Aus den Feuilletons

Was Donald Trump und Richard III. gemeinsam haben

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei der 1. TV-Debatte am 26. September 2016 in New York.
Donald Trump will Präsident von dem Land USA werden © dpa / picture alliance / Andrew Gombert
Von Adelheid Wedel · 15.10.2016
Shakespeares Tragödie "Richard III." erklärt uns Donald Trump und unsere Faszination für den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Das zumindest meint der amerikanische Literaturprofessor Stephen Greenblatt in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" - und erklärt auch, warum.
Der Literaturnobelpreis für Bob Dylan war zweifellos d i e Sensation der vergangenen Woche. Die Feuilletons kommentierten die Entscheidung des schwedischen Preiskomitees sowohl mit Lob wie mit Lästerei. Hier einige Beispiele: In der WELT nannte Alan Posner den Geehrten "einen großen Konservativen in einer progressiven Zeit, einen großen Einsamen in einer Massenkultur und einen Religiösen in einer säkularen Welt". In derselben Zeitung schreibt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier:
"Mit Bob Dylan, dem singenden Literaten, bekommt auch unser Amerika den Nobelpreis." Er nennt die Stockholmer Entscheidung "mutig" und "wunderbar". Sie gelte einem, "der über Generationen hinweg wie kein anderer Millionen Menschen auf der ganzen Welt mitgerissen und mit seinen Texten und ihren tiefen Wahrheiten direkt ihre Herzen erreicht hat, wie es eben nur wirklich gute Literatur und Poesie schafft".
Nicht alle sind einverstanden mit dem Nobelpreis für den amerikanischen Musiker. Im TASGESSPIEGEL meint der Literaturkritiker Denis Scheck, "gelegentlich erlaube sich die Nobelpreisakademie ein Späßken, am besten man lacht mit". Seine Kollegin Sigrid Löffler spricht von "einer fantastischen Fehlentscheidung". Und Sibylle Berg twittert ironisch: "Die Chancen für mich, den Physiknobelpreis zu bekommen, haben sich gerade dramatisch erhöht".

Auch Richard III. wurde nicht für voll genommen

Auch ein anderer Amerikaner nahm in der vergangenen Woche wieder reichlich Platz in den Feuilletons ein: Donald Trump. Und mit ihm die erstaunliche Neuigkeit: "Shakespeare erklärt die amerikanische Präsidentschaftswahl".
Das behauptet der amerikanische Literaturprofessor Stephen Greenblatt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Seine Begründung: "Erstens sind da jene, die fest daran glauben, dass alles in seinen normalen Bahnen weiterlaufen wird ... Zweitens treten jene auf, die nicht im Blick behalten, dass Richard wirklich so böse ist, wie er erscheint ... Drittens gibt es jene Gruppe der Möglichmacher, die sich vor den Demütigungen und offenen Gewaltandrohungen fürchten."
Und schließlich lässt Shakespeare jene auftreten, die sich selbst darin bestärken, einen Vorteil daraus ziehen zu können, sollte Richard tatsächlich die Macht erhalten. Uns alle, die den Wahlkampf beobachten, nennt Greenblatt "Kollaborateure, die sich seltsam angezogen fühlen: von den Lügen, die so effektiv zu sein scheinen, obwohl niemand sie glaubt." "Ist jetzt endlich Schluss", fragt Andrea Köhler in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und meint damit "die sexuellen Prahlereien" des Präsidentschaftskandidaten, "die bei vielen Frauen einen blanken Nerv treffen".
Nachdenklich setzt sie hinzu: "Man kann sich freilich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass manch einer, der jetzt zu Trump auf Distanz zu gehen vorgibt, sich von der Veröffentlichung des Mitschnitts ertappt gefühlt hat. Ist diese schenkelklopfende Form der Frauenverachtung doch verbreitet genug." Auch hierzulande.

Klage über Pfusch am Bundeskanzleramt

Das Bundeskanzleramt spiegelt sich in einer Wasserpfütze an einem tristen und schmuddeligen Regentag in Berlin.
Pfusch am Bundeskanzleramt - der Bau ist marode.© imago/Ralph Peters
Da ist doch Angela Merkel von anderem Schrot und Korn. Sie ging in dieser Woche das große Thema an: Wie können die Zahlen der zu uns Fliehenden minimiert werden? Obwohl es - wie Gerhard Matzig in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet – "bei Merkel aus der Decke tropft". Denn: "Der wichtigste Neubau Deutschlands, das Bundeskanzleramt in Berlin, ist schon nach fünfzehn Jahren marode. Wie kann das sein?" fragt der Autor zu recht.
Während hier also Architektur- bzw. Baukritik geübt wird, sehnt sich Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung preußischer Kulturbesitz, nach dem "Wiederaufbau der Berliner Bauakademie Karl Friedrich Schinkels". Angesichts der Klage über modernen Bau-Schrott läge es doch nahe, Schinkels Bauakademie, würde sie neu errichtet, tatsächlich als Bauakademie zu nutzen. Eine schöner Gedanke: Architekten auszubilden, die solide Ämter aller Art bauen können, das hätte doch was.
"Deutschland könnte, wenn es sich denn auch in Afrika mit Arbeitgebern und nicht nur mit Soldaten engagieren würde, gutbezahlte und umweltverträgliche Arbeitsplätze schaffen."
Diese Überlegung haben wir der Tageszeitung TAZ entnommen, womit wir wieder bei Angela Merkel wären und ihrer Mission in Afrika. Denn das scheint doch zu ihrem Programm zu gehören, Möglichkeiten zu schaffen, "dass Afrikaner zu Hause Geld verdienen statt ihre Kinder zum Ertrinken ins Mittelmeer zu schicken, in der vagen Hoffnung, dass irgendwann eine Überweisung aus Europa zurückkommt". Dominic Johnson stellte diese Überlegungen in der TAZ an.
"Ich vertraue ihr", das sagt Kunstsammler Frieder Burda in der WELT zu seiner Stieftochter Patricia Kamp. Der 80-Jährige übergibt ihr eine Dependance seiner berühmten Kunstsammlung in Baden-Baden, die ihren Platz in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in Berlin erhalten hat.
In einem längeren Interview legen die beiden - Frieder Burda und Patricia Kamp - ihre Pläne und Hoffnungen für das neue Zentrum für bildende Kunst offen. "Der Satellit in Berlin soll in wechselnden Ausstellungen einen Teil der Baden-Baden-Sammlungen zeigen und später auch zeitgenössische Künstler. Baden-Baden und Berlin ergänzen sich sehr gut", meint Kamp. Und: "Wir sind ja hier viel näher am internationalen Publikum dran."