Axel Dammler: Im Internet dem Alltag entkommen

21.03.2009
Der Kommunikationswissenschaftler und Buchautor Axel Dammler hat beim Umgang mit dem Internet ein Auseinanderdriften der Gesellschaft festgestellt. Dammler sagte im Deutschlandradio Kultur, die Jugend verlagere immer größere Teile ihrer Lebenswelt ins Internet, während die meisten Erwachsenen die Mechanik des Internets nicht mehr verstünden.
Diese Entwicklung einiger Jugendlicher könne problematisch werden. "Wenn man nur noch vermittelt miteinander kommuniziert und überhaupt nicht mehr Reaktionen erlebt der anderen Leute, geht das Mitleidsgefühl, die Empathie verloren. Und an der Stelle rütteln wir wirklich an den Grundfesten unserer Gesellschaft."

Problematisch werde die Entwicklung der einzelnen Jugendlichen dann, wenn Beziehungen nur noch online geführt werden. Dammler sagte: "Wenn dann nur noch virtuelle Kontakte herrschen, wenn es eben diese realen Beziehungen nicht mehr gibt, dann droht wirklich eine große Gefahr der Vereinsamung." Daher sollten Erwachsene klare Regeln zum Umgang mit Computern aufstellen. Um nicht den Kontakt zur realen Welt zu verlieren, sollten Eltern zur Not auch Verb0te aussprechen oder ihre Kinder in Vereine schicken. Kinder müssten frühzeitig lernen, dass es eine Welt außerhalb des Internets gebe.

Als Grund für die Anziehungskraft des Internets sieht Dammler dessen reduzierte Komplexität. Die Welt werde für Jugendliche immer verwirrender und die Erwachsenen täten zu wenig, den Kindern bei der Orientierung zu helfen. So seien virtuelle Welten, die überschaubar sind, für Jugendliche ein "leichter Weg, aus dieser Komplexität rauszukommen." Dies sei letztlich eine Flucht, so Dammler.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 1.8.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.