"Aushilfsgangster"

Gesehen von Hannelore Heider · 02.11.2011
Die Komödie zur Finanzkrise: Ein zwielichtiger Broker hat Millionen verzockt, darunter leidet auch der Pensionsfonds einiger "kleiner" Angestellter in einer Penthouse-Anlage. Sie wollen sich "ihr" Geld aus der Wohnung des hinterhältigen Finanzjongleurs zurückholen.
Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn es nicht immer auch mit dem Zeitgeist schwimmen würde. Zu den ernsthaften "Finanzkrisenfilmen", zuletzt sahen wir den blitzgescheiten "Margin Call", kommt jetzt eine Komödie für Zuschauer, die dem Manager- und Börsenkauderwelsch kaum folgen können, ihre gerechte Empörung über die Zockermethoden der Banker aber ganz gern im Kino gespiegelt sehen und vor allem - etwas zu lachen haben wollen.

Schauplatz ist ein luxuriöser Wohnturm an der Upper West Side von New York, wo neben anderen Reichen auch Alan Alda, einer von Woody Allens Lieblingsschauspielern, im Penthouse residiert. Er spielt blendend den zwielichtigen Finanzjongleur Arthur Shaw, der wie die anderen Bewohner dieser Luxusanlage von einem ganzen Heer von Bediensteten umsorgt wird. Auch für die ausgefallensten Wünsche der Bewohner hat der loyale Hotelmanager (Ben Stiller) stets ein offenes Ohr, weshalb seine Empörung um so größer ist, als FBI-Agentin Claire (Téa Leoni) seinen exquisiten Gast unter strengen Hausarrest stellt.

Arthur Show wird angeklagt, Millionen verzockt zu haben, darunter die Rentenzahlungen vieler Angestellter, die sie ihm in gutem Glauben anvertraut hatten. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird der große Fisch auch diesmal wieder ungeschoren davon kommen, die veruntreuten Millionen sind schlicht nicht auffindbar.

Hier nun machen sich die kleinen Leute auf, ihr Geld zurückzuholen und Rache zu üben. Hotelmanager Josh Kovacs organisiert eine Truppe, die im Unterschied zur Crew in den ähnlich ablaufenden "Ocean's Eleven"-Filmen zwar nur aus Laien besteht, dafür aber den Vorzug hat, das Hotel wie ihre Westentasche zu kennen und wie sich herausstellt, auch über manch verstecktes Talent verfügt.

Matthew Broderick ist ein um seine Existenz gebrachter ehemaliger Bewohner und ehrlicher Ex-Banker und das schwergewichtige Zimmermädchen Gabourey Sidibe entpuppt sich als Safeknackerin. Eddy Murphy bleibt seinem Image treu und bringt als großmäuliger Straßengangster die "Pussys" aus dem Hotel auf Trab, was komisch ist, aber für eine gelungene Komödie noch nicht genug wäre.

Doch gemischt mit der kaltschnäuzigen Arroganz des Arthur Shaw, der selbst im Hausarrest noch den zynischen Wohltäter spielt, der komischen Wut einer FBI -Dame und der rührenden Beflissenheit Ben Stillers macht die Räuberpistole über lange Strecken wirklich Spaß.

Was uns dann allerdings als furios inszenierter Show Down angeboten wird, überschreitet in seiner abstrusen Logik auch das in einer Komödie Erlaubte und ruiniert letztlich die durchaus akzeptable Absicht, aus einer gesellschaftlich unhaltbaren Situation komödiantisches Kapital zu schlagen.

USA 2011.- Regie: Brett Ratner. Darsteller: Ben Stiller, Eddie Murphy, Matthew Broderick, Casey Affleck, Téa Leoni, Michael Peña, Alan Alda, Gabourey Sidibe, Judd Hirsch u.a.; 105 Minuten, ab 12 Jahren

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