Aus den Feuilletons

Wo die Gleichberechtigung tausend Jahre entfernt ist

04:12 Minuten
Frauen in einem Themenpark in Diriyah, Saudi-Arabien
"Unser Zuhause war ein Gefängnis", berichten zwei Frauen aus Saudi-Arabien in der "taz". © Valery Sharifulin/TASS/dpa
Von Adelheid Wedel · 17.12.2019
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Das Leben von Frauen könnte nicht gegensätzlicher sein als das in Saudi-Arabien und Finnland, schreiben "Taz" und "Welt". Während finnische Frauen längst die politische Verantwortung tragen, werden sie in Saudi-Arabien immer noch von Männern bevormundet.
"Hier können wir wenigstens für unsere Rechte kämpfen", sagen die Schwestern Khulud und Maha, denen die Flucht aus Saudi Arabien nach Deutschland gelang. Die 23- und die 17-Jährige sind einem unmenschlichen Zustand entkommen und warten nun auf "ihre erste eigene Wohnung" in einer hessischen Kleinstadt. Für sie "fängt jetzt ein neues Leben an", schreibt Shammi Haqua in der Tageszeitung TAZ.
"In Saudi Arabien haben wir uns nie zuhause gefühlt", werden die Schwestern zitiert.
"Unser Zuhause war ein Gefängnis. Wir sind wie Sklavinnen aufgewachsen. Es war ein Leben voller sexueller Misshandlungen durch die Brüder und fast täglicher körperlicher Gewalt durch die ganze Familie. Frauen stehen lebenslang unter der Vormundschaft ihres Vaters, Bruders oder Onkels."
Bekannt ist: Seit 2015 dürfen Frauen wählen, seit 2016 selbst Auto fahren, seit kurzem allein reisen. Khulud ist der Meinung, dass Kronprinz Mohammed Bin Salman zumindest versuche, die Gesetze zu reformieren, aber – so sagt sie – "es wird vielleicht noch ein paar tausend Jahre dauern, bis das Land für Frauen lebenswert ist."

Gleichberechtigung in Finnland

Ganz anders die Situation für Frauen in Europa. Die Tageszeitung DIE WELT berichtet von einem besonders geglückten Beispiel in Finnland. Dort lesen wir:
"Mit dem Bild einer jungen Regierungschefin und Ministerinnen derselben Generation schaffte es Finnland weltweit in die Schlagzeilen. Im Land selbst ist das fast schon Normalität."
Der Autorin Hilma Immonen ist der Stolz auf ihr Land anzumerken, wenn sie berichtet, "dass auch die fünf Regierungsparteien von Frauen geführt werden, vier unter 35 Jahre alt." Dieser Erfolg, so betont sie, ist aber kein Zufall.
"Er ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen juristischen Gleichberechtigung. Er ist zudem den aktuellen progressiven Themen geschuldet, die durch junge Frauen authentischer repräsentiert werden können, da sie selbst von der Gleichstellung profitiert haben", schreibt Immonen.

Newsletter vom Teenager

Für Aufsehen sorgt eine junge Frau, eine 15-Jährige, die in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vorgestellt wird. Olivia Seltzer, so heißt sie, "fasst jeden Morgen um fünf das Weltgeschehen für Gleichaltrige zusammen. Ihr Newsletter "The Craamm" erreicht eine Million Leserinnen und Leser in 80 Ländern", recherchierte Jürgen Schmieder, und er weiß: "Sie arbeitet mit einem Kernteam von acht Leuten und 100 Helfern aus aller Welt."
Olivia Seltzer aus dem kalifornischen Santa Barbara meint: "Junge Leute interessieren sich für Politik, allerdings sind Nachrichten hauptsächlich von älteren Leuten für ältere Leute aufbereitet und nicht für die Angehörigen meiner Generation."
Schmieder urteilt: "Ihr Newsletter trifft den Ton ihrer Altersgruppe und entwickelt eine eigene Stimme, es wäre jedoch fatal, sie auf die schnoddrige Sprache zu reduzieren. Was auffällt: Olivia Seltzer wird in ihrem Newsletter nie ideologisch."

Alle Jahre wieder

Mit Macht hat nun auch das bevorstehende Weihnachtsfest die Feuilletons erreicht. Die Wochenzeitung DIE ZEIT stürzt sich mit besonderem Eifer auf das Ereignis und verspricht unter der Überschrift "Bloß nicht zu fett werden" gleichzeitig Aufklärung darüber, "wie das Christfest unsere Demokratie und Gesellschaft stabilisiert."
Auch andere Artikel reizen zum Lesen, etwa: "Wer ist der wahre Friedensfürst? Wie die Bibel den römischen Herrschaftsanspruch infrage stellt" von Thomas Assheuer. Ursula März schreibt ihre Gedanken zu "Thomas Mann und seiner berühmten Beschreibung des Heiligen Abends im Roman Buddenbrooks" auf. Lars Weisbrod stellt fest: "Weihnachten ist das wichtigste Fest des Jahres. Aber wird es das bleiben? Oder sind andere Feiertage zukunftsweisender?"
Pfarrerin Hanna Jacobs gibt Ratschläge "wie Sie den Heiligen Abend heil überstehen", und auf einer anderen Seite erinnern sich Anselm Grün an die Zeit nach dem Krieg, Jana Hensel an die Neunziger im Osten, und Tillmann Prüfer staunt über den Ehrgeiz seiner Töchter. Und das unter der Überschrift: "Alle Jahre wieder".
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