Aus den Feuilletons

Luthers enorme Kräfte in den USA

Das Bild zeigt eine Skulptur aus Bronze des Reformators Martin Luther in Worms.
Martin Luther ist nun auch Thema von drei Ausstellungen in den USA. © picture-alliance / dpa / Uwe Anspach
Von Adelheid Wedel · 18.12.2016
Die "FAZ" setzt sich mit drei Ausstellungen zum Reformationsgedankjahr in Los Angeles, New York und Minneapolis auseinander. Autor Patrick Bahners erklärt, warum Martin Luther in den USA besonders erwünscht ist.
"Ein Imam muss kein Mann sein" - die Überschrift in der Tageszeitung TAZ vom Montag weckt Neugier. Ausführlich informiert die Zeitung über eine wahre Neuigkeit in Kopenhagen, denn die dortige Mariam-Moschee wird von einer Frau geleitet. Von der Soziologin Sherin Khankan, sie ist eine von sechs selbst ernannten Imaminnen, die in Kopenhagen islamische Dienste anbieten. Die Tochter einer finnischen Christin und eines syrischen Muslims nennt für ihr Glaubenshaus drei klare Ziele: Es soll die patriarchalen Strukturen der Religion niederschmettern, der wachsenden Islamophobie entgegentreten und eine aufgeklärte Alternative zum radikalen Islam darstellen. Eine weiblich geführte Moschee kann das Bild über den Islam verändern, hofft die 42-Jährige, weil sie die Idee, der Islam sei frauenverachtend, einfach erschwert.
Sie sagt von sich selbst und ihren Mitstreiterinnen: "Weibliche Imame sind in unserer Geschichte begründet, das wissen viele nicht. Unser Prophet Mohammed hat patriarchalische Strukturen infrage gestellt und erlaubte auch Frauen die Predigt. Es geht uns daher viel mehr um eine Wiedererweckung der Ursprünge unserer Religion."

Einen Beleg für die Weltwirkung der Religion, in diesem Fall der Reformation, gibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Dort beschreibt Patrick Bahners drei derzeit laufende, bemerkenswerte Ausstellungen zum Luther-Jubiläum in Los Angeles, New York und Minneapolis. Luther werden jenseits des Atlantiks wahrlich enorme Kräfte zugeschrieben. In Minnesota erklärte der Festredner bei der Ausstellungseröffnung, Luther habe das Ziel verfolgt, die Welt zum sicheren Ort für die Demokratie zu machen. Längst sei er als Bürger der deutsch-amerikanischen Seelenfreundschaft in den Vereinigten Staaten eine erwünschte Person. Die Ausstellung in Minneapolis ist ein so großer Erfolg, berichtet Bahners, dass wegen des gewaltigen Andrangs das Museum jetzt auch montags geöffnet ist.

Ein Autokrat und das politische System der USA

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG stellt Marlene Hausteiner eine interessante Frage: "Kann das politische System der USA einem Autokraten wirklich standhalten?" Die Politikwissenschaftlerin mit Lehrstuhl in Berlin und Harvard fragt angesichts der Abstimmung der Wahlmänner an diesem Montag, "welches System wäre immuner gegen einen Angriff eines Möchtegern-Autokraten als die USA, ausgestattet mit der ältesten, bewährtesten, kongenialsten Verfassung der Welt?" Allerdings zweifelnd dann: "Werden wir demnächst einen Triumph konstitutioneller Beständigkeit erleben – den Beweis, dass eine gut verfasste Republik durchaus, frei nach Kant, von Teufeln bevölkert, ja von ihnen regiert werden kann?"
Hausteiner meint, Trump habe dafür gesorgt, dass auch seine Gegner auf Besänftigung setzen und nennt den Grund dafür: Das sei nicht allein Parteiloyalität , sondern "die Tatsache, dass offenbar keiner der Feind eines Mannes sein will, dessen vorpolitische Machtfülle – ob man diese nun finanziell, in Twitter-Followern oder legal-gewaltsamem Drohpotential misst – alles Dagewesene übertrifft. Innenpolitisch entscheidet sich womöglich, wie amerikanische Kommentatoren es formulieren, das Überleben der Republik". Die Autorin prognostiziert bleibende Schäden und meint: Die Trumpsche Kaperung der Republik müsste mit einer Revolution gekontert werden.
Noch einmal die FAZ und noch einmal Trump: Joseph Croitoru macht darauf aufmerksam, dass "das Programm, mit dem Trump die amerikanische Präsidentenwahl gewonnen hat, sich im Wesentlichen in einem Buch wieder findet, das bereits im Mai auch in Deutschland erschienen ist". "Great Again! Wie ich Amerika retten werde" wurde damals von den deutschen Medien kaum wahrgenommen. Und es hatte zwei Vorgänger. "Alle drei Werke haben ähnliche Schwerpunkte, und besonders interessant ist Trumps Sicht auf die Außen- und Sicherheitspolitik, vor allem, was den Nahen Osten und die Terrorbekämpfung betrifft", so Croitoru. Was er im Nahen Osten plant, hat er also schon aufgeschrieben. Das FAZ-Urteil: "Es klingt beunruhigend."
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