Autogrammjäger

Die Lust an der Signatur

Autor Nick Hornby gibt Autogramme
Einige Fans versprechen sich eine nachhaltige Begegnung mit dem Autor beim Signieren. © imago/Seeliger
Von Jenni Zylka · 14.09.2015
Auch beim Internationalen Literaturfestival treten sie wieder in Erscheinung: Die Autogrammjäger. Sie stehen an beim chinesischen Künstler Ai Weiwei oder dem spanischen Bestseller-Autor Javier Marias. Was treibt sie an?
Es soll ja Menschen geben, die lassen sich fabrikneue Bücher durch Kugelschreiber verschandeln. Sie nennen das Autogrammesammeln und freuen sich auch noch darüber ...
"Ich freu mich bei der Veranstaltung von Ai Weiwei und Xi Jiwu gewesen zu sein. Ich hab auch Bücher mitgebracht. Man kann’s verschenken, wunderbar."
"Ich erinnere mich an die erste Veranstaltung vor 15 Jahren, da saß man mit Tabucchi im Berliner Ensemble, da war dann kaum ein Zuschauer – und heute hab ich auch ein Autogramm und weiß genau, wann das war!"
Schön und gut – aber geht’s den wirklich immer nur um den ideellen Wert?
"Ich weiß auch, dass man bei eBay viel Geld kriegen kann. Aber ganz im Gegenteil. Das mach ich nicht!"
"Ich habe einen Freund in Hamburg, der Fan ist von Ai Weiwei. Der hat mich beauftragt, Bücher signieren zu lassen. Das ist natürlich ne Wertsteigerung zum einen und zum anderen ein gutes Andenken an den lebenden Künstler der noch Autogramme schreibt, das ist sehr wichtig, und auch für die Fans, dass man einen besseren Bezug dazu hat, ja?"
Sammeln, um zu zeigen
Manche Fans hoffen auf eine nachhaltige persönliche Begegnung. Andere sammeln, um zu zeigen.
"Ja, also ich hol mir heute ein Autogramm von Ai Weiwei, weil ich bei der Documenta 2007 schon mal in der Unterkunft der 1001 Chinesen war und auch für ihn gesungen hab, da war ich aber noch ganz klein, und deswegen will ich wissen, ob er sich dran erinnern kann oder ich find das so schön, dass man den Kontakt noch mal zu ihm hat, und ihn sieht!"
"Auf Facebook hab ich'n unbekannten Freund in Anführungszeichen, der jede Woche postet, von wem er jetzt ne Unterschrift bekommen hat, er hat extra ein Buch angefertigt, das er täglich abfotografiert ... was für einen Sinn das hat, weiß ich nicht, aber ich glaub, er freut sich!"
"Ich hol mir gerade ein Autogramm von Javier Marias. Das ist 'ne bleibende Erinnerung, die man sich immer wieder angucken kann - deswegen finde ich’s schön!"
"Ja wir lesen sehr gern Javier Marias, es war sehr wichtig für meine Mutter, dass wir hier sind, und für mich bedeutet es auch viel. Er hat einen sehr schönen Satz über meine Schwangerschaft geschrieben, und das war sehr nett von ihm."
"Ein signiertes Buch ist für mich fast ein Heiligtum"
Und lesen die Bücher sich denn eigentlich besser, wenn eine Widmung drin steht?
"Ein signiertes Buch ist für mich fast ein Heiligtum, da vermeide ich das zu lesen. Heute hab ich sieben Bücher mit, da ist auch mal eins doppelt, also brauche ich das signierte nicht anfassen."
Also doch Geldmacherei?
"Deswegen bin ich nicht hier um die zu verkaufen, aber ich komme ja aus'm Osten, und weil ich von Günter Grass mal recht viele hatte, hab ich mal zwei signierte verkauft, um mir ein signiertes von Böll kaufen zu können. Also es ist nicht so, dass ich jetzt meine Mallorca-Reise finanzieren will."
"Ich häng mir das auf!"
"Eins behalte ich, eins schenke ich weiter."
Autogramme jagen ist also ein Breitensport. Und auch für Anfänger geeignet:
"Es ist das erst Mal, dass ich mir ein Autogramm geholt habe, und auch nur, weil ich den Autor nach Deutschland vermittelt habe, ich bin seine Agentin!"
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