Aus den Feuilletons

Silbernes Krimi-Jubiläum im ZDF

04:24 Minuten
Die Schauspieler Stefanie Stappenbeck und Florian Martens stehen vor einer Werbewand der ZDF-Krimireihe "Ein starkes Team" zum 25-jährigen Jubiläum.
"Ein starkes Team" seit 1994: Stefanie Stappenbeck und Florian Martens. © picture alliance/Gregor Fischer/dpa
Von Ulrike Timm · 03.01.2020
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Seit 25 Jahren läuft im ZDF "Ein starkes Team": Im "Tagesspiegel" erzählt Hauptdarsteller Florian Martens, wie der Wandel der Zeit auch die Serie verändert hat. Mit der Political Correctness solle man es im TV-Krimi aber nicht übertreiben, sagt er.
"Stunts übt man ja auch!". Ita O‘Brien sieht das ganz pragmatisch. Sie übt mit Schauspielern Sexszenen, und berichtet darüber in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Das ist Körperarbeit, wie Tanzszenen oder Stunts auch. Man braucht Absprachen, Choreografien und Schutzmaßnahmen. Wenn ein Schauspieler vor der Kamera einen anderen schlägt, muss das echt aussehen, obwohl in der Realität ein Rest Distanz gewahrt werden muss, damit niemand verletzt wird. Nicht anders ist es, wenn es um Sexualität geht."

Ein ziemlich neuer Job

Der Job des "Intimacy Coordinators" ist in der Filmbranche ziemlich neu, inzwischen hat O‘Brien in der Szene wohl rund 30 Kollegen und Kolleginnen, mutmaßt sie. Natürlich spielt die #MeToo-Bewegung dabei eine Rolle, plötzlich waren "Sicherheit und korrektes Verhalten am Set" ein großes Thema.
Unsicherheit besteht auf allen Seiten, weshalb intime Szenen beim Dreh bislang alle "möglichst schnell hinter sich bringen" wollten. Selbstbewusst hält Ita O‘Brien im Gespräch mit der SÜDDEUTSCHEN dagegen, es brauche "ein Minimum an Proben, damit die Bewegungsabläufe verinnerlicht werden. Auch das ist etwas, das die Branche noch mehr lernen sollte: dass mehr Probenzeit für Sexszenen nötig ist."
Wer diesen Satz nun womöglich zweideutig hört – die Intimitätskoordinatorin für Nackt- und Sexszenen spricht darüber so clean und antiseptisch wie ein Chirurg über eine Blinddarm-OP. Und wahrscheinlich ist genau das ihre Stärke in diesem Job.

Jubiläumsfolge nach 25 Jahren

Stunts gibt es in einem handfesten Fernsehkrimi womöglich doch noch zahlreicher als Sexszenen. TAGESSPIEGEL und FRANKFURTER ALLGEMEINE gratulieren sozusagen einer TV-Silberhochzeit, "Ein starkes Team" gibt es im ZDF seit 25 Jahren, am Wochenende wird die Jubiläumsfolge ausgestrahlt, die Michael Hanfeld von der FAZ gut gefällt. "Es gibt keinen sicheren Ort, nirgends. Sicher ist, dass sich die Mitglieder des 'starken Teams' aufeinander verlassen können. Die Zuschauer dürfen sicher sein, dass das auch nach 42670 Sendeminuten in 484 Ausstrahlungen noch einige Zeit so bleibt. In aller Alterfrische".
Der TAGESSPIEGEL hat sich mit Hauptdarsteller Florian Martens alias Otto Garber über die Veränderungen unterhalten, die der Fernsehkrimi in all den Jahren genommen hat, der nennt als Hauptschlagwort "'natürlich Political Correctness. Das nimmt manchmal bizarre Formen an.' In der allerersten Folge hatte Garber sogar ein Mitglied der Russenmafia geschlagen, das nicht verraten wollte, wo sich das entführte und in Lebensgefahr schwebende Kind befand. Ebenfalls inzwischen undenkbar: Zigaretten beim Vietnamesen kaufen oder einen Staatsanwalt als Pfeife und Arschloch bezeichnen. 'Das geht heute überhaupt nicht mehr', sagt Martens und rät dazu, es mit der Political Correctness nicht zu übertreiben."

Hunde, die nicht haaren und Nacktkatzen

"Ganz leicht abwaschbar" lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, darunter - pardon falls Mangel an PC – ein Bild der hässlichsten Katze, die der Mensch sich herangezüchtet hat, die Nacktkatze ohne Haare.
Gerhard Matzig macht sich Gedanken über allerhand Seltsamkeiten: "Hunde, die nicht mehr haaren, Katzen, die keine Allergien auslösen sollen: Während Haustieren der letzte Rest Natürlichkeit weggezüchtet wird, flüchtet sich der Mensch zum Lagerfeuer-Workshop in die wilde Natur", meint der Autor in einem längeren Artikel für die SÜDDEUTSCHE, dem wir unter anderem entnehmen, dass "Heimtiere ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind. Der Umsatz entspricht dem des deutschen Buchhandels".

Adieu, Kamener Kreuz

Kurz noch ein Blick in die TAZ und auf das imponierende Verkehrsgeflecht am Kamener Kreuz, in Großaufnahme aus der Vogelperspektive aufgenommen. Vielen bekannt durch die Staumeldungen im Deutschlandfunk, die es ab Februar nicht mehr geben wird.
Die TAZ findet das folgerichtig. "Warum soll man in Zeiten von Fridays for Future und Klimawandel allen Menschen vorbeten, wo sich wie viele Autos gegenseitig den Weg versperren und dabei CO2 in die Luft blasen?" In diesem Sinne: "Ruhe in Frieden, Kamener Kreuz."
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