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Olympia-Ausschluss
Lukaschenkos Flucht in die Opferrolle

Das IOC hat den belarusischen Machthaber Alexander Lukaschenko und seinen Sohn Viktor von allen olympischen Aktivitäten einschließlich der Sommerspiele in Tokio ausgeschlossen - Lukaschenko fühlt sich ungerechtbehandelt. In Belarus sind Sportler*innen häufig Opfer politischer Verfolgung.

Von Stephan Laack | 08.12.2020
Der belarusische Machthaber Lukaschenko
Der belarusische Machthaber Lukaschenko (imago / ITAR-TASS / Valery Sharifulin)
Der belarusische Machthaber Lukaschenko ist sauer und fühlt sich ungerecht behandelt. Dass das Internationale Olympische Komitee ihn und seinen Sohn Viktor von allen olympischen Aktivitäten einschließlich der Sommerspiele in Tokio ausgeschlossen habe, müsse vor Gericht aufgearbeitet werden.
Lukaschenko: "Bach soll meine Schuld beweisen!"
Die Entscheidung könne nicht mit allen Teilnehmerländern des IOC abgestimmt worden sein, wettert Lukaschenko. "Wir müssen vor Gericht ziehen. Sie, dieser Bach und diese Bande im IOC sollen beweisen, was meine Schuld ist. Etwa, dass ich mein Land verteidige? Wieso werde ich bestraft? Ich war 25 Jahre lang nicht bei den Olympischen Spielen und werde das auch jetzt überleben", sagte Lukaschenko. "Und noch eins: Habt ihr das gesamte Internationale Olympische Komitee zusammengerufen. Alle Teilnehmerländer, von denen es über hundert gibt? Habt ihr etwa über das Thema diskutiert?"
Lukaschenko, der auch Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Belarus ist, zweifelt also die Rechtmäßigkeit seines Ausschlusses und die seines Sohnes Viktors an. Der wiederum ist übrigens erster Vizepräsident des Belarusischen NOK. Dass das IOC ihn bestrafe, könne er verkraften. Aber dass sein Sohn mit hineingezogen wurde, das ginge zu weit.
"Ich werde das Überleben. Aber wieso bestrafen sie Kinder? Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt. Wenn du eine gerechte Politik führst, braucht dich niemand, du wirst zu einem Feind erklärt", sagte Lukaschenko.
Politische Diskriminierung in Belarus Grund für die Maßnahme
Mit 45 Jahren ist Lukaschenko Sohn Viktor allerdings schon ein relativ altes Kind. Der Grund des Ausschlusses von den Olympischen Spielen ist bei Lukaschenko offensichtlich nicht angekommen. Das IOC hatte ihn und seinen Sohn suspendiert, weil das NOK von Belarus seine Athleten nicht ausreichend vor politischer Diskriminierung schützt.
Prominente belarusische Sportler, unter ihnen auch Medaillengewinner, hatten öffentlich Gewalt und politische Verfolgung in ihrem Land angeprangert. Wegen der Teilnahme an Protestaktionen waren zahlreiche Sportler auch mit Haft oder Geldstrafen belegt worden.