Auslandssender RT

Propaganda im Dienste des Kreml

Eine Moderatorin des englischsprachigen Ablegers von Russia Today bereitet sich auf die Sendung vor.
Eine Moderatorin des englischsprachigen Ablegers von Russia Today bereitet sich auf die Sendung vor. © picture alliance / dpa / Dzhavakhadze Zurab
Von Thomas Franke · 09.03.2015
Das Staatsfernsehen RT verbreitet bereits seit 2005 Kremlpositionen, seit einiger Zeit auch mit einem Ableger in Deutschland. Die russische Regierung sieht in dem Sender eine Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung.
"Unsere Zuschauer wissen, dass wir vom Kreml bezahlt werden. Und natürlich zeigen wir die russische Perspektive. Denn das ist die Perspektive, von der wir ansonsten glauben, dass sie außen vor ist."
Sagt einer Moderatorin von RT im Interview mit CNN. Die Moderatorin ist durchaus angriffslustig. CNN hat den Teil des Gesprächs offensichtlich rausgeschnitten, denn der Clip bei RT heißt:
"CNN zensiert Interview mit RT-Moderatorin - Wir zeigen den Fehlenden Part."
Auch die Tatsache, dass es Propaganda ist, ist der Moderatorin von Russia Today im Gespräch mit CNN nicht peinlich.
"Ich habe viele Ihrer Berichte gesehen, und in keinem hinterfragen Sie die US-Regierung und deren Politik. Und wir von der russischen Propaganda hinterfragen die Waffen für die freie syrische Armee."
Die Medien als eine Waffe
Die russische Regierung befindet sich in den unterschiedlichsten Bereichen im Krieg und sieht Medien als eine Waffe. Dementsprechend gut finanziert ist die Informationsoffensive. RT, Russia Today macht locker CNN, Al Jazeera oder BBC-World Konkurrenz.
Soft Power nennt man diese Art von Machtpolitik. Die Beiträge der russischen Propagandisten sind gut verschlagwortet. Suchmaschinen finden sie. Von der Optimierung für Suchmaschinen lebt mittlerweile eine ganze Branche. Dazu kommt die Verbreitung über möglichst viele Soziale Medien.
RT wird zudem von einer Multimedia-Agentur begleitet: Sputnik. Dmitri Kiseljow, der Chef der weltweiten Kremlpropaganda bei der Präsentation:
"Wir sind gegen die aggressive Propaganda, die heute die Welt füttert, und die den Menschen eine unipolare Weltsicht aufzwingt. Wir werden alternative Interpretationen liefern. Dafür gibt es eine Nachfrage in der Welt. Die Welt hat es satt, dass sich ein Land für besonders hält."
Umfassende Medienoffensive des Kreml
Damit sind immer die USA gemeint. Kiseljow ist bekannt für seine antiamerikanischen Ausfälle. Im Staatsfernsehen prahlte er in seiner Sendung zur besten Sendezeit, Russland sei das einzige Land, das die USA in nuklearen Staub verwandeln könne. Sputnik ist ein wesentlicher Baustein einer umfassenden Medienoffensive des Kreml. Sputnik gibt es derzeit in 15 Sprachen. Bei der Eröffnung schaltete Kiseljow dann auch zum Berlin-Korrespondenten:
"Die deutschen Propagandisten haben große Not. Das Publikum verliert das Vertrauen in die deutschen Medien. Die meisten Menschen suchen nach Alternativen, nach wahrhaftiger Information. Wir wissen von den Skandalen im deutschen Fernsehen, im Ersten, der ARD. Wir wissen von der Unprofessionalität der deutschen Journalisten in der Ukraine-Berichterstattung."
Aus der Selbstdarstellung:
"Dass RT nun auch in deutscher Sprache produziert wird, ist nicht zuletzt der Initiative tausender Menschen im deutschsprachigen Raum zu verdanken, die eine Kampagne starteten, mit dem Ziel, RT- Berichterstattung als eine alternative Informationsquelle, abseits des Mainstreams, auch in deutscher Sprache zu ermöglichen. Die Ukrainekrise hat beispielhaft gezeigt, in welchem Ausmaß die etablierte deutschsprachige Medienlandschaft von einer einseitigen, oft sehr manipulativen und überaus simplizistischen Sicht der Dinge geprägt ist. Mit dem deutschsprachigen Programm von RT wird einem einseitigen und oft interessengetriebenen Medien-Mainstream ein Gegenstandpunkt gesetzt."
Was andere nicht sagen
Kern der Offensive des Fernsehkanals RT ist unter Anderem die Sendung "Der fehlende Part". Ein Puzzleteil Panzer, Soldaten, Trümmer, Politikerköpfe: Dann die Einblendung: Augen auf! Was andere nicht sagen ...
"Herzlich Willkommen beim fehlenden Part, hier bei RT-Deutsch. Wenn man überlegt, wie oft haben wir eigentlich schon über die negative Russlandberichterstattung in Deutschland gesprochen. Ich glaube unzählige Male. Und jetzt empirisch bewiesen. Aber dazu kommen wir später ..."
Die Moderatorin heißt Jasmin Kosubek.
"Der fehlende Part - Was machen wir anders? Unser Ziel ist es, eine Gegenöffentlichkeit herzustellen sowie Medienmanipulationen aufzuzeigen. In diesem Sinne werden wir Stimmen zu Wort kommen lassen, die eine alternative, unkonventionelle Sichtweise präsentieren. Unser Leitbild lautet: 'Wir zeigen den fehlenden Teil zum Gesamtbild'. Also genau jenen Part, der sonst verschwiegen oder weggeschnitten wird."
Die Kremlsicht einmassieren
Die Medienoffensive der russischen Regierung ist groß angelegt: In Kirgistan hängen an der Straße Werbetafeln für Sputnikradio, der Außenminister von Abchasien, einem nicht als selbstständig anerkannten Teil Georgiens, hat Kugelschreiber von Sputnik auf seinem Schreibtisch. Das Ziel ist immer das gleiche: Die Menschen von professionellem Journalismus weg zu bekommen und ihnen die Kremlsicht einzumassieren.
Julian Hans, Moskaukorrespondent der "Süddeutschen Zeitung", zieht eine klare Linie zwischen Propagandamedien und Journalisten:
"Zu unserer offenen Gesellschaft gehört ja auch dazu, dass wir Selbstkritik üben und zur Selbstkritik neigen. Das macht ja die Gesellschaft auch stark, weil das ist mit ein zentraler Unterschied zu einer autoritären Gesellschaft. Dass die Autorität in dieser Gesellschaft so tut, als wüsste sie alles, wüsste für alles die richtigen Lösungen und könnte alles planen und ich glaube, die freien Gesellschaften sind auch deshalb stark, weil sie sich ständig überprüfen und fragen, was sie falsch gemacht haben."
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