Aus den Feuilletons

Reparieren als "eine Art Tierschutz für Dinge"

04:22 Minuten
Zu sehen ist eine Hand, die eine Zange hält. Beides soll eine Sonne symbolisieren.
Muss wirklich alles repariert werden? Gibt es nicht auch Gegenstände, die mehr als entbehrlich sind? © imago images / Panthermedia
Von Klaus Pokatzky · 11.07.2019
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Soll man Kaputtes wegschmeißen oder flicken, fragt die "Neue Zürcher Zeitung" und erkennt im Reparieren den "Veganismus der handwerklich Begabten". Ob dieser sich auch auf die neu zugelassenen E-Roller erstreckt, steht dabei auf einem anderen Blatt.
"Ich bin Journalist geworden." Das steht in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. "Meinen Alltag bestimmen vergleichsweise kurze Texte, die ich brauche, um selber Artikel schreiben zu können", erklärt Robin Schwarzenbach sein Dasein – und das des Kulturpressebeschauers.
"Das amerikanische Auktionshaus ‚Litchfield County Auctions‘ hat bekannt gegeben, noch in diesem Sommer hunderte Gegenstände aus dem Besitz von Philip Roth zum Kauf anzubieten." Das teilt uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in einem vergleichsweise kurzen Text mit und nennt das, was der im Mai vorigen Jahres verstorbene Schriftsteller hinterlassen hat: "Roths Olivetti Schreibmaschine, Küchenutensilien wie Töpfe und Pfannen, chinesische Vasen, Baseball-Karten, ein Kafka-Porträt und ein Samsonite-Koffer."

Muss wirklich alles repariert werden?

Versteigert wird am 20. Juli, erste Gebote können online abgegeben werden. "10.000 Dinge gehören durchschnittlich zu einem deutschen Haushalt", erfahren wir aus der NEUEN ZÜRCHER, die uns allen die Frage stellt: "Soll man Kaputtes wegschmeissen oder flicken?"
Paul Jandl bekennt sich zum Flicken: "Reparieren ist heute der Veganismus der handwerklich Begabten, eine Art Tierschutz für Dinge: Sie sollen so lange leben, bis ihnen wirklich nicht mehr zu helfen ist." Aber muss wirklich alles repariert werden? Gibt es nicht auch Gegenstände, die mehr als entbehrlich sind?
"Seit letztem Monat sind Tretroller mit Elektromotoren auch in Deutschland zugelassen", heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "Als hätten wir nicht schon genug Verkehr in unseren Städten. Als gäbe es nicht schon genug Ungleichheit zwischen seinen Teilnehmern", macht Simon Strauß unmissverständlich deutlich, dass er niemals einen Tretroller reparieren würde.
"Vielleicht steckt hinter dem jetzt überall um sich greifenden Rollerfahren in Wahrheit nur die Sehnsucht einer überalterten Gesellschaft, wenigstens für ein paar hundert Meter wieder Kind sein zu dürfen", versucht er den infantilen Erwachsenen auf dem elektrischen Gerät zu verstehen.
"Wie damals, als man noch nicht Fahrrad fahren konnte und auf einem Roller vorwärts tretend zum ersten Mal spürte, wie schön es ist, wenn einem der Fahrtwind ins Gesicht weht. Aber weil man jetzt eben kein Kind mehr ist, sondern ein ausgewachsener Mensch mit Hüftproblemen und eng getaktetem Terminkalender, braucht es einen Motor."

Sind Merkels Zitteranfälle ein Grund zur Sorge?

Warten wir ab, bis die ersten Tretroller in der Ferienzeit unsere Autobahnen noch mehr verstopfen. "Das Wort Urlaub ist altdeutschen Ursprungs (urloup) und bedeutet ‚Erlaubnis‘", klärt uns Daniele Muscionico in der NEUEN ZÜRCHER auf. "Eine höhere Stelle erteilt die Erlaubnis, uns vom Arbeitsplatz zu entfernen."
In manchen Berufen ist das etwas schwer. Vor allem in denen, wo die Verantwortung lastet. "Jeder Mensch hat Schwächen, aber unsouverän ist nur, wer versucht, sie zu vertuschen", lesen wir in der Tageszeitung TAZ über Angela Merkel, die in den letzten Wochen mehrfach bei öffentlichen Auftritten gezittert hat.
"Mir geht es sehr gut, und man muss sich keine Sorgen machen", zitiert die TAZ die Bundeskanzlerin. "Ein Zittern allein ist noch keine Schwäche, sondern erst mal nur eine Körperreaktion. Genauso wie Schwitzen. Menschen schwitzen, Menschen zittern, Menschen sind keine Roboter. Auch Kanzlerinnen nicht."
So bekundet Franziska Seyboldt in der TAZ ihre Kanzlerinnen-Solidarität. "Sie hält dem Druck doch stand. Schließlich hätte Merkel sich nach dem ersten Mal auch krankschreiben lassen können und weitere, ähnliche Situationen vermeiden. Stattdessen stellt sie sich ihren Pflichten und zieht eisern durch, was zu tun ist."
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