Ausstellung "Afronautic Tales"

Aufbruch in neue Seh-Welten

09:43 Minuten
Ein Filmstill aus Afronautic Tales zeigt einen Afrikaner in einem blauen Monobloc sitzend, der auf eine Fotografie zeigt.
Filmstill aus Afronautic Tales. © Maix Mayer / VG Bild-Kunst Bonn / Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin
Maix Mayer im Gespräch mit Timo Grampes  · 17.06.2019
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In seiner Ausstellung "Afronautic Tales" zeigt der Leipziger Künstler Maix Mayer eine anderthalbstündige Installation, in der ein Veejay in Tansania einen Film live übersetzt und kommentiert. Damit gibt er einen Einblick in ungewohnte Sehgewohnheiten.
Veejays sind in Afrika so etwas wie Live-Film-Übersetzer. Doch sie tun mehr als das: Sie übersetzen nicht nur, sondern kommentieren auch, was zu sehen ist. Die Aufzeichnung, wie ein Veejay den 60er-Jahre-DDR-Sci-Fi-Streifen "Der schweigende Stern" in Tansania bespricht, ist Teil der Ausstellung "Afronautic Tales" des Leipziger Künstlers Maix Mayer. Mayer hat zum "Schweigenden Stern" einen autobiographischen Bezug, weil er im selben Jahr geboren ist. Im Film spielt ein Afrikaner einen afrikanischen Fernsehtechniker, erzählt er, und dass der direkt von den Straßen Ost-Berlins gecastet worden sei.
Das Veejaying in Afrika ist dabei ein ganz anderes Seh-Erlebnis als in einem Kino in Deutschland. Man sitzt auf harten Holzbänken oder auf dem Fußboden, man unterhält sich, man geht auch mal raus - und manchmal macht der Veejay auch noch Werbung für eigene Produkte. Was Mayer daran spannend findet: "Mich interessiert vor allem, wie wir mit visuellen Dingen umgehen, was die für eine Bedeutung haben", sagt er. "In dieser globalen Welt, wo vieles zwanghaft homogenisiert ist, dass es da auch andere Formen der Aneignung gibt und man ist gefordert, das bei sich selbst zu überprüfen."

In der DDR war Afrika weit weg

Geboren und aufgewachsen ist Mayer in der DDR. Rückblickend sagt er, waren die 60er-Jahre geprägt von Zukunftsvisionen, von Darstellungen von anderen Welten im Fernsehen und in Illustrierten, wie Raumstationen, schwimmenden Städten oder Unterwasser-Stationen. "Diese Bilder von Zukunft, die man so aufnimmt, bestimmen die Gegenwart und das gegenwärtige Handeln", meint Mayer.
Afrika war wahnsinnig weit weg, erinnert er sich, fast unerreichbar. "Die Afrika-Karte im Geographie-Unterricht war blau und rot eingefärbt. Dunkelblau war für kapitalistische Orientierung, hellblau waren die, die sozusagen 'halbkapitalistisch' sind und so ähnlich war es dann mit dem Rot, die streng sozialistisch sind oder auf eine sozialistische Orientierung hinarbeiten, die waren hellrosa oder rot."

Ausstellung Afronautic Tales, Maix Mayer
21. Juni bis 18. August
Schwartzsche Villa, Berlin
Eintritt frei

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