Aus den Feuilletons

Schoki essen für unsere Jungs!

Eine Hand Hält eine Schachtel Kinderschokolade mit dem Kinderbild von Jerome Boateng vor einem Regal im Supermarkt in der Hand.
Stein des Anstoßes: Die Kinderschokolade-Edition mit den Bildern der Nationalspieler. © dpa/picture alliance/Christoph Schmidt
Von Klaus Pokatzky · 25.05.2016
Zur Fußball-Europameisterschaft zieren Kinderfotos der deutschen Fußballstars, darunter Jérôme Boateng und İlkay Gündoğan, die Kinderschokoladen-Packung. Das bringt Rassisten auf die Palme. Für die TAZ ein Grund, das DFB-Team zu unterstützen.
"Allein schon der Umstand, dass die Tagung stattfinden konnte, ist bemerkenswert", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
"Ein offener intellektueller Meinungsaustausch auf russischem Boden – das war und ist auch heute selten."
Das schreibt Werner Bloch aus St. Petersburg, über die "hochkarätig besetzte Konferenz Russland und Europa", veranstaltet von der S.-Fischer-Stiftung, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Allianz Kulturstiftung.
"Westler trafen auf Slawophile, liberale Verfechter europäischer Werte auf solche, welche die Autokratie Putins verharmlosen oder gar verklären."
Da greifen wir uns einen Wanderer zwischen den Welten heraus: den orthodoxen Erzpriester Aleksi Uminski. "Er spricht sich gegen das Bündnis aus Kirche und Macht aus", berichtet Werner Bloch in der NEUEN ZÜRCHER:
"Jeden Tag bete er für seine Glaubensbrüder in der Ukraine, und sie beteten für ihn. Den Hasspredigten vieler seiner Kollegen hält Uminski eine positive Vision entgegen: das Ziel, die tausendjährige Spaltung Europas in Ost und West in der Folge des Kirchenschismas von 1054 zu überwinden."
Noch ist Russland nicht verloren.

Mangelnde Pressefreiheit in der Türkei

"Die Türkei steht in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 151", heißt es in der Tageszeitung TAZ über das Land, das unser Nato-Partner ist, und das uns so oft an Russland erinnert. Eren Caylan schreibt:
"Nach einem Medienbericht der unabhängigen Nachrichtenseite Bianet saßen im April 28 Journalisten in der Türkei im Gefängnis. Während der ersten sechs Monate der Präsidentschaft Erdoğans wurden bereits 1.845 Personen wegen angeblicher Beleidigung angeklagt."
Und damit zu Jan Böhmermann. "Könnte denn einer Frau, einer Kabarettistin auch so ein Schmähgedicht wie jenes von Jan Böhmermann in Sachen Erdogan unterlaufen?", fragt der Berliner TAGESSPIEGEL.
"Oder ist das dann doch eher: männlicher Humor?"
Und die Kabarettistin Gerburg Jahnke antwortet im Interview:
"Das sehe ich nicht als geschlechtsspezifischen Ausrutscher, obwohl die Aktion etwas an Sandkastenspielchen zwischen Jungs erinnert. Das ist als Humorgattung eher ein Böhmermännchen."

Nette Jungs, die von Schokoladenschachteln lächeln

Und damit zu einem noch wichtigeren Thema als Jan Böhmermann.
"Die bunte PR-Aktion von Ferrero ist ein gutes Zeichen", steht in der TAZ zu Kinderschokolade der besonderen Art. Zur Fußball-Europameisterschaft, die am 10. Juni beginnt, gibt es die Süßigkeit mit Kinderfotos unserer deutschen Fußballstars, darunter Jérôme Boateng, İlkay Gündoğan und Shkodran Mustafi. Lukas Wallraff fragt:
"Nette Jungs, die von Schokoladenschachteln lächeln – wer soll da was dagegen haben?"
Unpatriotische Rechtsaußen haben was dagegen und machen in den asozialen Netzwerken dagegen mobil, dass etliche unserer besten Kicker einen Migrationshintergrund haben.
"Weil das alles inzwischen so normal ist, finden Rassisten das bunte deutsche Team so schlimm. Erst recht, wenn es erfolgreich ist. Ein Grund mehr, dem DFB-Team die Daumen zu drücken."
Und ein Grund, Kinderschokolade zu essen – als Zeichen zur Flüchtlingsdebatte.

Flüchtlinge als Museumsführer

"Das Berliner Projekt 'Multaka' ist mit einem neuen Sonderpreis für Projekte zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen ausgezeichnet worden."
Das erfahren wir aus dem TAGESSPIEGEL über eine Auszeichnung, die nun Kulturstaatsministerin Monika Grütters überreicht hat.
"'Multaka' bildet seit Oktober 2015 Geflüchtete zu Museumsführern aus – und zwar im Museum für Islamische Kunst, im Vorderasiatischen Museum, im Bode-Museum und im Deutschen Historischen Museum."
Die schaffen das.
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