Aus den Feuilletons

Reich-Ranicki-Nachfolger fühlt sich "supermulmig"

Volker Weidermann, deutscher Literaturkritiker, "Spiegel"-Reporter und Moderator der Neuauflage des Literarischen Quartetts (aufgenommen 2008)
Der Literaturkritiker Volker Weidermann übernimmt die Moderation bei der Neuauflage des Literarischen Quartetts im ZDF. © picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Von Gregor Sander · 27.05.2015
In der "ZEIT" spricht Volker Weidermann, Moderator der Neuauflage des Literarischen Quartetts, von gehörigem Respekt und kolossaler Vorfreude auf die neue Aufgabe. Die "taz" würdigt die verstorbene Magnum-Fotografin Mary Ellen Mark.
Wie fühlt man sich wohl, wenn man in die Fußstapfen von Marcel Reich-Ranicki tritt? "Supermulmig", sagt Volker Weidermann und "gleichzeitig freue ich mich kolossal". Der Literaturkritiker und SPIEGEL-Autor wird ab Oktober einem neuen Literarischen Quartett im ZDF vorstehen. In der Wochenzeitung DIE ZEIT stellt er sich den Fragen von Iris Radisch, die mit Reich-Ranicki noch selbst auf der Bühne saß:
"Sind die anderen beiden festen Quartett-Teilnehmer, der Schriftsteller Maxim Biller und die Fernsehmoderatorin Christine Westermann, Ihre Wunschkandidaten?",
wird Weidermann gefragt und antwortet schlicht mit ja. Er wolle die eher ausgleichende "Frau Westermann sein lassen, das kann sie großartig, und dafür ist sie in der Sendung. Es ist ja auch Maxim Biller dabei, der für seine Angriffs- und Streitlust berühmt ist. Und seine Texte, die er als Schriftsteller über Literatur schreibt, übertreffen die der meisten Literaturkritiker an Schärfe und Genauigkeit um Längen."
Seine eigene Rolle beschreibt Weidermann so:
"Begrüßen, verabschieden, überleiten. Streiten wie alle. Eingreifen, wenn es unsportlich wird. Eher zurückgenommen."
Mit anderen Worten das Gegenteil von Reich-Ranicki und so nörgelt Iris Radisch in der ZEIT dann auch:
"Ohne Arroganz und Rechthabenwollen wird es schwer mit dem Streit."
Aber auch hier pariert Weidermann souverän:
"Oh, recht haben will ich auch. Aber am wichtigsten wird es doch sein, die Zuschauer zu reizen, sie auch für schwierige Bücher zu interessieren, in einer Weise über Literatur zu sprechen, die mehr Zuschauer ein- als ausschließt."
"Aufmerksam, nah und unbestechlich"
Für ihren genauen Blick wird die amerikanische Fotografin Mary Ellen Mark gerühmt, die im Alter von 75 Jahren am Montag in New York gestorben ist. Die TAZ schreibt:
"Erst durch sie erfuhren wir überhaupt von den Obdachlosen, die jahrzehntelang in den stillgelegten Tunneln des New Yorker U-Bahn-Systems hausten."
Mary Ellen Mark war spezialisiert auf Menschen am Rande der Gesellschaft. Prostituierte, Dealer oder Straßenkinder. Sie war eines der wenigen weiblichen Mitglieder der berühmten Magnum-Agentur und arbeitete auch als gefeierte Setfotografin in Hollywood. Catrin Lorch schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Sie begleitete die Aufnahmen von 'Apocalypse Now' und war auch bei den Dreharbeiten von 'Einer flog übers Kuckucksnest' dabei: Ein Schlüsselerlebnis für Mary Ellen Mark, die sich nun nicht nur intensiv mit der Psychiatrie beschäftigte, sondern auch für sieben Wochen in die geschlossene Frauenabteilung einer Klinik in Oregon einzog. Tatsächlich öffneten sich viele der Patientinnen der Fotografin. Ihre Serie ist keine Freak Show, keine Abfolge horribler Schicksale, sondern aufmerksam, nah und unbestechlich."
Einfach nur gelogen ist die folgende Meldung:
"Neueste Studien beweisen: Schokolade hilft beim Abnehmen."
Gefälschte Schokoladenstudie auf Titelseite
Ebenfalls in der SZ berichtet Lars Langenau von einem Versuch der beiden Fernsehjournalisten Peter Onneken und Diana Löbl. Sie brachten ohne jedes Fachwissen die Schokoladenstudie in den Umlauf und staunten über das Ergebnis:
"Zunächst griffen nur ein paar unbedeutende Blogs diese Nachricht auf, doch dann brachte Bild die Meldung auf der Titelseite: 'Diese Studie schmeckt uns: Wer Schokolade isst, bleibt schlank.' Umgehend folgten RTL, Focus.de, Brigitte, Daily Mail, die Cosmopolitan, diese Woche dann das Magazin Shape und selbst die Indian Times berichtete über die Sensation."
Viele Studien im Ernährungsbereich seien "Wissenschaftsmüll" so Onneken und Löbl. Ihr Film "Schlank durch Schokolade"läuft im Juni auf Arte und im ZDF.
Da kann man dann nur hoffen, dass die folgende Nachricht aus der BERLINER ZEITUNG wahr ist. Das Kino Babylon in der Mitte der Hauptstadt bereitet eine Retrospektive der Filme von Stan Laurel und Oliver Hardy vor:
"Zur Eröffnung der Reihe soll am 19. Juni um 16 Uhr vor dem Babylon Kino eine große Tortenschlacht stattfinden. Dafür werden noch Teilnehmer und Tortensponsoren gesucht."
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