Aus den Feuilletons

Podcast-Empfehlungen für Normalgestörte

04:07 Minuten
Ein Junge mit Kopfhörern sitzt vor einem Laptop, er streckt fröhlich eine Hand mit dem Victoryzeichen in die Luft.
In der Pandemie nicht die innere Ruhe verlieren: Die "Süddeutsche" hat da ein paar Tipps. © imago images/Cavan Images
Von Ulrike Timm · 29.01.2021
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Die "SZ" betätigt sich als Krisenratgeber und stellt eine Übersicht von Podcasts vor, die helfen sollen, die eigene Stimmung aufzumöbeln. Das könnte tatsächlich hilfreich sein, denn die "FAZ" beklagt eine "trostlose Woche für die Literatur".
"Das war eine echt trostlose Woche für die Literatur", lesen wir in der TAZ. "Zuerst musste die prachtvoll renovierte Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden, ein wahrer Tempel der Bildung, rein digital eröffnet werden. Dann wurde bekannt, dass der WDR die täglichen Literaturbesprechungen streicht. Und schließlich kamen noch die Eilmeldungen: Die Leipziger Buchmesse wird auch dieses Jahr abgesagt, wie 2020 schon. Leipzig, das war für die Buchbranche so etwas wie das Licht am Ende des Tunnels von Lockdown und Veranstaltungsabsagen."
"Der tiefe Seufzer, der – bei aller Einsicht in ihre Notwendigkeit – nach der Verkündung der Entscheidung durch die gesamte Literaturszene lief, war bis ins Homeoffice zu hören, in dem man coronabedingt hockt und nun also einen möglichst unzerknirschten Text darüber schreiben muss."

Katastrophales Zeichen für Kultureinrichtungen

Letzteres gelingt Andreas Platthaus von der FAZ nicht so recht: "Nun also ein 'hybrides Lesefest'. Wann werden wir uns endlich von all den verbalen Zusatzstoffen wie 'hybrid', 'virtuell' oder 'Stream' verabschieden dürfen?" Dabei war die Buchmesse doch schon in den Mai verschoben worden! Die FAZ fragt denn auch: "Was steckt hinter der Absage?" und meint, es habe nicht zuletzt ein "klares Bekenntnis der großen Verlagsgruppen Holtzbrinck, Bonnier, Penguin Random House und Bastei-Lübbe" gefehlt.
"Es waren diese vier Konzerne, die sich im vergangenen Jahr einer Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse verweigert hatten, als die noch real stattfinden sollte", meint die FAZ. Und fürchtet, dass diese Entscheidung Schule machen könne.
"Das ist ein katastrophales Zeichen. Wer erwartet hat, dass im Frühjahr endlich wieder Kultureinrichtungen öffnen würden, dürfte sich getäuscht sehen. Natürlich ist eine Buchmesse vom Ausmaß der Leipziger – bislang jeweils an die 300.000 Besucher, Aussteller und Schriftsteller aus der ganzen Welt – etwas anderes als eine Museumsausstellung, ein Konzert, eine Theateraufführung oder eben eine Lesung. Deshalb soll ja 'Leipzig liest' trotzdem stattfinden. Aber die neue Unberechenbarkeit des vielfach mutierenden Virus ist eine wesentliche Ursache der Absage."

Audios für mentale Gesundheit in der Pandemie

Wir hoffen trotzdem. Auf Museum, Theater und Konzert. Im Frühling. Und auf den Frühling sowieso. Wer dafür ab und zu mal die eigene Stimmung etwas aufmöbeln muss, findet Anregung in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die liefert uns das schönste Wort des Tages, nämlich "Normalgestört" und stellt unter diesem Motto eine Übersicht empfehlenswerter Psychologie-Podcasts vor.
"Warum kann ich nicht schlafen? Wie behalte ich in der Pandemie die Nerven?" Solche Fragen werden dort durchaus seriös und unterhaltsam verhandelt. "Die Deutschen reden heute deutlich lieber als noch vor wenigen Jahren darüber, wie es ihnen wirklich geht, was sie belastet, welche Alltagssorgen sie umtreiben" heißt es in der SÜDDEUTSCHEN, und für Deutschlandfunk Kultur ist es natürlich auch erfreulich, dass der hauseigene Podcast "Therapieland" lobende Erwähnung findet.

Chemiker entwickeln ein superschönes Superblau

Wem das zu wenig hilft: "Blaumachen wie die Profis"! Nein, die FAZ fährt – leider oder Gott sei Dank, je nach Perspektive – keine Tipps auf, wie man unbeschadet von Chefinnen und Kollegen eine unbemerkte Auszeit nimmt. Es gilt der Kunst und ihren farblichen Grundlagen. Des Rätsels Lösung: Chemiker der Oregon State University haben ein superschönes, superblaues Blau kreiert, das sogar dem berühmten und patentierten Blau des Performancekünstlers Yves Klein Paroli bieten könnte. Es drängt jetzt auf den Markt. Wir werden das Blau im Auge behalten…
Und sagen vorher noch mit der TAZ und dem großen Segler Boris Herrmann, der nach grandiosem Rennen und großer Panne kurz vor Schluss nun unbeschadet in Frankreich angelandet ist: "Das Herz schlägt Backbord."
Schönes Wochenende!
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