Ausweisung von Diplomaten

"Russland foutiert sich um internationales Recht"

Die britische und europäische Flagge wehen vor der britischen Botschaft in Moskau.
Die britische und europäische Flagge wehen vor der britischen Botschaft in Moskau. © imago
Marietta Schwarz im Gespräch mit Ulrich Schmid · 26.03.2018
Nach dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Skripal haben mindestens 18 Länder aus Solidarität mit London mehr als 100 russische Diplomaten ausgewiesen. Ob das auch Auswirkungen auf den russisch-europäischen Kultur- und Wissenschaftsaustausch haben könnte, besprach Marietta Schwarz mit dem Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands an der Universität St. Gallen, Ulrich Schmid.
Die Ausweisung sei ein sehr starkes Signal, wenn man genau hinsehe, falle aber auf, dass die einzelnen Länder nur kleine Zahlen an Russland-Vertretern ausgewiesen hätten, sagte Schmid. Trotzdem sei es eine wichtige Reaktion. "Es war ein Anschlag mit einem starken Nervengift auf fremdem Boden. Das kann man nicht einfach so durchgehen lassen."

Der letzte Tropfen

Der Vorgang sei der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. "Seit drei Jahren foutiert sich Russland um das internationale Recht", sagte der Wissenschaftler. Großbritanniens Premierministerin May habe getwittert, dass man dies nicht mehr zulassen werde. Er könne sich vorstellen, dass Russlands Präsident Putin nicht mit einer so starken Reaktion gerechnet habe.

Russland bleibt kulturell an den Westen angebunden

Folgen für den Kultur- und Wissenschaftsaustausch zwischen Europa und Russland sehe er im Moment nicht, sagte Schmid. Der Westen habe die Strafmaßnahmen auf das Botschaftspersonal beschränkt, es sei Russland gewesen, das die nächste Eskalationsstufe beschritten habe mit der Schließung des British Councils, des britischen Kulturinstituts in Russland. "Da versucht man natürlich schon, westliche, unliebsame Einflüsse auf die eigene Bevölkerung zu unterbinden. Ich glaube aber letztlich, dass die urbane, gebildete Bevölkerung in Russland natürlich immer noch sehr enge Kontakte mit dem Westen hat. Man ist kulturell an das Geschehen in Europa angebunden."
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