Axel Milberg über das Vorlesen

"Ich bin vollkommen in dieser Welt"

10:12 Minuten
Porträt von Axel Milberg vor einer Wand aus Wellblech.
Der Schauspieler Axel Milberg hat unzählige Hörbücher eingesprochen, unter anderem alle Werke von Henning Mankell. Die meisten kennen ihn aber vor allem als "Tatort"-Kommissar in Kiel. © picture alliance / dpa / Frank Molter
Axel Milberg im Gespräch mit Dieter Kassel  · 21.10.2020
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Der Schauspieler Axel Milberg wird für sein Hörfunkschaffen geehrt. Er erhält den Sonderpreis des Deutschen Hörbuchpreises. Milberg liebt es, vorzulesen und ganz in der Geschichte aufzugehen. Die Zusammenarbeit mit Henning Mankell sei ein "Spektakel" gewesen.
Der Schauspieler Axel Milberg wird heute in München mit dem Sonderpreis des Deutschen Hörfbuchpreises für seine Hörbücher geehrt. Die Verleihung wurde wegen Corona verschoben. Die Jury würdigt Milberg, der unter anderem alle Bücher des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell eingesprochen hat, für sein langjähriges und herausragendes Hörfunkschaffen.
"Ich höre gern Hörbücher, besonders, wenn ich nachts auf dunklen Straßen im Auto unterwegs bin", sagt Milberg. Er suche dann im Radio "immer die menschliche Stimme" - und weniger nach Musik.
Beim Vorlesen verstehe er sich als Medium, berichtet der Schauspieler. Es gehe darum, sich den Figuren, der Geschichte und der Spannung hinzugeben.

Lesereise mit Henning Mankell

Die Zusammenarbeit mit Mankell sei schon ein "Spektakel" gewesen, erzählt Milberg. Der Schriftsteller sei zu Beginn sehr unwillig gewesen. "Er war kein extrem geselliger Mensch, er war einsilbig, fast ein bisschen abweisend und er wollte eigentlich am liebsten immer nur schreiben."
Dann habe sie der Hanser-Verlag gemeinsam auf Lesereise geschickt. "Und als er mich in irgendeiner Turnhalle in Münster oder so das erste Mal lesen hörte und wie ich das auf Deutsch lese, änderte sich sofort unsere Beziehung."
Mankell habe ihm dann angeboten, für seine Rolle als Kommissar im Kieler "Tatort" Geschichten zu schreiben. "Er begriff, dass ich in seine Welt eintauche mit Haut und Haaren, ohne Wenn und Aber. Und das ist dann auch ein Erlebnis für den Hörer."

Wenn der Po schmerzt

Wenn er vorlese, vergesse er alles, sagt Milberg. "Ich bin vollkommen in dieser Welt." Nach einiger Zeit tue ihm allerdings "der Po weh, man hockt da schon auf einem harten Stuhl." Und wenn man vorher Kaffee getrunken habe, sammele sich zu viel Speichel oder der Mund sei zu trocken.
"Es ist harte Arbeit, aber was ich nicht sehe mit meiner Vorstellungskraft, kann ich dem Hörer niemals vermitteln", so der Schauspieler. Er sehe jedes Wort, jeden Satz konkret vor sich. "Ich betone vielleicht auch etwas mehr als manch anderer Interpret die Physis der erzählenden Gestalt", sagt Milberg. Das sei ihm aber kostbar und könne eine Geschichte beim Vorlesen lebendig machen.
Welche Tricks und Kniffe er beim Vorlesen nutzt, muss das Publikum nach Milbergs Geschmack aber nicht unbedingt merken: "Man darf dem Koch nicht so in die Küche schauen, dann schmeckt es nachher auf dem Teller nicht."
(gem)

Sonderpreisträger Axel Milberg wird heute im Rahmen einer Veranstaltung des Literaturhauses München geehrt, die auch im Livestream zu sehen ist.

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