Aus den Feuilletons

Zurück nach Downton Abbey

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Szenenausschnitt aus dem Film "Downton Abbey" nach der gleichnamigen Fernsehserie, in dem Lord und Lady Grantham, dargestellt durch Hugh Bonneville und Elizabeth McGovern, elegant gekleidet beim Tanzen zu sehen sind.
Kann der Brexit die vergangene Größe von Großbritannien wie in "Downton Abbey" zurückbringen? Die "SZ" vermutet, dass das viele Briten glauben. © www.imago-images.de / Copyright: xFocusxFeaturesx
Von Paul Stänner · 19.09.2019
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Die "SZ" fragt sich anläßlich des Kinofilms "Downton Abbey", ob Teile der Britischen Bevölkerung auf einen Schwindel der Unterhaltungsindustrie hereingefallen sind und ob der Tory-Abgeordnete Jacob Rees-Mogg nicht ein glaubwürdigerer Lord Gratham wäre.
Liebe Hörerinnen und Hörer: "Straßburg ist die neue Kapitale der Oper", schreibt die Frankfurter Allgemeine. Dieser Titel ist der Opéra Nationale du Rhin von der Zeitschrift "Opernwelt" verliehen worden, die damit, so sieht es die FAZ, der im Mai dieses Jahres "viel zu früh verstorbene(n) Intendantin Eva Kleinitz" eine postume Ehrung nachreicht. Die FAZ rühmt bei der Gelegenheit auch eine zweite Institution in der Opernkapitale Straßburg, den Sender Arte, der "ein Zeichen gegen den grassierenden Kulturpessimismus und den resignativen Trend der öffentlich-rechtlichen Sender setzt".

Raubkunstrestitution - ohne Wenn und Aber

Der Berliner Tagesspiegel verbindet die zukünftige Eröffnung des Humboldt-Forums mit einer Debatte über Raubkunst. Was zunächst einmal die Frage mit sich bringt, wo denn überhaupt Raubkunst ist. In vielen Fällen seien die Bestände von Museum und Sammlungen nicht gesichtet, es gebe Depots, die nur mit Ganzkörperschutz zu betreten seien, weil man früher die Exponate mit Schädlingsbekämpfungsgiften behandelt habe. Zu diesem Thema findet sich auch in der Süddeutschen ein Artikel, der die Antwort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu den ethnologischen Sammlungen in Berlin wiedergibt. Die SZ fasst zusammen: "Die baulichen Probleme beschönigt sie nicht. Es gebe 'Sanierungsbedarf', heißt es lapidar, die Situation sei verbesserungswürdig. Wie und wann die Verbesserung geschehen soll, führt sie nicht aus. Und auch darüber, wie viele Objekte bereits durch die bauliche Situation oder den Insektenbefall zu Schaden gekommen seien, gibt es keine Auskunft. Sie hält die Maßnahmen der Museen aber für ausreichend."
So gesehen könnte sich der Vorschlag des Tagesspiegel schon durch Mangelwirtschaft erledigen, nämlich: "Alle Einrichtungen und Museen, die koloniales Raubgut in ihren Sammlungen haben, sollten sich zu einem prinzipiellen Bekenntnis durchringen: Wir restituieren die Objekte, die durch Unrecht oder asymmetrische Herrschaftsverhältnisse in unseren Besitz gekommen sind, an die rechtmäßigen Eigentümer oder deren Nachfahren. Ohne Wenn und Aber."

Jacob Rees-Mogg als Retter der Entrechteten

Wir bleiben in der Vergangenheit: Die Süddeutsche beschäftigt sich mit dem Kinofilm "Downton Abbey", der die erfolgreiche TV-Serie erweitern soll. Julian Fellowes, der Autor des Films, sitzt mittlerweile für die Konservativen im britischen Oberhaus und damit an der richtigen Stelle, um der vergangenen Größe Britanniens nachzutrauern, was der Film reichlich und nach Ansicht der SZ ohne falsche Skepsis auch tut. Und nahezu zwingend ist der Blick aus den 20er-Jahren in die Brexit-Gegenwart: "Kann es sein, dass Teile der britischen Bevölkerung auf einen Schwindel der Unterhaltungsindustrie hereingefallen sind, der spätestens mit 'Das Haus am Eaton Place' in den Siebzigern begann, und inzwischen glauben, einer wie Jacob Rees-Mogg wäre der richtige Mann, um für die Entrechteten zu kämpfen? Rees-Mogg wäre wahrscheinlich als Herrscher über Downton Abbey glaubwürdiger als das Fabelwesen, das sich Fellowes ausgedacht hat."

Kanadischer Verkleidungsskandal

Noch einmal Vergangenheit – der fünfte Rambo-Film kommt in die Kinos. Über den Film gibt es nicht viel zu sagen, aber er war für die FAZ Anlass, einen wirklich hinreißenden Artikel zu drucken. Die Autorin sei genannt: Andrea Diener. Der Film Müll, der Artikel ist klasse.
Und noch ein weiterer Text in der FAZ wird Ihnen den Freitag versüßen: es geht um den kanadischen Premier Trudeau und ein altes Foto – Zitat:" Der damals Neunundzwanzigjährige ist als Aladdin verkleidet, trägt einen Turban und hat sich das Gesicht dunkel angemalt. Kein rheinischer Karnevalist würde sich deshalb ins Schwert stürzen, aber in Nordamerika gilt "blackfacing" inzwischen als schwere politische Sünde." In der Tat: Skandal! empört sich die Presse des nordamerikanischen Kontinents, nur die FAZ empfiehlt "sich etwas lockerer zu machen."
Liebe Hörerinnen und Hörer, tun Sie es auch, denn: Thank God, it’s friday!