Aus den Feuilletons

Liebeshymne auf Israel

CSD-Parade in Jerusalem
CSD-Parade im August 2013 in Jerusalem © picture alliance / dpa / Foto: EPA/Abir Sultan
Von Gregor Sander · 13.03.2016
Der schwule iranische Lyriker Payam Feili hat in Israel politisches Asyl beantragt. Das Land sei das einzige im Nahen Osten, in dem sexuelle Minderheiten frei leben könnten, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Mit seiner Haltung hat er eine politische Debatte entfacht.
In diesen verwirrenden Zeiten ist es schön, wenn jemand mal etwas auf den Punkt bringt. Friedrich Küppersbusch tut dies gewohnt souverän in der TAZ. Die Europäische Zentralbank senkt den Leitzins auf Null und Küppersbusch fasst zusammen:
"Also: Wir bekommen aufs Spargeld keine Zinsen mehr, damit wir im Laden mehr für die Einkäufe bezahlen müssen und später mal die zinsgestützte Lebensversicherung nichts taugt. Das ist ein Massaker."
Die Werte von früher
War früher also alles besser? Nicht unbedingt, meint der Philosoph Andreas Urs Sommer in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
"In der guten alten Zeit mag ja alles Mögliche klar, eindeutig und gültig gewesen sein. Nur die Werte waren es nicht."
Die heute so vielbeschworenen Werte sind laut Sommer eher ein Abfallprodukt:
"Erst als die religiösen, moralischen und politischen Gewissheiten Alteuropas im 19. Jahrhundert zerbrachen, der Glaube an den einen Gott, an das eine Gute und die eine Obrigkeit, wurden Werte wortreich beschworen. Im Angebot hatte man damals etwa die Vaterlandsliebe oder die Nibelungentreue, aber auch das Klassenbewusstsein oder die Emanzipation des Proletariats. Statt blosser Eigenschaften sollten Werte jetzt plötzlich eigenständige Wesenheiten sein. So verstanden, setzen Werte voraus, dass sichere Gefüge zerbröseln."
Iranischer Lyriker in Israel
Verwirrend das Ganze. Verwirrend ist auch das Tattoo eines iranischen Flüchtlings, das Peter Münch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG  beschreibt.
"Es zeigt den Davidstern, das Symbol des jüdischen Staates, der in Iran nicht einmal beim Namen genannt wird. Israel ist dort ´der kleine Satan` oder das ´zionistische Gebilde`, dem rituell der baldige Untergang angedroht wird. Für Feili aber, den Muslim aus Karadsch, ist es schon lange das Land seiner Träume. ´Das Tattoo steht dafür, dass ich Israel liebe`, sagt er. ´Außerdem macht es mich schöner.`"
Der homosexuelle iranische Lyriker Payam Feili, der in seinem Heimatland im Gefängnis saß und mit Publikationsverbot bestraft wurde, hat in Israel politisches Asyl beantragt. Und erregte damit natürlich Aufsehen. Inzwischen gibt es allerdings auch Vorwürfe.
"Seine Übersetzerin Orly Noy etwa, eine aus Iran stammende Jüdin, wirft ihm wütend vor, er habe sich als ´Schaufensterpuppe` von der rechten Regierung instrumentalisieren lassen, die an seinem Beispiel ihre ansonsten fehlende Toleranz beweisen wolle."
In 68 Jahren wurde in Israel bisher nur gut 160 Asylanträgen stattgegeben ist in der SZ zu lesen. Doch zur beklagten fehlenden Toleranz meint der Dichter:
Ich hasse das`, sagt Payam Feili und fühlt sich seinerseits ´von den extremen Linken missbraucht, die nur wollen, dass ich über die Palästinenser rede`. Er reagiert darauf mit einer Liebeshymne auf Israel – ´das einzige Land im Nahen Osten, in dem sexuelle Minderheiten frei leben können, eine Demokratie, in der jeder Redefreiheit genießt`."
ZDF-Reihe "Dengler"
In Deutschland vergeht ja kaum ein Fernsehabend ohne einen deutschen Krimi. So auch am Montag. Die zweite Folge der ZDF-Reihe "Dengler" hat es dem Feuilleton angetan. So schwärmt Nicolaus von Festenberg im Berliner TAGESSPIEGEL:
"Ronald Zehrfeld, der Sanfte auf dem Motorrad, spielt den heiligen Georg Dengler, den ehemaligen Ritter aus dem Orden des BKA, der nun wie Robin Hood freiberuflich den Dienst im Namen des Guten versieht. Ihm zur Seite steht Olga (gespielt von Birgit Minichmayr), ihres Zeichens Hackerin, als solche verfolgt von BKA-Fahndern und mit Georg in der keuschen Lust vereint, die Ermittlungsbehörde zu verarschen."

Und auch wenn die Kritik in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG von Michael Hanfeld wie ein Verriss klingt, meint sie es doch eigentlich gut:
"Die Dialoge sind freilich bisweilen ungeschliffen bis dürftig, und der Handlungsbogen weist ein paar Sprünge auf. Glücklicherweise aber täuscht der Eindruck, der sich nach zehn Minuten einstellt – dass man weiß, was in den nächsten achtzig passiert."