Baltic Sea Festival

Musik für die See

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Seit 2003 findet das Festival in der Berwaldhallen statt - mit dabei das Schwedische Rundfunk-Sinfonieorchester © Baltic Sea Festival
Moderation: Stefan Lang · 14.11.2018
Vor 15 Jahren wurde das Baltic Sea Festival gegründet, um hochkarätige Konzertveranstaltungen mit Diskussionen um die schlechte Umweltlage der Ostsee zu verbinden. Wir präsentieren hier das Abschlusskonzert, bei dem auch Star-Cellist Truls Mørk spielte.
Angeregt wurde diese Reihe unter anderem von dem ehemaligen Direktor der Berwaldhallen in Stockholm Michael Tydén. Er fand Mitstreiter für sein Baltic See Festival, unter anderem Esa-Pekka Salonen, Dirigent und Komponist, und den Dirigenten wie Direktor des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg Valery Gergiev. 2003 beschlossen sie, nicht nur zuzuschauen, sondern Aufmerksamkeit für das die Ostsee zu bündeln.

Virtuosität nicht als Mittel zum Zweck

Das Programm vereint drei Werke, die äußerlich hoch virtuos wirken. Doch schnelle Finger und flotte Technik ist für alle drei Komponisten ein Baustein, der der Aussage und nicht der Show dienen soll. So schreibt Esa-Pekka Salonen zu seinem Cellokonzert: "Ich habe gelernt, dass Virtuosität sich nicht auf die Mechanik des Instrumentenspiels beschränkt ist. Ein wahrer Virtuose kann die Schönheit und den Ausdruck auch in den leisesten Momenten einfangen."
Der Cellist Truls Mørk sitzt vor dem Orchester und spielt.
Der Cellist Truls Mørk gehört zu den besten Cellisten weltweit und kann Salonens Virtuositäts-Vorstellungen ohne Schranken nachkokmmen.© Baltic Sea Festival
Geschrieben hat Salonen das Konzert 2017 für Yo-Yo Ma. Aber auch der Weltklasse-Cellist Truls Mørk hat das Werk inzwischen in seinem Repertoire. Seine Virtuosität kommt im dritten Satz besonders zur Geltung, da Salonen ein musikalisches Fest in seinem Cellokonzert feiert. Er schreibt: "Diese Musik ist oft tänzerisch; manchmal wild gestikulierend, vielleicht aus purer Freude!"

Unerhörte Spieltechniken

Heinrich Biber war kurz vor 1700 DER Geiger der Generation. Sein Spiel war grandios, seine technischen Möglichkeiten für damalige Zeit grenzenlos und seine musikalischen Ideen regelrecht verrückt. In seiner "Battalia à 10" beschreibt er ein Schlachtengetümmel - allerdings nicht im dramatischen Sinne, sondern als ein launiges Bilderbuch für einen Karneval. Dafür erfand er unerhörte Spieltechniken, indem die Geiger zum Beispiel die Bogenstangen auf die Saiten schlagen müssen.
Der Dirigent Esa-Pekka Salonen dirigiert eine Streichergruppe
Für Bibers Musik braucht es die Streichergruppe, hier dirigiert von Esa-Pekka Salonen© Baltic Sea Festival
"Col legno" nennt man diese Technik. Auch scharfe Pizzikati, die viel später Bartok etablierte. Hier stellten sie Kanonenschüsse dar. Besonders witzig: Im zweiten Satz stapelt Biber slowakische, böhmische und deutsche Volkslieder übereinander - ein heilloses Durcheinander der Sprachen in den Pausen der Schlacht.

Virtuosität für einen Tanzrausch

Wagner hat die siebte Sinfonie von Beethoven geliebt. Er hörte in jedem Satz eine Art Tanz, einen appolonischen, eine dionysischen, einen Tanz des Chronos. Als Beethoven diese Sinfonie zur Uraufführung brachte, war das Publikum enorm begeistert. Das lag auch daran, dass Beethoven Glück mit der Orchesterbesetzung hatte, denn in den Klangkörpern der Zeit spielte mal dieser, mal jener. Und die Virtuosität der Musiker ermöglichte Beethoven jenen Effekt, dass die Musik eine bestechende Mühelosikeitausstrahlen konnte.
Eine Aufzeichnung des Konzertes vom 1. September 2018 in den Berwaldhallen Stockholm
Heinrich Ignaz Franz Biber
Battalia à 10 D-Dur für Streicher und Basso continuo
Esa-Pekka Salonen
Cello Concerto
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
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