Aus den Feuilletons

Mit Harry Potter begann die Bücherglobalisierung

Kinder als Harry Potter verkleidet in einem Buchladen
Kinder als Harry Potter verkleidet in einem Buchladen © imago/UPI Photo
Von Klaus Pokatzky · 25.06.2017
Was passiert eigentlich die meiste Zeit in den Feuilletons? - Richtig: Die Welt wird erklärt. Heute erfährt Deutschland aus der "Welt", dass mit Joanne K. Rowlings erstem Harry Potter vor 20 Jahren die Konzentration des Buchmarkts auf wenige Erfolgstitel begann.
"Der klügste Text hat keinen Wert, wenn nach drei Sätzen niemand weiterliest." Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sagt dem Kulturpressebeschauer, was Sache ist. "Journalisten müssen rausgehen, recherchieren und erklären", schreibt Alexandra Borchardt. Also auf ins Feuilletonangebot und zitieren! - Etwa, was die schöne neue digitale Welt von uns Schreiberlingen so erwartet:

"Ihre Arbeit ist mit dem Erscheinen des Artikels nicht mehr getan, sondern geht online weiter", heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL zu den alltäglichen Mühen des medialen Daseins, wenn der Autor sich im Internet für sein Werk zu verantworten hat. "Neue Medien machen noch keine neuen Menschen", stellt Klaus Beck nüchtern fest: "Rasch flutete eine kleine Minderheit die Kommentarspalten mit unsachlichen Wortmeldungen, Beleidigungen und Bedrohungen. Viele Redaktionen haben in ihrer Not die Kommentarfunktion daher ganz abgeschaltet." Oder, um es mit Alexandra Borchardt in der SÜDDEUTSCHEN zu sagen: "Voraussetzung ist, dass Journalisten in der Ausbildung neue und traditionelle Fähigkeiten gleichermaßen trainieren. Eine Freude an Technik und Daten ist ebenso wichtig wie das, was schon immer gefragt war: genau hinschauen, gut zuhören und selber denken." Und Lesen bitte!

Harry Potter und die Globalisierung

"Die Literatur trat in die Epoche der Globalisierung ein." - Das erfahren wir aus der Tageszeitung DIE WELT zu einem Jubiläum. Vor 20 Jahren, am 26. Juni 1997, erschien in Großbritannien der erste "Harry Potter" von Joanne K. Rowling. "Die Startauflage betrug wenig optimistische 500 Exemplare, und das 'Joanne' im Namen der Autorin wurde zu einem verschämten 'J.' verkürzt – angeblich weil Jungen nicht gerne Bücher von Frauen lasen", schreibt Wieland Freund. In Zeiten war das, wo viele schon das Ende des gedruckten Buches sahen. Am Ende standen dann 450 Millionen verkaufte Bücher. "'Harry Potter' war Weltliteratur", meint Wieland Freund: "Mit 'Harry Potter' beginnt die Konzentration des Buchmarkts auf wenige Erfolgstitel, deren Erfolg oft allerdings umso durchschlagender ist."
Und womit lassen sich Kinder und Erwachsene noch erfreuen? "Das Schlangestehen ist eine Kulturtechnik", erinnert uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Menschenschlangen sind ein Kinderspiel", schreibt Bernd Noack. "Es gibt tatsächlich Geburtstagsfeste, die den Ernst der Zukunft heiter einpauken: Den Kleinen, die sich geordnet hintereinander fortbewegen müssen, soll beigebracht werden, dass das Leben kein Schnelldurchlauf ist, dass es in geregelten Bahnen abläuft, dass es Anstand, manchmal die Pflicht der Einreihung und die Bereitschaft zu Kommunikation und Anpassung verlangt." Am besten stehen natürlich die Briten Schlange.

Hatte die Queen einen in der Krone?

"Bei ihrer Queen’s Speech vor dem britischen Parlament trug Königin Elizabeth II. einen blau-gelben Hut, der an die Europaflagge erinnerte. Ein subversives Statement?" Das fragt die Tageszeitung TAZ in ihrer montäglichen Kolumne "Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?" – "Vielleicht hatte sie einen in der Krone. Lesbar auch als 'Europa könnt ihr euch an den Hut stecken'", antwortet Friedrich Küppersbusch. "Was sie vorlas, bestätigte den 'harten Brexit': Einwanderung begrenzen, Zölle erheben und neue Handelsabkommen mit einzelnen Ländern." Tja, so ist das nun mal in der ältesten Parlamentarischen Monarchie, dass die Königin im Parlament nur das vorträgt, was der Premier verfasst hat. Wer aber weiß, wie hintersinnig die Queen immer schon mit kleinen Äußerlichkeiten gespielt hat, der weiß selbstverständlich auch, dass ihr blau-gelber Hut ein klares Statement für Europa war. Was hatte noch Alexandra Borchardt in der SÜDDEUTSCHEN den Journalisten geraten? "Fehler zugeben und korrigieren."
Auf, Kollege Küppersbusch!
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