Aus für den gedruckten "Filmdienst"

Immer weniger Platz für gute Filmkritik

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Früher war der "Filmdienst" die einzige Filmzeitschrift in Deutschland, die ALLE Filme, die ins Kino kamen, besprach. © dpa / picture alliance
Andreas Kötzing im Gespräch mit Susanne Burg · 23.12.2017
Nach 70 Jahren ist Schluss: Die älteste deutsche Filmzeitschrift "Filmdienst" gibt es künftig nur noch online. Was bedeutet das für das renommierte Blatt? Und was sagt das über den Zustand der deutschen Filmkritik aus? Fragen an den Filmjournalisten Andreas Kötzing.
Das alte Alleinstellungsmerkmal musste man schon vor einiger Zeit aufgeben: Früher wurde im "Filmdienst" tatsächlich jeder Film, der ins Kino kam, besprochen. Der Markt jedoch sei dafür "zu unübersichtlich" geworden, wie Andreas Kötzing erklärt. Nun sei es schlicht das fehlende Geld gewesen, das die katholische Kirche dazu veranlasste, den von ihr herausgegebenen "Filmdienst" in der gedruckten Ausgabe einzustellen. Die Zeitschrift sei bereits in den vergangenen Jahren ein Subventionsprodukt gewesen: "Klar musste da investiert werden vonseiten der katholischen Kirche, um das Magazin mit dieser Qualität herausbringen zu können."
Jetzt gehe man einen Schritt weiter: "Die Digitalisierung, die das Kino verändert, die unsere ganze Filmlandschaft verändert, verändert natürlich auch den Markt der Filmpublizistik. Es soll online weitergehen mit einem Magazin, wo Beiträge, die man aus dem gedruckten Heft kennt, weiterhin da sein sollen (...) - aber es wird sich in einem ganz anderen Umfeld behaupten müssen."

Die "Cinema"? Nicht wirklich anspruchsvoll

Böttcher verweist auf eine längere Entwicklung: "Große Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder die FAZ, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch eigene Filmseiten einmal in der Woche hatten, haben auch diese eingestellt. Und es werden immer weniger Artikel auch in den Feuilletons, die tatsächlich Platz haben für größere Filmkritiken." Der gesamte Zeitungsmarkt sei unter Druck geraten; vieles habe sich in den Onlinebereich verlagert.
In Filmnationen wie Frankreich oder Großbritannien herrschten andere Traditionen, so Böttcher. Es gebe dort "sehr wirkmächtige Zeitschriften" mit einem großen Leserkreis, die mit ihren Kritiken auch in die Öffentlichkeit hineinwirken könnten. "Die einzige Filmzeitschrift in Deutschland, die sich möglicherweise tatsächlich selber trägt, ist die 'Cinema' - und da würden wir jetzt nicht sofort über eine anspruchsvolle Filmzeitschrift reden", sagt Böttcher. (bth)
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