Ausstellung über "Fake News" in München

Wahrheit und Lüge im Dauerclinch

Computertaste mit der Aufschrift "alternative facts".
Alternative Fakten werden in einer Ausstellung in München im Rahmen der Kunst beleuchtet © imago
Stephan Huber im Gespräch mit Gabi Wuttke · 05.06.2018
Warum hat die Lüge Konjunktur? Dieser Frage geht eine vom Künstler Stephan Huber konzipierte Ausstellung in München nach. Auch Verschwörungstheorien und "alternative Fakten" spielen bei "Eiskalt. Die dunkle Seite der Macht" eine wichtige Rolle.
Wer meint, dass Verschwörungstheorien neu seien, sollte sich bei dem Österreicher Karl Kraus umsehen. Der hat schon vor hundert Jahren in "Die letzten Tage der Menschheit" Untergangsszenarien formuliert, die erstaunlich aktuell wirken. So aktuell, dass sie dem Künstler Stephan Huber als Inspirationsquelle für die Ausstellung "Eiskalt. Die dunkle Seite der Macht" dienten.

13 Künstler im Dialog über Dystopien

"Populismus, der sich im Internet formuliert, unglaublich viele Follower besitzt, wird plötzlich zum Zentrum der Information. Das ist für mich eine Horrorvorstellung", sagte Stephan Huber im Deutschlandfunk Kultur.
13 Künstler lässt er über dieses Thema in Dialog treten, darunter Emma Stibbon, Ken Adam und Judith Neunhäuserer. "Meine Bücher finden sich im selben Raum wie zwei riesige Naturdarstellungen von Emma Stibbon. Einmal das Naturhafte, einmal das Menschengemachte - in beiden Fällen sind es Dystopien. Darum kreist die Ausstellung", so Huber.
Obwohl die Schau eine politische Konnotation habe, sei sie doch vor allen Dingen eine Kunstausstellung: "Sie bleibt in der subversiven Logik der Kunst. Sie ist nicht belehrend, sie ist eher sehr pur und protestantisch und reduziert in der Form", so der Kurator. "Die Arbeiten erzeugen eine Distanz, sie sollen eine Distanz erzeugen und sie sollen eine bestimmte Skepsis erzeugen. Es gibt eine bestimmte Form der Widerspenstigkeit und die ist bewusst so gesetzt."

Ein Jahrhundert voller semifiktionaler Biografien

Wahrheit oder Lüge - diese Frage stelle sich in der Kunst anders als in der Wirklichkeit, meint Stephan Huber. "Das ganze Jahrhundert - von Bob Dylan angefangen über James Joyce - lebt von semifiktionalen Biografien. Als Trick, als Form - und das ist auch etwas Wunderbares, ein Spiel mit Wahrheit und mit Fiktion. Die ganze Literatur lebt davon. Und natürlich auch die Kunst." Die Ausstellung sei in diesem Sinne "ein emotional-ästhetischer Zustandsbericht des Status Quo". (be)
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