Barock und Frühklassik aus Lausanne

Lieblingsinstrument

Der Flötist Maurice Steger
Der Flötist Maurice Steger © Molina Visuals/Homepage Steger
17.03.2015
Was ist schlimmer als eine Blockflöte? Zwei Blockflöten... Das ist ein dummer Musikwitz - doch zeigt er in seinem wahren Kern die Vorbehalte, die diesem "pädagogischen" Instrument heute entgegenschlagen. Wenn jedoch ein brillanter Virtuose wie Maurice Steger diese Flöte spielt, sind die Menschen begeistert, nicht zuletzt wenn er von einem hervorragenden Ensemble wie dem Kammerorchester Lausanne begleitet wird und ein Barockspezialist wie Ottavio Dantone die Leitung hat.
Hätte man im 18. Jahrhundert unter Italienerinnen und Italienern eine Umfrage gestartet und die Frage nach dem Lieblingsinstrument dieser sanges- und spielfreudigen Menschen gestellt, wäre das Ergebnis wohl sehr überraschend ausgefallen: Nicht die Geige oder die Orgel oder das Cello oder das Cembalo hätten den Lorbeerkranz des Favoriten erhalten, sondern mit ziemlicher Sicherheit die Blockflöte. Sie war gleichermaßen das Lieblingsinstrument der einfachen Menschen wie auch der sogenannten höheren Bildungsschichten. Ihr Rang wurde ihr auch noch nicht von der Traversflöte streitig gemacht, die sich später - und erst recht in metallischer Form - als die eigentliche Flöte etablieren sollte.
Da kann es nicht überraschen, dass auch der Geigenvirtuose, Pädagoge und überhaupt allseits berühmte Musiker Antonio Vivaldi die meisten seiner Bläserkonzerte für Blockflöte geschrieben hat. Sein Konzert „la notte" („Die Nacht") ist auch heute noch ungemein populär . Der Schweizer Virtuose Maurice Steger hat es seit vielen Jahren in seinem Repertoire.
Das Lausanner Kammerorchester ergänzt nicht nur in den Flötenkonzerten den solistischen Part, sondern es tritt mit zwei Orchesterwerken Johann Sebastian Bachs und der berühmten „Trauer"- Sinfonie aus Joseph Haydns mittlerer Schaffensperiode auch selbst ins Zentrum dieses Konzertabends in der Oper Lausanne, damit sich der Blockflötenvirtuose Steger ein wenig ausruhen kann. Das soll hier bloß keiner behaupten, das Publikum würde den Saal verlassen, wenn der Blockflötist gar keine Pause machen würde.
Opern Lausanne
Aufzeichnung vom 10. März 2015
Johann Sebastian Bach
Concerto Nr. 3 D-Dur BWV 1054
Joseph Haydn
Klavierkonzert Nr. 11 D-Dur Hob. XVIII:11
Antonio Vivaldi
Konzert für Blockflöte und Streicher B-Dur RV 375
Konzert für Blockflöte und Streicher Nr. 2 g-Moll RV 439 ("La notte")
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 44 in e-Moll Hob. I:44 ("Trauer")
Johann Sebastian Bach
Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047
Maurice Steger, Blockflöte
Kammerorchester Lausanne
Cembalo und Leitung: Ottavio Dantone