Baltimore

Sechs US-Polizisten kommen vor Gericht

02:25 Minuten
Menschen protestieren in Baltimore gegen Polizeigewalt.
Menschen protestieren in Baltimore gegen Polizeigewalt. © picture alliance / /RIA Novosti / Caitlin Ochs
Von Marcus Pindur · 22.05.2015
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Nach dem Tod des schwarzen Jugendlichen Freddie Gray müssen sich sechs Polizisten demnächst in Baltimore vor Gericht verantworten. Gray war im April festgenommen worden, erlitt in Polizeigewahrsam schwere Rückenverletzungen und starb eine Woche später. Der Tod des 25-Jährigen hatte schwere Unruhen ausgelöst.
Die Grand Jury aus 23 Geschworenen habe dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben, so Staatsanwältin Marylin Mosby. Die von ihr durchgeführte Untersuchung habe dabei alle verfügbaren Beweismittel berücksichtigt.
"In den vergangenen zwei Wochen hat mein Team dies alles der Grand Jury präsentiert. Diese hat entschieden, gegen alle sechs an der Festnahme Freddie Grays beteiligten Polizisten Anklage zu erheben."
Es ist eine lange Liste mit Vergehen.
"Der schwerwiegendste Anklagepunkt lautet auf Mord mit bedingtem Vorsatz. Drei Beamten wird Totschlag vorgeworfen, zwei weiteren Körperverletzung im Amt und grob fahrlässiges Verhalten."
Freddie Gray war am 12. April von der Polizei festgenommen worden. Er wurde in einen Polizeitransporter gezerrt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der junge Mann während der Fahrt das Genick brach. Die Beamten sollen den an Händen und Füßen gefesselten Afroamerikaner bäuchlings mit dem Kopf nach vorne auf den Boden des Fahrzeugs gelegt und nicht angeschnallt haben, was einen Verstoß gegen die Polizeirichtlinien darstellte. Seine Bitten um medizinische Behandlung seien wiederholt ignoriert worden. Eine Woche nach seiner Festnahme starb Gray im Krankenhaus.
Nicht nur eine juristische Aufarbeitung
Der Fall löste schwere Unruhen in Baltimore aus. Geschäfte wurden in Brand gesteckt und geplündert. Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake verhängte eine Ausgangssperre, Gouverneur Larry Hogan den Notstand.
Für Baltimore gehe es jetzt nicht nur um die juristische Aufarbeitung des Falles, erklärte der Senator von Maryland, Benjamin Cardin.
"Wir brauchen einen Heilungsprozess in Baltimore. Gestern waren wir mit allen Abgeordneten aus Maryland im Weißen Haus, um über wirtschaftliche Hilfe für Baltimore zu beraten. Aber jetzt geht es erstmal um Gerechtigkeit für Freddie Gray, und da muss unser Rechtssystem seinen Lauf nehmen."
Das amerikanische Justizministerium hatte bereits Anfang Mai angekündigt, dem Verdacht von systematischen Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei in Baltimore nachzugehen. Eine ähnliche Untersuchung hatte nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown im August 2014 in der Kleinstadt Ferguson eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Schikanierung schwarzer Bürgern festgestellt.