Aus den Feuilletons

Skandale überall

04:19 Minuten
ARD-Vorsitzender Tom Buhrow posiert mit der Maus aus "Die Sendung mit der Maus"
Der Intendant und die Maus: Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hat viel Geld in die Skandalvermeidung investiert, berichtet die "SZ". © picture alliance/Horst Galuschka/dpa
Von Paul Stänner · 03.02.2020
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Nach der Aufregung um "Oma-Gate" hat der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow teure Kommunikationsberater eingekauft. Die "Süddeutsche Zeitung" bezweifelt, dass das nötig war, da dem Intendanten schon ein 15-köpfiges Kommunikationsteam zur Seite steht.
Elfriede Jelinek lässt am Wiener Burgtheater ihr neues Stück inszenieren. Thema ist der Skandal um das Ibiza-Video, in dem der österreichische Rechtspopulist Strache alkoholselig seine Machtergreifung umreißt. Jetzt kommt Jelinek: "Es geht ihr um das Virus des Rechtspopulismus, und von Ibiza aus wird der Bogen geschlagen bis zu Beate Zschäpe und den Morden des deutschen NSU", schreibt die Süddeutsche von den Probenarbeiten.
Regisseur Robert Borgmann sehe den Ibiza-Skandal "zeichenhaft für die vollkommene Obszönität, mit der auch andere wie Donald Trump, Viktor Orbán oder Jair Bolsonaro ihre Macht ausüben." "Schwarzwasser", so der Stück-Titel, bezeichnet die Abwässer aus den Kloaken. Am Donnerstag ist Premiere, am Freitag wissen wir mehr über den Skandal.

Wie den Skandal umgehen?

Skandale vermeiden will Tom Buhrow, WDR-Intendant und ARD-Vorsitzender, weshalb er vorsorglich für mehr als eine halbe Million zwei Berater eingekauft hat. Als mögliche Skandal-Fettnäpfchen hat die Süddeutsche u.a. die zukünftige Finanzierung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks ausgemacht sowie die Frage, ob man ihn überhaupt noch braucht. Da für Buhrow ohnehin ein 15-köpfiges Kommunikationsteam bereit steht, drängt sich der SZ die Frage auf, ob die zusätzlichen, teuren Stressberater wirklich vonnöten seien.
Womöglich hat Buhrow damit bereits die Substanzen für ein weiteres Fettnäpfchen gemischt – was für das Verteidigungsministerium zum Skandal wurde, könnte auch für die ARD teuer werden.
Skandale gibt es auch in Spanien: die FAZ berichtet aus Madrid, dass der Versuch der russischen Eremitage, eine Dependance in Barcelona zu eröffnen, gescheitert sei. Barcelona glaubt, dass es – Zitat -"die Eremitage nicht braucht". Die Eremitage reagierte verschnupft, man zwinge sich niemandem auf und sei es gewohnt, freundlich behandelt zu werden. Madrid brauchte danach nur wenige Stunden, um der Eremitage ein Angebot zu machen. Es scheint, als habe Barcelonas Stadtrat ein Eigentor geschossen.

Skandalöse Dummheit

Die taz berichtet darüber, dass in der Tattoo-Szene helle Aufregung herrsche, weil die EU zwei Farben wegen möglicher gesundheitlicher Schäden verbieten will, die allerdings "in über 60 Prozent der aktuell hergestellten Tattoo-Farben verwendet" werden. Drängende Fragen in der Szene: Müssen begonnene Tattoos nun halbfertig auf der Haut bleiben oder müssen Tätowierer anfangen, sich illegal Farben zu beschaffen? Oder auswandern? Dass es für die Stecher unwichtig ist, ob sie mit den verwendeten Farben womöglich ihre Kunden gefährden, ist wohl der wahre Aufreger. Ein Skandal der Dummheit.
Die Süddeutsche diskutiert den neuen Essay von Jonathan Franzen. Der Tatsache der anstehenden Erderwärmung, so Franzen, könne man mit zweierlei Haltungen gegenübertreten: Entweder man leugne die Dramatik weiterhin. "Oder wir akzeptieren, dass das Unheil eintreten wird und denken neu darüber nach, was es heißt, Hoffnung zu haben", so der Romancier.
Aber die Folgen, die Franzen aus seinem Denkmodell zieht, mag die SZ so nicht akzeptieren: "In Franzens Augen hängen alle Klimaaktivisten einem "maßlos optimistischen Szenario" an, nämlich der Begrenzung auf 2 Grad. Die Umweltschützer hingegen versuchen zu retten, was ihnen jeweils am Herzen liegt, ein Stück Natur, eine bedrohte Tierart." So einfach, dass man nur den Optimisten oder den Realisten zustimmen müsse, sei es aber nicht.

Skandal im Entstehen

Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom wird für drei Jahre zur Renovierung geschlossen, meldet der Tagesspiegel. 18,6 Millionen Euro werden von der Cornelsen Kulturstiftung, dem Land Berlin und dem Bund aufgebracht. Die Hohenzollern, die gerade wegen der Rückforderung von Gemälden, Kunstschätzen und Räumlichkeiten mit der Öffentlichkeit im Streit liegen, haben – soweit man weiß - keine Unterstützung angeboten. Interessieren sie die Grüfte der Ahnen nicht? Oder warten sie mit ihren Grab-Forderungen bis nach der bezahlten Renovierung? Das könnte vielleicht noch ein Skandal werden.
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