Aus den Feuilletons

Wenn die Alten über die Zukunft bestimmen

Universal / DR LE SENS DE LA VIE (MONTY PYTHON S THE MEANING OF LIFE) de Terry Gilliam et Terry Jones 1983 GB avec Eric Idle, Michael Palin, John Cleese, Graham Chapman et Terry Jones Ãcole, tirer les oreilles PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY SENS DE LA VIE (1983) 04 NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG & REDAKTIONELLE BUCHCOVER NUR IM KONTEXT DER FILMBERICHTERSTATTUNG!
Der Kultfilm "The Meaning of Life" von Monty Python enthalte auch eine Art Brexit, meint der "Tagesspiegel". © imago stock&people
Von Paul Stänner · 20.11.2018
Der "Tagesspiegel" erkennt in dem Film "Der Sinn des Lebens" von Monty Python eine mögliche Lösung für die schwierigen Brexit-Verhandlungen. Und auch die "FAZ" wünscht sich Aufmerksamkeit für einen Satiriker aus der Vergangenheit.
300 Theaterleute aus aller Welt seien in St. Petersburg zusammen gekommen, berichtet die Süddeutsche Zeitung, um – Zitat – "sich auszutauschen und manch eine dröge Insiderkonferenz abzusitzen". Wichtiger schien der SZ zu sein, dass der polnische Regisseur Jan Klata "zwei Elefanten im Raum" sah. Die Namen der beiden unsichtbaren Elefanten: "Kirill Serebrennikow und Milo Rau, zwei Künstlerkollegen, die beim Europäischen Theaterpreis nicht dabei sein konnten, der eine, weil er in Moskau unter Hausarrest ist, der andere wegen Problemen mit dem Visum."
Das war aber wohl die Krux des verschwiegenen Festivals, dass man dem russischen Geldgeber, der eine Million locker gemacht hatte, nicht in die gebende Hand beißen mochte.

Brexit-Propheten anno 83

Der Berliner TAGESSPIEGEL hat sich anlässlich der Brexit-Debatten noch einmal den alten Monty Python–Film "The Meaning of Life" von 1983 angeschaut. Darin gibt es eine Sequenz, die weit voraus blickt. In einer Versicherungsanstalt arbeiten alte Männer in einem altmodischen Büro, angetrieben von jungen, ausländischen Managertypen.
"Da bricht der Aufstand der Alten aus. Die Opas werfen die Besatzer aus dem Fenster, das eingerüstete Gebäude lichtet seinen Anker und setzt die Segel. Ein Kriegsschiff mit Aktenschränken, die zu Kanone und Ventilatorblättern, zu Schwertern werden. Das Empire ist wieder da."
Schön sei zu sehen, wie aus berechtigter Empörung entfesselte Wut aufsteige und wie es die grimmigen Alten seien, die über die Zukunft bestimmten. Der TAGESSPIEGEL warnt – kleine Verbeugung vor der aktuellen Realität – man solle den Film nicht zu tief interpretieren, das verderbe den Spaß, hängt dann aber doch fix die Pointe an:
"Die Briten segeln bis ans Ende der Welt, die sie fälschlich für eine Kugel halten. In Wahrheit ist sie eine Scheibe, und die stolzen Brexit-Propheten stürzen in den Abgrund."

George Grosz in Berlin

Apropos Abgrund: In Berlin wird das Werk von George Grosz ausgestellt, dessen sarkastische Graphiken die Weimarer Republik auf dem Weg in den Abgrund begleiteten. Die Ausstellung solle wohl ein "Plädoyer sein für die Schaffung eines Berliner George-Grosz-Museums", mutmaßt die FAZ. Sie moniert, dass nur die Bilder gezeigt werden, dass die Erläuterungen minimal seien und dass es keine Kommentare gäbe. Überhaupt wünscht sich die FAZ nicht ein George-Grosz-Museum, sondern ein Haus der Karikaturengeschichte "vom Kaiserreich über Republik und Faschismus bis in die DDR."

Welch eine Großmannssucht! Da wir unser Berlin kennen, schlagen wir vor, erst einmal gemächlich mit einer Grosz-Etage anzufangen. Alles andere mag dann wachsen.

Aufpasser für Übergriffe am Filmset

Die Tageszeitung taz druckt eine ausführliche Dokumentation über die – so der Titel – "Pornifizierung der Politik". Der Artikel zitiert viele Studien dazu, dass in der Politik sexuelle Gewalt wie Trumps "pussy grabbing" bagatellisiert wird, Lesben und Homosexuelle diffamiert und politische Gegner mit sexuell aufgeladenem Vokabular beleidigt werden. Offenbar geht es gerade in den USA recht wüst zu.
Da ist man schier verblüfft über die Meldung der FAZ, dass der Serien-Sender HBO eine "Sex-Koordinatorin engagiert (hat), die dafür sorgen soll, dass es während des gespielten Beischlafes nicht zu sexuellen Übergriffen kommt." Während die einen keine Grenzen akzeptieren, sind die anderen so verunsichert, dass sie nicht mehr wissen zu scheinen, wo Grenzen liegen. Die FAZ erkennt, dass ausgerechnet in Hollywood zu wenig über Sex geredet wird und die Sex-Koordinatorin den Schauspielern und Regisseuren das beibringe, - Zitat – "was jeder wissen sollte: Reden hilft. Auch wenn man nicht beruflich, sondern zum privaten Vergnügen mit jemandem ins Bett geht."

Klar ist: Präsident der Amerikaner wird nicht, wer bei HBO nach den Regeln vögelt. Da hat der Star vom Konkurrenzsender "Fox" die Maßstäbe für Erfolge schon längst anders definiert. Leider.
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