Aus den Feuilletons

Wundertüte Indonesien

Indonesische Bücher in Jakarta
360 Ethnien und 659 Sprachen vereint das Land: Indonesische Bücher in einer Ladenauslage in Jakarta. © afp / Adek Berry
Von Adelheid Wedel · 11.10.2015
Wussten Sie, dass Indonesien das viertgrößte Land der Welt ist? Und dass man 115 Jahre braucht, um alle Inseln des Staates kennenzulernen? "SZ" und "FAZ" stellen das Gastland der Frankfurter Buchmesse genauer vor.
"Unter allen Staaten ist Indonesien die größte kulturelle Wundertüte",
schreibt Arne Perras in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und macht unter der Überschrift "Triumph des Unwahrscheinlichen" mit dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse bekannt. Der Autor überrascht mit Angaben wie:
"Wollte ein Indonesier alle bewohnten Inseln seines Staates kennenlernen und auf jeder eine Woche bleiben, würde er das im Laufe seines Lebens gar nicht schaffen. Für die Reise bräuchte er 115 Jahre."
Eine andere nicht allgemein bekannte Tatsache lautet:
"Mehr als 360 Ethnien und 659 Sprachen verteilen sich über diese Inseln am Äquator."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG resümiert:
"Gemessen an seiner Größe und regionalen Bedeutung ist Indonesien in Europa geradezu aberwitzig unbeschrieben. Das nach der Bevölkerungszahl viertgrößte Land der Erde liegt an der Schnittstelle der beiden großen asiatischen Kulturnationen: Aus Indien kamen die Religionen und die Erzählungen, aus China kamen Ideen und Einwanderer",erklärt Jochen Buchsteiner in der FAZ.
Als langjähriger Asien-Korrespondent der Zeitung kennt er sich bestens aus und so erfährt man als Leser Erstaunliches vom aktuellen Buchmesse-Gastland. Oder wussten Sie, dass
"zwischen Nordsumatra und Westpapua mehr als 5 000 Kilometer liegen, das entspricht einer Entfernung zwischen Frankfurt am Main und Kabul. Mit 250 Millionen Einwohnern leben in Indonesien mehr Menschen als in Russland oder Brasilien."
Da verblüfft es kaum noch, wenn Buchsteiner von einem "geheimnisvollen Land" schreibt, "das Rätsel aufgibt".
Neues Literaturgenre Exofiktion
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet eine ganze Seite lang vom französischen Bücherherbst und stellt fest, "er wartet mit einer außergewöhnlich reichen Ernte auf". Jürgen Ritte hat recherchiert:
"Selten haben französische Autoren in solcher Menge und mit solcher Fabulierlust das Reich der Fiktionen verlassen, um auf den Gefilden des rein Faktischen zu wildern."
Schon wurde ein Name für dieses Genre erfunden, "französische Kritiker sprechen von Exofiktion, wenn Autoren sich realer Schicksale annehmen. Unddarum geht es in diesem französischen Literatur-Herbst so oft", schreibt der Autor in der NZZ:
"Geschichte erzählen, um sie zu beherrschen, zu begreifen, zu zähmen."
Eliteförderung für Flüchtlinge
Das Folgende ist erfreuliche Realität. "Deutschland hat die Stipendien für syrische Flüchtlinge massiv aufgestockt", meldet die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Es gibt also auch Eliteförderung für Flüchtlinge. Wie wir wissen, gilt Deutschland als bevorzugter Zielort für syrische Kriegsflüchtlinge.
"Syrien verfügte bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges über ein vergleichsweise gut entwickeltes Hochschulsystem, welches mit dem deutschen vielfach kooperierte."
Es gab ein gemeinsames Stipendienprogramm für postgraduale Studien in Deutschland. Das wird nun fortgesetzt. "Für Syrer, die weiterhin nach Deutschland zum Studium kommen", wurde die Finanzierung übernommen. Im Herbst 2014 legte das Auswärtige Amt zusätzlich ein Sonderprogramm "Leadership for Syria" auf. "Zudem wurde die Zahl der regulären DAAD-Stipendien verdoppelt";der Anteil der syrischen Frauen unter den Stipendiaten liegt bei erstaunlichen 43 Prozent. Die massive Aufstockung begleitete Außenminister Steinmeier mit den Worten:
"Wir dürfen nicht zulassen, dass infolge des Syrien-Konflikts eine verlorene Generation heranwächst. Gerade die jungen Syrerinnen und Syrer seien entscheidend für den Wiederaufbau des Landes nach Kriegsende."
In Dänemark gestalteten Flüchtlinge Ausgabe einer Tageszeitung
In der TAZ finden wir eine nachahmenswerte Initiative: Die dänische Tageszeitung "Information" hat eine Flüchtlingsausgabe hergestellt. Die Texte auf allen 48 Seiten stammen von Flüchtlingen.
"Wir hören sie ja sonst zu selten und sporadisch",so der Chefredakteur. "Für Politiker sind Flüchtlinge nur ein Problem, das so schnell wie möglich gelöst werden soll. Und die meisten haben es am liebsten, wenn sie den Betroffenen dabei nicht in die Augen schauen müssen."
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