Aus den Feuilletons

Runder Geburtstag für einen "harten Hund"

04:02 Minuten
Jürgen Prochnow als U-Boot Kommandant im Wolfgang Petersen Film "Das Boot" (1981)
Jürgen Prochnow lauscht als U-Boot Kommandant im Wolfgang-Petersen-Film "Das Boot" (1981) den feindlichen Echolot-Impulsen © imago images / United Archives
Von Ulrike Timm · 09.06.2021
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Als komischer oder romantischer Typ sei er weniger gefragt gewesen, schreibt die "SZ" anlässlich des 80. Geburtstags von Schauspieler Jürgen Prochnow. Nach dem Erfolg im Kinofilm "Das Boot" konnte er auch in Hollywood Spuren hinterlassen.
Wann beginnt der Wahlkampf? Die TAZ hat ihr Kriterium dafür gefunden:
"Er fällt zusammen mit der Gesetze-versenken-Saison. Das ist die Phase am Ende einer Regierungsperiode, wenn die Koalitionspartner einander nicht mehr das Schwarze unter den Fingernägeln – sprich: keinen Erfolg mehr gönnen, Koalitionsvertrag hin oder her."
So wird etwa ein Unternehmensstrafrecht, das schon zu einem sogenannten "Gesetz zur Stärkung der Integrität in der Wirtschaft" herunterformuliert worden war, es nicht mehr in den Bundestag schaffen. Sondern dort im Posteingangskörbchen verbleiben. Die Union will Unternehmen "nicht unnötig mit möglichen Vorwürfen belasten".

Erfolgloser Juniorpartner

Die SPD konnte weder die Kinderrechte im Grundgesetz besonders verankern noch Whistleblower schützen. Nun ist es völlig normal, dass nicht alles, was in einem Koalitionsvertrag steht, auch fein säuberlich abgearbeitet wird, trotzdem meint die TAZ mit Blick auf den von ihr diagnostizierten Wahlkampfbeginn:
"Man sollte an dieser Stelle eine kurze Gedenkminute für die tapferen Ministerialen einlegen, die an solchen Entwürfen jahrelang feilen, nur um sie dann zurück in die Schublade zu legen".
Machen wir. Und merken uns die schöne Überschrift: "Gesetze versenken".

Kästners "Fabian" neu in Szene gesetzt

"Jede Szene soll eine Discokugel werden", das hat der Regisseur Dominik Graf gegenüber dem TAGESSPIEGEL losgelassen. Und während wir uns noch wundern, dass der anspruchsvolle und feingeistige Graf so über die Dreharbeiten zu seiner neuen Literaturverfilmung spricht – dem Fabian nach Erich Kästners Roman nämlich – schauen wir flugs auf den zweiten Teil des Satzes, den der TAGESSPIEGEL in seiner Titelzeile unterschlägt:
Die Discokugel, die Dominik Graf aus jeder Szene machen möchte, soll nämlich "gebrochen, schillernd, vielschichtig" daherkommen. Ach so.
Fabian kommt demnächst ins Kino, an dessen Zukunft der Regisseur nicht nur von Berufs wegen glaubt. Dominik Graf gegenüber dem TAGESSPIEGEL:
"Vor dem Flachbildschirm und im Kinosaal, ob riesig oder schmuddelig, egal – das sind zwei unterschiedliche visuelle Wahrnehmungsformen, die man nicht miteinander vergleichen kann. Das Kino muss schon deshalb unbedingt erhalten bleiben, weil es den Menschen eine viel tiefere sinnliche Erfahrung bieten kann."
Und damit ab über den Großen Teich.

Jürgen Prochnow zum 80.

"Es gibt einen maßgeblichen Unterschied zwischen Hollywood und dem deutschen Kino: Niemand hat Hollywood je verlassen, um seine Filmkarriere woanders zu machen". Das steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in der Geburtstagsgratulation für Jürgen Prochnow, der nach dem Erfolg von Das Boot vor vielen Jahren nach Hollywood wechselte, um dort vor allem den harten Hund zu geben, "als komischer oder romantischer Typ war er weniger gefragt."
Während die SZ Prochnow zum 80. für seinen Weg samt Kurven Respekt zollt – "Ausbildung und Berufserfahrung" hatte der gestandene Theaterschauspieler vielen seiner Hollywood-Kollegen voraus – rümpft die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hörbar die Nase. In Hollywood habe Prochnow "in wichtigen und bemerkenswerten, mitunter auch bemerkenswert gescheiterten Filmen" mitgespielt, und die Filme, in die er sein Können gesteckt habe, seien im Laufe der Jahre "nicht besser" geworden.
Aber wer 80 wird, einen Namen und mit David Lynch gearbeitet hat, dem gratuliert auch die FAZ, und sei es mit stiff-upper-lip.

Vom Kotzbrocken zum Künstler

"Ich bin kein Snob" sagt Ex-Oasis-Gitarrist Noel Gallagher gegenüber der SZ. Das wussten die allermeisten schon von dem Musiker aus Manchester, der seine erfolgreichsten Songs im Koksrausch schuf. Der aber jetzt, mit Mitte 50 und überaus manierlicher Frisur, einen wirklich guten Eindruck macht, auf dem Foto wie im Gespräch.
Neueste Volte: Gallagher wehrt sich nicht mehr dagegen, als Künstler bezeichnet zu werden. Auch wenn er spöttisch hinzusetzt, das sei doch eine "beschämende Entwicklung".
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