Aus für den Echo

Gut für die Glaubwürdigkeit, schlecht für den Jazz

Die Echo-Trophäe (Bild aus dem Jahr 2015)
Die Echo-Trophäe wird künftig nicht mehr verliehen © dpa-Bildfunk / Matthias Balk
Martin Krüger im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 26.04.2018
Der Echo ist Geschichte. Politisch wird das begrüßt, doch es sind auch andere Töne zu hören: Martin Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats, bedauert das Aus für den Musikpreis.
Er war nicht mehr zu retten: Nach dem Skandal um die Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang hat die Musikindustrie den bekanntesten deutschen Musikpreis abgeschafft. Der Echo sei "so stark beschädigt", dass ein "vollständiger Neuanfang" nötig sei, erklärte der Bundesverband der deutschen Musikindustrie.
Die Rapper Kollegah (links) und Farid Bang feiern die Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo. 
Um ihre Texte wurde heftig gestritten: Die Rapper Kollegah (links) und Farid Bang sind stolz auf ihren Echo© dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte nun der "Bild", es sei "richtig, dass die Musikindustrie endlich Konsequenzen gezogen hat und den Preis so nicht mehr vergeben wird". Und der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, betonte in den ARD-"Tagesthemen", das Aus für den Musikpreis sei eine "Entscheidung, die man nur begrüßen kann".
Der Deutsche Musikrat sieht das anders. Im Deutschlandfunk Kultur sagte Rats-Präsident Martin Krüger, der Echo Klassik und der Echo Jazz hätten erheblich dazu beigetragen, die beiden Sparten "über ihren angestammten Szenebereich hinaus" in der breiteren Bevölkerung zu verankern: "Die Echo Klassik-Sendung war das meist wahrgenommene Klassik-Event Deutschlands, und es ist schade, dass es das so nicht mehr geben kann."

Auch "Jugend musiziert" bekam einen Echo

Krüger hob die Bedeutung des Echos für Künstler und Produktionen hervor: "Nicht umsonst klebt sich jeder gern - wie man hier in Bayern sagt - dieses Wapperl drauf, wenn er einmal einen Echo-Preis errungen hat. Übrigens auch der Deutsche Musikrat. Der Echo hat auch unmmittelbar seine Verdienste für bestimmte Bereiche. Nehmen wir die kulturelle Bildung: Das Bundesjugendorchester und 'Jugend musiziert' haben auch Echos erhalten. Und wir haben uns sehr darüber gefreut."
Zur angekündigten Neuausrichtung des Preises sagte er, wichtig sei, dass das gewonnene Terrain für die Bereiche Klassik und Jazz gehalten werde - und dass im Bereich Pop und Rock künftig Botschaften gesendet würden, "die dazu beitragen, unsere Gesellschaft zu befrieden". Krüger saß in der Jury für den Echo Klassik und war zudem Mitglied des Ethik-Beirates des Echos - aus dem er vor gut einer Woche zurückgetreten ist. (ahe)
Hinweis: In der gesendeten Version des Interviews gab es eine inhaltlich falsche Aussage des Gesprächspartners. Wir haben das Audio deshalb leicht gekürzt.
Mehr zum Thema