Außerirdische A-cappella-Musik

Von Miron Tenenberg · 01.03.2013
Die Voca-People, das sind acht Sänger aus Israel, die bis Ende März durch die Konzerthallen Deutschlands touren. Sie erzeugen die Musik alleine mit ihren Stimmen. Dabei unterhalten sie ihr Publikum mit Popmusik und Comedy.
Acht komplett weiße Wesen stehen auf der Bühne und geben Laute von sich. Es sind die Voca People, Außerirdische von einem Musik-Planeten. In Ihrer Show werden sie die Zuschauer durch die Musikgeschichte der Erde führen, so heißt es im Programm. Doch wer steckt hinter den weißen Kostümen? Lior Kalfo, Schöpfer und Regisseur der Voca People, beantwortet das so:

"They are aliens [...] Es sind Außerirdische! Wären Sie Menschen, würden sie wahrscheinlich ihre Egos in den Vordergrund stellen: zuerst käme der eigene Name und das eigene Gesicht. Aber das ist ja gerade Teil ihrer arglosen Reinheit – sie haben keine Egos."

Der israelische Chef der Voca People hat ein klares Konzept: Die kostümierten Sängerinnen und Sänger kommen von einem anderen Planeten und sind auf der Erde notgelandet. Da sie nur über Musik miteinander kommunizieren, brauchen Sie nun die Kraft der Erden-Musik, um ihr Raumschiff wieder zu starten. Dabei treten die gänzlich in weiß gekleideten, weiß geschminkten und in weißen Plastikhauben steckenden Sänger oft in Kontakt mit dem Publikum und machen ihre Scherze mit den Zuschauern. So reisen sie durch die Pop-Geschichte der letzten Jahrzehnte und verbinden diese mit Slapstick-Comedy. Aber warum haben sie so einen Erfolg?

"Die Kombination aus Hits erkennt jeder wieder, egal wo – von Mexiko über Italien, China bis nach Singapur. Die Leute kennen diese Songs und ich habe nur noch eine gute Portion Witz und Comedy dazu gemischt. Das ist wahrscheinlich das Geheimnis des Erfolgs."

In Israel ist Lior Chalfon, der sich im Ausland Lior Kalfo nennt, als Komödiant landesweit bekannt. Seine Auftritte in der erfolgreichsten israelischen Comedy-Fernsehshow haben ihn den Namen "Jim Carrey Israels" eingebracht. Doch bei den Voca People muss man schon genau aufpassen um Verweise auf Israel zu finden.

"Ich würde niemals die Tatsache, dass ich Israeli bin, verstecken. Ich wurde in Israel geboren und bin stolz darauf ein Israeli zu sein. Mit Waffen kam ich gar nicht in Berührung. Sogar in meinem Armeedienst war ich als Sänger und Comedian unterwegs. Und als solcher weiß ich, dass ich in Israel eine nicht-politische Persönlichkeit darstelle; eigentlich hasse ich Politik. Ich sehe mich eher als Israeli mit internationaler Ausrichtung. Wirklich, ich liebe die Welt, reise eine Menge und beziehe so viele meiner Ideen von so unterschiedlichen Orten, an denen ich war. Das versuche ich dann in meiner Kunst einzubringen."

Etwa 30 Sänger stellen die Voca People weltweit dar. So finden zwei Tourneen gleichzeitig statt. Aktuell eine in Deutschland und eine in Kanada und den USA. Durch die weltweit bekannten Hits und die neutralen, weißen Kostüme, können die Voca People eigentlich überall auftreten. Ihr internationaler Erfolg verdeutlicht das. Inspiriert von seiner vielsprachigen, jüdischen Großmutter aus der Türkei, arbeitete Kalfo bereits bei seiner vorigen Show "Glow" mit Stimmen und Sprachen. Auch für die Voca People versucht er die jeweiligen Klangmelodien der unterschiedlichen Sprachen zu mischen.

"Italienisch ist eine sehr musikalische Sprache" [Kalfo intoniert italienische Klangmelodie]. "Deutsch hingegen …" [Kalfo intoniert deutsche Klangmelodie] "hat eine ganz andere Musikalität."

Lior Kalfo hat eine gute Idee und hervorragende Künstler, doch schafft er es zu selten, aus den Evergreens etwas Neues herauszuholen. Man wünscht sich, die Show würde künstlerisch etwas mehr wagen, als nur auf den Wiedererkennungswert vergangener Hits zu setzen. Das wiederum klappt zweifellos.

Nur schade, dass die Comedy-Einlagen in der Mitte der Show abflachen. Hier hätte man von Kalfo mehr erwarten können, der seine Raffinesse dem allzu einfachen Geschlechterklischee geopfert hat.

Glücklicherweise aber steigert sich das anfängliche Mitsummen der Zuschauer zu einem tosenden Applaus. Letztendlich schaffen es die Voca People mit ihren fantastischen Stimmen das Publikum einzunehmen. Da wirkt es schon fast skurril, als in der Zugabe eine kurze Fahrt durch die deutsche Schlagerwelt vorgeführt wird.

Dem Publikum gefällt's. Mit stehenden Ovationen werden die Voca People verabschiedet, bevor es dann zur Autogrammstunde geht. Die Voca People sind noch bis zum 27. März in Deutschland zu sehen.


Mehr Infos im Netz:

Website der "Voca People"