"Australia"

24.12.2008
Der australische Hollywood-Regisseur Baz Luhrmann wagt sich diesmal an einen Film heran, der einen Western, ein Melodram und einen Kriegsfilm vereint. Hauptdarstellerin ist Landsfrau Nicole Kidman, die als Lady Sarah Ashley glänzen kann. "Australia" bietet großartige Motive von Land, Mythen und Seele.
USA/Australien 2008, Regie: Baz Luhrmann, Hauptdarsteller: Nicole Kidman, Hugh Jackman, ab zwölf Jahren

Der Film stammt von Baz Luhrmann (Co-B, Pr.+R, Australien, USA 2007, 2008), geboren 1962 in einem Vorort von Sidney. Nach dem Studium an der australischen Filmhochschule Gründung einer Theatergruppe ("The Six Years Old Company"), Inszenierung von verschiedenen Musical- und Opernaufführungen (1990 "La Bohéme" von Puccini, die bis 1996 im berühmten "Sydney Opera House" lief und ab 2002 dann in New York). Auftritte als Schauspieler ("Der Winter unserer Träume", 1981, "The Dark Room", 1982). 1992 Spielfilm-Regie-Debüt mit der romantischen Dance-Komödie "Strictly Ballroom" (nach seinem gleichnamigen Theaterstück), die zum weltweiten Erfolg wurde. Danach: "William Shakeespeares Romeo und Julia", 1996 (mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes) sowie "Moulin Rouge", 2001 (mit Nicole Kidman und Ewan McGregor). 2004 führte Baz Luhrmann Regie für einen aufwändigen Parfüm-Werbespot ("Chanel No.5", mit Nicole Kidman).

Mit seinem vierten Kino-Spielfilm betritt der australische Hollywood-Regisseur nunmehr die große, für geschätzte 130 Millionen Dollar eingerichtete Bühne FILM-OPER: 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die britische Aristokratin Lady Sarah Ashley reist nach Australien, präzise: nach Darwin, im Norden (Hauptstadt des Northern Territory), wo ihr Ehemann eine große Rinderfarm führt und von ihr verdächtigt wird, eine Affäre zu haben. Vor Ort muss sie erfahren, dass ihr Mann verstorben und die Farm fast pleite ist.

Ein gieriger Viehbaron (samt seinem verbrecherischen Vorarbeiter) streckt bereits die "Heuschrecken"-Hände nach dem rund 30.000 Quadratkilometer guten Landstück aus. Doch gemeinsam mit dem raubeinigen Viehtreiber Drover beginnt sie den Kampf aufzunehmen. Obwohl man sich anfangs überhaupt nicht riechen kann, klar, raufen sich der Landbursche und die feine Lady immer besser und sehr Kino-like zusammen.

Zu einer weiteren wichtigen Figur in diesem Drama wird der 12-jährige Waisenjunge Nullah, ein Aborigine-Mischling, der von der weißen "Führungs"-Gesellschaft geächtet und verfolgt wird. Lady Ashley schützt ihn und will ihn adoptieren. Was "die Sache" hier natürlich keineswegs leichter macht, sondern, im Gegenteil, erheblich erschwert. Aber die Britin erweist sich als ebenso stur und starrköpfig wie lernfähig und stark, wenn es um ihre geschäftlichen wie privaten Interessen geht. Drover wirkt und ist mehr und mehr beeindruckt.

Ein toller Schmachtfetzen von Kintopp. Auf der wunderschönen australischen Bühne. Denn die Landschaftsbilder, die die Kamerafrau Mandy Walker und ihr Team einfangen, sind von außerordentlicher, beeindruckender, betörender Schönheit. Cinemascope-Australien-satt für die Augen und Sinne. Ein 166 Minuten Herz-Schmerz-Abenteuer-Epos als klassische, hochemotionale, grandiose Kino-OPER in drei Akten: Zunächst als Western (1500 Rinder müssen durchs riesige Wüsten-Land getrieben werden), dann als Melodram (die Lady und der Viehtreiber) und schließlich als Kriegsfilm (der Angriff der Japaner im Februar 1942 auf Darwin). Oder: Wenn "Vom Winde verweht" auf "Jenseits von Afrika" in "Australia" trifft.

Vivien Leigh, Clark Gable, Meryl Streep, Robert Redford vereinigen sich hier in "Oscar"-Preisträgerin Nicole Kidman ("The Hours") und dem 41-jährigen "X-Men"-.Sunnyboy (und nächsten "Oscar"-Verleihungs-Moderator) Hugh Jackman. Also: Prächtigste Landschaftsansichten, eine passable, unterhaltsam-spannende Gut-Böse-Story, mit deutlicher Rassismus-Gesellschaftskritik, großartige Motive von Land, Mythen, Seele. Kino-Herz, was willst du mehr. Sozusagen: Überzeugender, schöner Kitsch mit viel "Schmackes". Auch, weil in der dritten Haupt-(Neben-)Rolle ein kleiner Boy phantastisch-überzeugend mitmischt: Neuling Brandon Waters als Mischling Nullah. Er, zugleich Off-Erzähler der langen Geschichte(n), wirkt wie ein emotionaler Vulkan: Mitreißend, fiebernd, berührend.

Fazit: "Australia" ist ein richtig schönes Unterhaltungsbonbon, mit viel Spannung, Seele und Menschen-Gefühl, das sich Zeit nimmt für Entwicklung, Charaktere, Action und Gefühl(e). Man kann sich hier wie in einen "großen Klassiker-Schinken" gut reinfallen lassen, um augenzwinkernd-herrlich "abzuseufzen".