Aus den Werkstätten der Neuen Musik (3/4): ensemble recherche

Von der Amsel bis zur floppy disk

Acht Mitglieder des Ensembles sitzen vor einem Haus mit roten Architekturteilen auf einer Wiese.
Seit gut 30 Jahren exisitert das ensemble recherche und hat über 600 Uraufführungen gestemmt. © ensemble recherche / Marc Doradzillo
Moderation: Leonie Reineke · 22.07.2020
Der Übertragungswagen besucht für dieses Konzert das Ensemblehaus in Freiburg, in dem das ensemble recherche seinen Sitz hat. Sie stellen neue Kammermusik vor. Hier werden Amselgesänge und Diskettenlaufwerk-Geräusche verfremdet und in Musik eingeschmolzen.
Seit 1985 ist das Solistenensemble auf der Suche nach neuen Klängen. Geprobt und konzertiert wird im Ensemblehaus in Freiburg. Das teilt sich das ensemble recherche mit einem weiteren Klangkörper, der auf einem ganz anderen Terrain "unterwegs" ist: mit dem Freiburger Barockorchester, das auf alte Musik spezialisiert ist.

Solo bis Quartettbesetzung

Bei unserem Besuch stellt das ensemble recherche neue Kammermusik vor. Ein Corona-taugliches Konzertprogramm mit Solostücken bis hin zur Quartettbesetzung haben die Musiker für unser Konzert zusammengestellt. Das Spektrum reicht dabei von Improvisation auf den sechzehnfach verlangsamten Gesang einer Amsel über aktuelle komponierte Stücke bis hin zu Musik, in der ein Quartett aus traditionellen akustischen Instrumenten auf ein Quartett von Diskettenlaufwerken trifft.

Mit dem Übertragungswagen zu Besuch

Deutschlandfunk Kultur ist durch sein Festival Ultraschall Berlin und auch als einer der wichtigsten Koproduzenten des Deutschen Musikrats für die Reihe "Edition Zeitgenössische Musik" ein wichtiger Partner der Neue-Musik-Szene.
Die freien Ensembles sind durch Konzertabsagen bis in den Herbst hinein betroffen. So entstand die Idee, renommierte Ensembles für Neue Musik innerhalb Deutschlands zu bitten, klein besetzte Konzerte für uns zu gestalten. Und das live aus deren jeweiligen Räumlichkeiten.
All diese Ensembles haben Probenräume oder Ensemblehäuser, die sich für kleine Besetzungen und Aufführungen ohne Publikum eignen. Vier Ensembles haben zugesagt: neben dem ensemble recherche noch das Ensemble Resonanz (Hamburg), das Ensemble Musikfabrik (Köln) und die Neuen Vocalsolisten (Stuttgart).
Live aus dem Freiburger Ensemblehaus, dem Sitz des ensemble recherche:
Vito Zuraj
"Chrysanthemum" für Klarinette, Violoncello und Klavier (2014)
Liza Lim
"Gyfu" für Oboe (2011)
Clemens K. Thomas
"Clouds and Memories" für Bassklarinette, Cello, Schlagzeug, Klavier und vier Diskettenlaufwerke (2019/20)
Allan Gravgaard Madsen
"Weiß. Schwarz. Blau." für Violine, Cello und Klavier (2013)
Johannes Schöllhorn
"A self-same song" für Bassklarinette (2010)
Ramon Lazkano
"Wintersonnenwende 3" für Violine, Cello, Schlagzeug und Klavier (2009)
Melise Mellinger, Klaus Steffes-Holländer
"Die Amsel" für Violine und Klavier (2020)

Mitglieder des ensemble recherche

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