von Afrika.

Tapfer sein, stolz sein, weiter machen. Anders wäre so ein Leben auch kaum zu schaffen gewesen. Ihr Vater, der ihr das Geschichtenerzählen beibrachte, nahm sich das Leben. Da war Tanne gerade zehn. Ihr Liebhaber Finch Hatton stürzte mit dem Flugzeug ab. Das war das Ende aller afrikanischen Träume. Die Rückkehr nach Dänemark. Völlig pleite, gescheitert, krank. Arsen und Quecksilber, von den Ärzten gegen die Syphilis verschrieben, hatten ihre Gesundheit inzwischen völlig ruiniert.

Aber es war Tania Blixens Glück, dass sie all das in Geschichten verwandeln konnte.

"”It is true”"

Ihr eigenes Leben war – wie von ihr selbst erfunden.

"Karen Blixen war eine Geschichtenerzählerin. Kurz vor ihrem Tod wurde sie mal gefragt, was in ihrem Leben das Wichtigste gewesen sei. Sie antwortete: drei Dinge. Das eine ist Mut zu Leben. Das Zweite ist die Fähigkeit zu Lieben. Und das dritte: du brauchst eine Sinn für Humor."

Marianne Asmussen leitet das Karen-Blixen-Museum in Rungstedtlund an der dänischen Küste. Auf diesem Gutshof ist Karen - oder Tanne oder Tania, je nachdem wie sie sich selber gerade nannte - groß geworden. Hierhin ging sie zurück. Von den Ngong-Bergen an die Ostsee. Größer kann man sich den Unterschied kaum denken.

"Wenn die Baronesse deprimiert war, konnte sie sehr kompliziert sein"

erzählt ihre Haushälterin Caroline Carlsson. Die Baronesse – sie liebte diesen Titel auch nach der Scheidung. Eitel war sie und am Ende doch erfolgreich. Mit Anfang 50. Sie erbte den Hof, war plötzlich reich und erlebte ihren weltweiten Durchbruch. Hemingway empfahl sie für den Nobelpreis.

Immer wieder schrieb sie über Menschen, die ihrem Schicksal nicht entgehen können. So wie die puritanischen Norweger in "Babettes Fest" .
Eine Köchin aus Frankreich bringt ihnen – ganz einfach, nur über das Essen – das Leben bei.
Tania Blixen kannte sich aus mit Champagner. 1959 fuhr sie noch einmal nach Amerika. Traf Marylin Monroe und Truman Capote, zog von einer Dinnerparty zur nächsten. Small Talk, Austern - Totentanz. Diese elegante Frau wog nur noch 60 Pfund und konnte kaum noch feste Speisen essen – macht nichts. Dann gab es halt Kaviar, guten Honig und noch eine Geschichte.

Wenn Blixen nicht mehr schreiben konnte, dann wurde halt diktiert. Und wenn es eben sein musste, dann auch vom Fußboden aus. Drei Jahre lang hat sie so noch durchgehalten.

Karen Tania Blixen wurde 77 Jahre alt. Dort, wo in Kenia ihr geliebter Finch Hatton begraben liegt, dort in der Nähe liegt heute übrigens ein dicht besiedelter Vorort von Nairobi. Die Einheimischen haben ihn nach ihrer Farm "Karen" genannt. Der Baronesse hätte das sicher gut gefallen.