Autobiografie von Ulrike Folkerts

Aufräumen mit Tabuthemen

08:42 Minuten
Ulrike Folkerts, als Tatort-Darstellerin Lena Odenthal, ist bei einem Fototermins zur ARD-Krimisendung Tatort.
Die Schauspielerin Ulrike Folkerts nutzte die Pandemie, um ihre Autobiografie zu schreiben. © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Ulrike Folkerts im Gespräch mit Stephan Karkowsky  · 12.04.2021
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Sie führte über Jahre ein anstrengendes Doppelleben, sagt die Schauspielerin Ulrike Folkerts: Die eigene Homosexualität öffentlich zu machen, sei in ihrem Beruf noch immer schwierig. Jetzt ist ihre Autobiografie "Ich muss raus" erschienen.
Bis heute werde Schauspielerinnen und Schauspielern abgeraten, sich zu ihrer sexuellen Präferenz offen zu bekennen, sagt Ulrike Folkerts. Die Schauspielerin ist vor allem als "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal bekannt. Die Corona-Pandemie hat sie genutzt, um kurz vor ihrem 60. Geburtstag die eigene Biografie zu schreiben. Diese erscheint jetzt unter dem Titel "Ich muss raus".

"Es ist immer noch so, dass man das besser nicht zeigen soll, das raten jedenfalls Agenten und Casterinnen", sagt Folkerts auch über ihre eigenen Erfahrungen.

Erleichterung nach Ende des Versteckspiels

Sie selbst habe ebenso lange Zeit vermutet, dass es ihrer Karriere schaden könnte, sich dazu zu bekennen, dass sie lesbisch ist – und habe es deshalb die ersten Jahre verheimlicht. "Ich dachte, das ist auch nicht wichtig, es braucht niemand zu wissen, niemand muss über seine Sexualität Auskunft geben, ich auch nicht."
Damit sei sie eine Weile gut gefahren, habe aber ein Doppelleben geführt und es sei dann irgendwann rausgekommen. "Ich war dann ganz erleichtert, als es endlich draußen war, weil die Heimlichtuerei und das Versteckspiel ist wahnsinnig anstrengend." Es sei in ihrer Branche nach wie vor kein einfaches Thema.

Erinnerungen an sexuelle Übergriffe

Sie sei außerdem froh, dass die MeToo-Debatte in Gang gekommen sei, denn sie sei als junge Schauspielerin bereits früh mit Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen konfrontiert worden. "Es war auch ein absolutes Tabuthema."
Ulrike Folkerts begrüßt deshalb, dass es jetzt Anlaufstellen gebe, darüber geredet werde und dass man Täter anzeigen dürfe. Sie nenne aber in ihrem Buch bewusst keine Namen von Kollegen, mit denen sie unangenehme Erfahrungen gemacht habe.
(gem)

Ulrike Folkerts: "Ich muss raus"
Brandstätter Verlag, Wien 2021
208 Seiten, 22 Euro

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