Aus den Feuilletons

Musiker haben nichts mit dem Krieg zu tun

Ein Konzert der syrischen Band Khebez Dawle
Ein Konzert der syrischen Band Khebez Dawle © Tabea Grzeszyk
Von Adelheid Wedel · 11.03.2016
Die Indie-Rockband Khebez Dawle war populär in Syrien, ihre Heimat ist zerfallen, sie sind in Berlin gelandet. Die "Taz" porträtiert die Band. Im Feuilleton der "Welt" dokumentiert die Aktivistin Eva Quistorp ihre ehrenamtliche Arbeit in einem Flüchtlingsheim. Derweil gratuliert die "NZZ" der "Königin der Kunstwimpern: Liza Minelli.
"Eigentlich sind sie bloß junge Musiker, die mit ihrer Band Khebez Dawle durchstarten wollen. Doch dann zerfällt ihre Heimat in Krieg, Ruinen und Tod", erzählt Saskia Weineit in der Tageszeitung TAZ über drei syrische Flüchtlinge. "Sie rockten und hatten in Damaskus viele Fans. Dann kam der Krieg, die Armee krallte einen von ihnen, ein anderer wurde ermordet, die restlichen flüchteten – bis nach Berlin." Hekmat, Bazz und Anas haben Asyl beantragt und warten nun auf ihre Bescheide, seit Wochen. Sie wollen arbeiten, Geld verdienen, Steuern zahlen – nur nicht länger warten. Um dem Stillstand zu entgehen, gibt die Indie-Rockband aus Syrien ein Benefizkonzert für Flüchtlinge. Da spielen sie vor Gleichaltrigen, die wie viele in die deutsche Hauptstadt strömen, die Träume verwirklichen wollen, sich ausprobieren. Seit Dezember 2015 wohnen sie zusammen in einem Flüchtlingscamp. "Hier sieht es aus wie in einem Tourbus", sagt einer entschuldigend und bittet darum, keine Fotos zu machen. "Zu acht in Berlin bleiben, zu neunt, wenn ihr Bandmitglied Bashar es bis zu ihnen schafft, gemeinsam Musik machen, Geld verdienen, auftreten, eine Wohnung finden – das ist die Hoffnung. Solange er die Musik hat und seine Erinnerungen an Syrien, sei er überall zu Hause", sagt Hekmat, der Keyborder, 25 Jahre alt. Anas, der Sänger, "hadert damit, dass ein Dokument über seine Zukunft entscheidet, bloß wegen eines Kriegs, mit dem er nichts zu tun hat."

Über die Sisyphos-Arbeit im Flüchtlingsheim

Unter dem Titel "Frau Sisyphos" berichtet Eva Quistorp in der Tageszeitung DIE WELT über ihre Anstrengungen in sechs Monaten als ehrenamtliche Helferin in einem Berliner Flüchtlingsheim. "Quistorp gehört zu den Gründungsmitgliedern der Grünen und war von 89 bis 94 im Europaparlament. Sie ist Feministin und Friedensaktivistin, die sich vor keiner Belastung scheut", schreibt die Zeitung. Jetzt aber habe sie oft das Gefühl, "die Welt sei aus den Fugen". Eine ihrer Erfahrungen, bzw. Vorschläge: Filme, die man in Heimen oder Schulen zeigen könnte, würden der Entwicklungen des modernen, extrem pluralen Deutschlands erklären helfen, ebenso die Flüchtlingschöre und der gemeinsame Sport. Ein Lichtblick der letzten Monate sei das Willkommens-Konzert von Daniel Barenboim in der Philharmonie mit Mozart und Beethoven gewesen. Eine weitere Erkenntnisse lautet: "Integration ist Schwerstarbeit. Sie braucht heitere Gelassenheit genauso wie Grenzen."

Jeder braucht ein Dach über dem Kopf

Die hier Angekommenen brauchen vor allem dringend ein Dach über dem Kopf. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt im Internet "die Website 'Makingheimat.de' vor, auf der zunächst vor allem Bauten für Migranten dokumentiert werden, und eine Ausstellung in der Münchner Architekturgalerie, die bis zum 9. April die Ideen von Studenten und Architekturbüros für das Bauen in einer veränderten politischen Situation vorstellt." Niklas Maak verweist bedauernd darauf hin: "Wo im Rekordtempo gebaut werden muss, nimmt die unter Druck geratene Verwaltung oft lieber den erfahrenen Container- oder Fertigteile-Hersteller mit der simplen Lösung, als dass sie sich auf das Abenteuer eines noch nie ausprobierten Vorschlags aus der Hand unerfahrener Büros einlassen würde – obwohl die langfristig die viel besseren Modelle entwerfen."

Königin der Kunstwimpern wird 70

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG nennt in ihrem Glückwunsch zum 70. Geburtstag Liza Minelli eine "Königin der Kunstwimpern. Mit ihrer Rolle als tragikomische Sally Bowles im Musical-Film 'Cabaret' wurde die Schauspielerin weltberühmt und Oscar-Preisträgerin", erinnert Jürg Zbinden. In allen Filmrollen wurde sie an ihrer quirligen Sally Bowles gemessen. Bewundernd fasst der Autor zusammen: "Sie hat einen Oscar, einen Emmy, einen Grammy und einen Tony Award gewonnen. Das macht ihr so schnell keine nach." Gunda Bartels nennt im TAGESSPIEGEL die Jubilarin, vor allem mit Blick auf ihre Erfolge als Entertainerin und Sängerin "einen Stern am Showhimmel".
Mehr zum Thema