Außenseiter und Alleinunterhalter

Von Jonathan Scheiner · 24.09.2010
Nur die wenigsten werden wissen, dass der Hit "Club Song” von einem jungen Musiker aus Südafrika stammt. Doch sein biblischer Vorname deutet es schon an. Yoav ist jüdisch. Der in Israel geborene Sänger und Gitarrist ist schon in jungen Jahren mit seiner Familie nach Südafrika ausgewandert.
Zu seinen Konzerten in Deutschland reist Yoav mit einer kleinen Flottille von fabrikneuen italienischen Kleinwagen an. Das Ganze soll stylisch gefilmt werden, um es später im Internet zu präsentieren. So etwas denken sich pfiffige Marketing-Strategen aus, wenn sie mit einem neuen Produkt eine junge Zielgruppe erreichen wollen. Mal sehen, ob die Italiener mit dieser Kampagne auch nur eines ihrer Autos zusätzlich verkaufen werden. Fest steht jedoch schon jetzt, dass Yoav viel mehr ist als ein bloßer Promo-Gag. Denn der Mann mit der Gitarre macht richtig gute Musik. Davon kann man sich auch auf seinem zweiten Album überzeugen, das dieser Tage erscheint. Es heißt "A Foolproof Escape Plan”.

Vor ein paar Wochen ist Yoav nur mit seiner Gitarre ausgerüstet durch die rumänischen Karpaten getrampt. Diesmal war keine Kamera mit dabei. In Rumänien ist Yoav Sadan, wie er im richtigen Leben heißt, auf den Spuren seiner jüdischen Familie gewandelt. Wegen seines Großvaters, der in Iasi geboren wurde, durfte Yoav sich dort einen rumänischen Pass abholen. Der Musiker hat noch eine weitere Staatsangehörigkeit: Seit er Israel im zarten Alter von 6 Monaten verlassen hat, lebt Yoav in Süd-Afrika. Doch wirklich zugehörig zu diesem Land fühlt er sich nicht:

"Ich würde mich nicht als jüdischen Musiker beschreiben. Ich weiß ja nicht einmal, aus welchem Land ich komme. Natürlich wurde ich in Südafrika groß, trotzdem würde ich mich nicht als Südafrikaner bezeichnen. Ich habe viele Jahre in New York und viele Jahre in London gelebt und bin durch andere Länder gereist. Meine Identität ist davon sehr stark geprägt worden. Ich wurde zwar in Israel geboren, aber meine Eltern haben das Land verlassen, als ich ein halbes Jahr alt war.

Meine Mutter kam aus Südafrika und deshalb sind meine Eltern dorthin zurückgegangen. Doch anders als meine älteren Geschwister haben mich meine Eltern auf eine christliche Knabenschule geschickt. Doch obwohl das eine sehr renommierte Schule war, ist das nicht der richtige Platz für mich gewesen, denn ich war dort der einzige jüdische Schüler. Auch später als Musiker und Dichter war ich stets ein Außenseiter und so habe ich mich auch in der jüdischen Gemeinde von Kapstadt gefühlt."

Yoav singt nicht nur und spielt Gitarre. Mit den Füßen bearbeitet er gleichzeitig auch noch sein technisches Equipment, das er augenzwinkernd Biest nennt. Mit diesem Biest erzeugt er Loops, immer wieder kehrende Klangschleifen, die seine Songs in schillernden Farben untermalen. Und obwohl sich Yoav für sein aktuelles Album noch weitere Musiker mit an Bord geholt hat, so ist sich der Singer- and Songwriter doch im Grunde selbst genug. Der geborene Alleinunterhalter. Die Verkörperung einer One-Man-Band.

Yoavs Homepage