Aus den Feuilletons

Sexismus in der Serie "Friends"?

04:12 Minuten
Die amerikanischen Schauspieler David Schwimmer, Lisa Kudrow, Mathew Perry, Courtney Cox Arquette, Jennifer Aniston und Matt LeBlanc (l-r), die Darsteller der Comedy-Serie "Friends"
Die Darsteller der Comedy-Serie "Friends". "Über die Witze der beliebten TV-Sitcom aus den 90er-Jahren könnten Millenials heute nicht lachen", schreibt die "Welt". © dpa / AFP / Celano
07.10.2019
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Wie sexistisch ist "Friends", die Kultserie der 90er, fragt sich die "Welt". Und kommt dann zu dem etwas ernüchternden Fazit: "Eine milde Form des Sexismus herrscht stets in Mann-Frau-Beziehungen".
Es läuft so vieles schief in der Welt und die Feuilletons versuchen es wieder geradezurücken oder zumindest einzuordnen.
"Nennt es nicht 'Beziehungsdrama'", fordert beispielsweise Carolina Schwarz in der TAZ und meint damit die Morde in Kitzbühel und Göttingen, bei denen jeweils ein von einer Frau verlassener Mann ein Blutbad anrichtete.
"Kurz darauf war von 'Beziehungstat' ("Spiegel Online", "TOnline"), 'Familiendrama' ("Berliner Morgenpost"), 'Eifersuchtsdrama' ("Bayrischer Rundfunk") oder 'Mord aus Eifersucht' ("Saarbrücker Zeitung") in der Berichterstattung zu den Morden zu lesen", empört sich die TAZ-Autorin und betont:
"Nur wenige schreiben, worum es sich wirklich handelt: Femizide. Also Morde an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts."
Womit sie Recht hat.

Ist "Friends" sexistisch?

Eine Überschrift in der Tageszeitung DIE WELT dagegen lautet: "Sexismus ist immer"
Und meint damit die irgendwie dusselige, aber auch nie richtig verschwinden wollende Serie "Friends", die in den 90er Jahren begann und in einer New Yorker WG ohne wirkliche Probleme spielte. Cigdem Toprak fühlt sich ein Vierteljahrhundert später zu einer Verteidigung aufgerufen, denn:
"Über die Witze der beliebten TV-Sitcom aus den 90er-Jahren könnten Millenials heute nicht lachen. Die Sprüche, die die Zuschauer zum Lachen brachten", so die Autorin, sind aus heutiger Sicht sexistisch und homophob.
Nun könnte man meinen, ja vielleicht sogar hoffen, dass die Millenials zwischen Erderwärmung und Studienregelzeit andere Probleme haben, aber Toprak geht trotzdem ins Detail.
"Ein Vorwurf lautet, dass die Serie sexistisch sei, unter anderem weil Joey stets Frauen mit 'How you doin' anmachte. Aber genau damit wurde der Sexismus ja aufs Korn genommen und Joeys Freunde wie auch die Zuschauer bemerkten, wie idiotisch und machohaft dieser Spruch war. Eine milde Form des Sexismus herrscht stets in Mann-Frau- Beziehungen", stellt die WELT-Autorin fest und das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.

Frank Schätzing macht Musik

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist zu lesen, dass etwas bei Frank Schätzing grundlegend schief gelaufen ist, wenn auch nicht in seinem Kerngeschäft, dem Bücher schreiben. "Da traut sicher einer was", meint Gerhard Matzig und weiter:
"Baut sich, wie er einem mal in Köln in einem Gespräch erzählt hat, in dem es eher um das Musikmachenwollen als um das Bestsellerschreibensollen gegangen ist, als gefühlt 14-Jähriger mit dem Geld und dem Urvertrauen aus seinen Erfolgen als deutscher Dan Brown, ein eigenes Tonstudio. Singt und gitarrisiert, übernimmt Bass, Tasten und Kalimba. Textet, arrangiert und produziert."
Entstanden ist so Schätzings Album "Taxi Galaxi" und wohl selten durfte man einen Kritiker so hin- und hergerissen erleben, zwischen persönlicher Zu- und ästhetischer Abneigung, wie Matzig, wenn er schreibt:
"Das Album ist entsetzlich. Aber auch eine gewaltige, galaktische Liebeserklärung an all das, was man sich mal alles so zugetraut hat. Es ist insofern hinreißend. Daran glauben – das ist die Botschaft."

Kindesverzicht zur Rettung der Welt?

Was es aber heißt alles zu glauben, was man so hört, thematisiert Christian Geyer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Der Sohn wird jetzt bald vier. Muss man, wenn man im Lichte der brachial verdeutlichten Klimabelange alles noch einmal richtig durchdenkt, sich dafür schämen, dass er da ist? Und verbietet sich jedes weitere Kind in diesem Licht von selbst?"
Die Idee des Kindesverzichtes zur Rettung der Welt ist nicht ganz neu. Geyer durchdenkt sie in der FAZ noch einmal, um zu folgendem Ergebnis zu kommen:
"Zum ersten Mal wird aus der anthropologischen Einsicht, dass Leben immer auch heißt: schuldig zu werden und sich in widrigen Umständen einrichten zu müssen, eine misanthropische Nulltoleranz abgeleitet. Das Nichtsein des konkreten Menschen als moralischer Imperativ, um die Gattung vor dem Aussterben zu retten. Der Planet frisst seine Kinder", so Geyer. Wem das nun alles wieder zu kompliziert erscheint, der kann sich ja einfach eine Folge "Friends" anschauen. Da war die Welt noch in Ordnung: Es sei denn man ist Millenial.
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