Ausstellung "Tierisch beste Freunde"

Was Haustiere über den Menschen verraten

"Fernando + Erik" - Porträt von Christoph Schwab
"Fernando + Erik" - das Porträt von Christoph Schwabe ist Teil der Ausstellung. © Christoph Schwabe
Kuratorin Victoria Krason im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 27.10.2017
Zierfische, Nacktkatzen, Labradore, Vogelspinnen – rund 30 Millionen Tiere leben in deutschen Haushalten. Für manche ist das Haustier bloßes Statussymbol, für andere der bessere Mensch. Eine Schau in Dresden zeigt, wie sich die Beziehung Mensch-Tier entwickelt hat.
Mal Freund, mal Feind – das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist kompliziert. Erst wurde das Tier gejagt, dann gezähmt, gezüchtet und schließlich geliebt. Ein Tier zu halten, das keinen Nutzen erfüllt, war lange Zeit ein Privileg, das nur Adeligen vorbehalten war. Baroninnen und Hoffrauen ließen sich mit ihren kuscheligen und kulleräugigen Schoßhunden porträtieren. Erst im 18. Jahrhundert entdeckte auch das Bürgertum die Liebe zum Haustier.
Die Ausstellung "Tierisch beste Freunde" in Dresden zeigt, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Haustier in den vergangen Jahrhunderten bis zur Gegenwart entwickelte. Zugleich thematisiert sie die Ambivalenz dieser Beziehung. Denn der Mensch liebte das Tier nicht so, wie es war. Das zeige sich beispielsweise an den vielen Hundearten, die gezüchtet worden seien, erklärt Kuratorin Victoria Krason im Deutschlandfunk Kultur.
"Der Mensch hat den Hund gewissermaßen mach seinen eigenen Vorstellungen stark geformt. Einerseits dadurch, dass der Mensch ihn stark bestimmt hat, andererseits gibt es tatsächlich auch Theorien, dass Menschen sich ihre Hunde so aussuchen, dass sie ihnen ähneln."

Wer passt sich wem an?

Und tatsächlich demonstrieren einige der ausgestellten Fotografien von Menschen und ihren Hunden in eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier. Bei manchen Porträts fragt man sich geradezu: Hat sich der Mensch seinem Tier angepasst? Oder hat er sich ein Tier gesucht, das zu ihm passt? Haustiere, so Krason, verkörpern auf gewisse Weise die Bedürfnisse und Sehnsüchte des Menschen. Dazu zählt die Liebe zur Natur genauso, wie der Wunsch, ein pflegeleichtes Statussymbol zu besitzen.
"Wir sehnen uns im Haustier nach etwas Natur im Wohnzimmer. Aber gleichzeitig wird es eben angepasst, das Tier wird erzogen und häufig auch sehr stark vermenschlicht."
Liebt der Mensch im Tier am Ende nur sich selbst? Nicht immer. Wie vielfältig die Beziehung zwischen Menschen und Tieren sein können, wird auch deutlich, wenn in der Ausstellung das radikale Experiment einer Tierschützerin vorgestellt wird. Die Vorsitzende der US-amerikanischen Rabbit Society rettete 200 Hasen aus einem Versuchslabor. Doch statt die Tiere auszusetzen oder in Käfigen zu halten, baute sie ihr Haus um, erzählt Krason.
"Das Spannende ist: Sie hat versucht, ihr Haus für diese Tiere so umzugestalten, wie es auch für die Tiere perfekt ist. Das führt dazu, dass die Lebensqualität des Menschen zugunsten der Wünsche des Tieres zurückgestellt wird und man versucht, dort eine Gleichberechtigung herzustellen."

Die Ausstellung "Tierisch beste Freunde - Über Haustiere und ihre Menschen" ist noch bis 1. Juli 2018 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen.

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