Aus den Feuilletons

Zum Geburtstag eines Einzigartigen

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Schauspieler Jeff Bridges steht mit Bademantel und Sonnenbrille im Film "The Big Lebowski" an einem Supermarktregal und trinkt Milch aus der Packung.
Der "Dude" hat seit dem Film "The Big Lebowski" Kultstatus - ebenso wie Darsteller Jeff Bridges. © imago images / Prod.DB
Von Gregor Sander · 03.12.2019
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Der US-Schauspieler Jeff Bridges bekam zwar für seine Kultrolle in "The Big Lebowski" seinerzeit keinen Oscar, aber seinem Geburtstag widmen sich die Feuilletons ausführlich. Mit seiner Rolle als "Dude" ist der heute 70-Jährige unsterblich geworden.
Die Feuilletons feiern den siebzigsten Geburtstag eines Hollywoodschauspielers und schon in den Überschriften wird dessen Einzigartigkeit betont. Spricht der Berliner TAGESSPIEGEL noch vom "Zen-Meister des Zufalls", empfindet ihn die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (Printausgabe) als "einzigartig bis in die Haarspitzen". Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (Printausgabe) deutet das Lieblingsgetränk seiner Paraderolle so an: "Erfolg mit Weißen Russen" und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zitiert dann schon den Eigennamen seiner kultischen Filmrolle: "Der 'Dude' ist am besten, wenn er nichts tut".
Gemeint ist natürlich Jeff Bridges, der im Film "The Big Lebowski" der Coen-Brüder schon 1998 unsterblich wurde. Oder wie FAZ-Autor Dietmar Dath die Figur des fleißig kiffenden Bowlingspielers beschreibt: "Gebt ihm einen verratzten Bademantel und einen Klecks Bartunkraut am Kinn, schon kann er sich in seine eigene Legende legen wie in eine Hängematte."
Bei den Oscars ging der Film damals übrigens leer aus. Trotzdem wird Bridges, der auch noch in den "Fabelhaften Baker Boys" oder dem "König der Fischer" glänzte, bis heute für seine Rolle als grummelnden Nichtstuer verehrt.

Warum Pisa-Studien nicht der Weisheit letzter Schluss sind

Dass Nichtstun nicht immer die Lösung ist, beweist die aktuelle Pisa-Studie, die Deutschlands Schülern wieder nur einen Platz im Bildungsmittelfeld der Welt zuweist. Malte Lehming vom TAGESSPIEGEL zeigt sich gelangweilt: "Die Fixierung auf Pisa, auf standardisierte kognitive Leistungen, verführt zu standardisierten pädagogischen Konzepten. Die aber werden der Vielfalt, die Deutschlands Schulen prägen, nicht gerecht." Auch Lehrer brauchen Freiheiten, um ihre eigenen Fähigkeiten angemessen zur Geltung bringen zu können, so Lehming.
Er schlägt als Lösung vor: "Dazu bedarf es einer gelassenen Souveränität von Pädagogen, die sowohl Fachkompetenzen vermitteln als auch die Lust am Lernen entfachen wollen", so der TAGESSPIEGEL-Autor, der aber auch zugibt: "Das sagt sich sehr leicht - und gelingt sehr selten."
Was uns noch einmal zurück zu den getesteten Fünfzehnjährigen bringt. Hannah Bethke hat für die FAZ aus der Pisa-Studie Folgendes herausgelesen: "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht, wenn dabei herauskommt, dass jeder fünfte Fünfzehnjährige nicht einmal auf Grundschulniveau lesen kann."

Kampf gegen die Adipositas bei Polizisten

Vielleicht wäre ein Umzug nach Island die Lösung für die betroffenen Schüler. Zumindest kann man das glauben, wenn man Henryk M. Broder glaubt, der für die Tageszeitung DIE WELT (Bezahlangebot) auf der angeblich kleinsten Buchmesse der Welt in Reykjavik war. Sein Fazit: "Es wird geschätzt, dass jeder dritte Isländer im Laufe seines Lebens ein Buch geschrieben hat oder schreiben wird", jubelt Broder, verschweigt allerdings, woher genau er seine Informationen hat, was deren Wissenschaftlichkeit natürlich in Frage stellt.
Wissenschaftlich erwiesen ist natürlich auch nicht, ob ein dünner Polizist besser arbeitet als ein dicker. Trotzdem berichtet Barbara Oertel in der TAZ von einem absurden Wettbewerb aus der zentralasiatischen Republik Turkmenistan: "Seit Kurzem gibt es einen Erlass des Innenministeriums, der der weitverbreiteten Adipositas in dieser Berufsgruppe mit drakonischen Maßnahmen zu Leibe rückt. Wer bis zum 25. Dezember dieses Jahres nicht auf ein Lebendgewicht von maximal 100 Kilo abspeckt, verliert seinen Job - unabhängig von Rang und Dienstjahren."
Und damit nicht genug der merkwürdigen Nachrichten aus aller Welt in der TAZ. Aus der russischen Provinz wird gemeldet: "Die Stadt Iwanowo, in der das Kinofestival 'Zerkalo' stattfindet, über das wir gestern berichteten, trägt den Beinamen "Stadt der Bräute". Warum? Mui ne snajem!" Das ist Russisch und bedeutet: Wir wissen es nicht. Das ist zumindest ehrlich, wenn auch journalistisch keine Glanzleistung.
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