Ausstellung über Katastrophenfilme

Von der Realität eingeholt

10:10 Minuten
Eine Frau hält an ihren Händen zwei Kinder. Sie schauen sehr erschrocken. Hinter ihnen steht ein Flugzeug und ein brennendes, eingestürztes Gebäude. Es handelt sich um eine Szene aus dem Katastropenhfilm "2012" von Roland Emmerich.
Der Weltuntergang ist z.B. Roland Emmerichs Spezialität: In seinem Katastrophenfilm „2012“ drohen Sonneneruptionen das Leben auf der Erde unmöglich zu machen. © Columbia Pictures Industries, Inc
Stefanie Plappert im Gespräch mit Max Oppel · 15.07.2021
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Katastrophenfilme erzählen von einem Meteoriteneinschlag, einem Virus oder dass der Klimawandel die Menschheit auslöschen wird. Die Ausstellung „Katastrophe“ in Frankfurt am Main erklärt das Genre, das in manchen Bereichen immer weniger eine Fiktion ist.
Katastrophenfilme wie "Armageddon" und "The Day After Tomorrow" sind klassisches Popcornkino. Doch angesichts der verheerenden Unwetter in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, der Pandemie und des Klimawandels könnte einem das Popcorn inzwischen auch im Halse stecken bleiben: Katastrophen sind sehr nah an uns herangerückt.
Die Ausstellung "Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?" im Deutschen Filminstitut Frankfurt am Main widmet sich den Filmen, die vom Schlimmstmöglichen erzählen. Die Ausstellung, die bereits seit 2019 geplant wurde, sei von der Realität eingeholt worden, sagt die Kuratorin Stefanie Plappert.
Die Frage, ob das Publikum jetzt der Katastrophen in der Realität überdrüssig ist oder trotzdem noch Interesse hat, habe sie während des vergangenen Jahres begleitet und auch eine Rolle bei der Filmauswahl und Schwerpunktsetzung der Ausstellung gespielt, erzählt Plappert: "Wollen wir beispielsweise Pandemie wirklich ganz groß behandeln?" Sie hätten sich final dazu entschlossen, Filme über Pandemien nur als ein Teil des Genres Katastrophenfilm zu thematisieren.

Katastrophen nach Baukastenprinzip

In der Ausstellung kann man beispielsweise Filmszenen und Objekte aus dem Produktionsprozess eines solche Films ansehen. Dabei durchwandern die Ausstellungsbesucher die klassischen Kapitel eines Katastrophenfilms. Die Filme des Genres seien in der Regel schematisch aufgebaut, erklärt die Kuratorin:
Zunächst werde immer die Gegenwart als etwas Bewahrenswertes dargestellt. Zudem würden die ersten Anzeichen einer beginnenden Katastrophe gezeigt: "Das Wetter entwickelt sich komisch, Messergebnisse entwickeln sich eigenartig, Wissenschaftlerinnen warnen vor möglichen Gefahren, auf die hört aber keiner." Und dann trete die Katastrophe ein. Im Anschluss daran folge der im Film meist umfangreichste Teil: der Versuch zu retten, was noch zu retten ist.

Alarmismus mit Folgen

Dass Katastrophenfilme mehr als Unterhaltung bieten können, zeigt das Beispiel von Roland Emmerichs Blockbuster "The Day After Tomorrow" aus dem Jahr 2004. Der populäre Film habe es geschafft, die Diskussion über den Klimawandel, seine Bedrohungen und das menschliche und politische Verhalten in Gang zu bringen, betont die Kuratorin.
Dem Regisseur sei Alarmismus und Übertreibung vorgeworfen worden, was er tatsächlich auch ein bisschen betreibe. Aber, so Plappert: "Auf der anderen Seite gibt es auch nicht wenige Wissenschaftler, die enorm dankbar dafür sind, dass er dieses Thema auf die Agenda gebracht hat."
(jfr)

Die Ausstellung "Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?" im Deutschen Filminstitut Frankfurt läuft bis zum 9. Januar 2022.

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