Bach- Brahms - Hartmann

15.01.2013
Es ist eines der berühmtesten musikalischen Themen der Geschichte: Die Tonfolge C-Es-G-As-H, die Friedrich der Große eines Tages so ganz spontan einem bestimmten seiner Besucher "vorwarf": Und dieser Musiker namens Johann Sebastian Bach zauberte daraus eine ganze Werkreihe, die er als "Musikalisches Opfer" der Flöte spielenden preußischen Durchlaucht darbrachte.
Sehr viel größere Fantasie bewies der komponierende Thomaskantor noch mit ähnlichen Themen dieser Art in seiner Sammlung "Die Kunst der Fuge", die zu einem unerschöpflichen Reservoir für alle nachfolgenden Tonsetzer wurde. Auch Karl-Amadeus Hartmann, der große aufrechte Münchner Sinfoniker, ließ sich in seiner siebenten Sinfonie von Bachs Themen und überhaupt der "Alten Polyphonie" anregen.

Die niederländische Radio-Philharmonie widmet Karl-Amadeus Hartmann ihre ganze aktuelle Konzertsaison, indem sie alle acht Sinfonien des Komponisten aufführt, in sehr unterschiedlichen Programmen, die mal ergänzend, mal kontrastierend angelegt sind. Hartmann, der bekannteste musikalische Vertreter der "Inneren Emigration", wurde erst nach Krieg und Befreiung zum wirklichen Sinfoniker. Innerhalb von achtzehn Jahren, die ihm in seinem Leben noch blieben, schuf er sieben Stücke dieser Gattung, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Allmählich fand er in dieser Zeit - parallel zu seinem Wirken als Leiter der Konzertreihe "Musica Viva" in München - zu einer musikalischen Klangsprache zwischen abstrakter Moderne und Neoromantik, die er beim "Komponieren für die Schublade" während der Nazizeit nicht ausprobieren konnte.

Am 12. Januar leitet Jaap van Zweden ein Nachmittagskonzert der niederländischen Radio-Philharmonie. Er kehrt damit zu "seinem" Orchester zurück, das er als Chefdirigent sieben Jahre geprägt hat. Mit der siebenten Sinfonie beteiligt er sich am Hartmann-Zyklus, den sein Nachfolger Markus Stenz in Amsterdam initiiert hat. Außerdem spielt Christian Tetzlaff zusammen mit dem Orchester das Violinkonzert von Johannes Brahms, von dem es einst hieß, es sei unspielbar, weil es nicht für das Instrument komponiert sei. Als ob sich Friedrich der Große seinerzeit darum gekümmert hätte, dass sein herrschaftliches Fugenthema leicht zu spielen oder zu verarbeiten sei.


Concertgebouw Amsterdam
Aufzeichnung vom 12.1.2012


Johann Sebastian Bach: "Fuga (Ricercata) a 6 " aus dem Musikalischen Opfer BWV 1079
orchestriert von Anton Webern

Johannes Brahms: Violinkonzert in D-Dur op.77

Karl Amadeus Hartmann: Sinfonie Nr. 7

Radio Filharmonisch Orkest
Christian Tetzlaff, Violine
Leitung: Osmo Vänskä