Baerbock als Spitzenkandidatin der Grünen

"Sie ist mehr Klartext, fast schon der Killer"

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Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock soll ihre Partei als Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl führen
Ferda Ataman fragt sich, ob Annalena Baerbock auch in von den Grünen entfernten Zielgruppen Zustimmung finden wird. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Ferda Ataman im Gespräch mit Axel Rahmlow · 19.04.2021
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Grünen-Politikerin Annalena Baerbock kandidiert für die Kanzlerschaft – obwohl sie vergleichsweise jung ist und keine Regierungserfahrung hat. Die Publizistin Ferda Ataman freut sich über diesen "mutigen Schritt" und spricht von einer "historischen Neuheit".
Die Grünen haben heute ihre geräuschlose Suche nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten für das Kanzleramt zu Ende gebracht: Die Wahl ist auf die 40-jährige Annalena Baerbock gefallen. "Sie steht noch mehr für Aufbruch und noch mehr für einen Kulturbruch als es bis eben der Fall war, allein dadurch, dass sie jünger ist und keine Erfahrung im Regieren mitbringt", meint die Publizistin und Journalistin Ferda Ataman. "Das ist historisch eine Neuheit."
Ataman hat die Entscheidung der Partei überrascht. "Die Grünen an sich sind ja schon in der K-Frage eine Art Novum und Provokation", sagt sie. "Und dass es dann noch eine Frau wird… Ich hätte nicht gedacht, dass sie diesen mutigen Schritt gehen. Ich finde es spannend und mutig und schön."

Habeck als der breiter Vereinende

Im Blick auf Baerbock und den zweiten möglichen Kandidaten Robert Habeck sagt Ataman: "Sie ist mehr Klartext, fast schon der Killer, und er ist der Denker, der Nachdenkliche und aber auch der breiter Vereinende und Versöhnende." Habeck hätte wahrscheinlich Reichweite und Zustimmung auch in Zielgruppen jenseits der Grünen erreichen können. Das sei jetzt die Herausforderung für Baerbock, "auch Leute, die sehr skeptisch auf eine junge Frau blicken", einzufangen.
"Ich habe da so meine Fragezeichen im Kopf, ob unsere Gesellschaft schon soweit ist." Trotz 15 Jahren Frau im Kanzleramt sei das für viele bis heute noch gewöhnungsbedürftig. "Zudem ist eine junge Frau an der Stelle und eine junge Frau bei den Grünen noch mal doppelt und dreifach ungewohnt."

"Gutes Zeitfenster, um mal was Neues anzufangen"

Wir würden uns gerade "in einer totalen Zeit des Umbruchs" bewegen", sagt Ataman, "und das ist natürlich ein wahnsinnig gutes Zeitfenster, um mal was Neues anzufangen und auch mal mit Erwartungen zu brechen."
Die Partei blicke auch ganz bewusst auf jüngere Zielgruppen, das sei perspektivisch genau richtig. "Wir haben eine überalterte Politik mit überalterten Parlamenten." Auch wenn die Zielgruppe Baerbock und Habeck auch vorwerfen würde, zu angepasst zu sein und zu eng mit der Wirtschaft zusammen zu arbeiten.
(cwu)
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