Aus den Feuilletons

Kunstwerke aus dem Krieg

Verschiedene Soldatenportraits aus der Sammlung ATAK wurden auch 2017 in der Burg-Galerie im Volkspark in Halle/ Saale (Sachsen-Anhalt) ausgestellt.(Foto: Sebastian Willnow/dpa)
Den Kriegskunst-Ausstellungen in Stade liegt die Sammlung von Hans-Georg Barber, alias ATAK, zugrunde. © dpa-Zentralbild
Von Adelheid Wedel · 03.12.2018
Auch im Krieg haben Soldaten ihre Erlebnisse in Kunstwerken ausgedrückt. Die "Taz" stellt zwei Ausstellungen in Stade vor, deren tausende Objekte vor allem an den ersten Weltkrieg erinnern.
"Frankreich zerstört sich selbst – und sucht Rat bei einem Monstrum der Revolution: Robesspierre" titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Joseph Hanimann entschlüsselt die Behauptung. Er schreibt:
"Die einen, vor allem radikale Linke, wollten in ihm den – wenn auch dogmatischen – Garanten des revolutionären Programms sehen. Die anderen betrachteten ihn als Vorläufer sämtlicher Diktatoren des 20. Jahrhunderts."

Revolution in Frankreich einst und heute

Was ist los in Frankreich? In der SZ lesen wir: "Der Frontalangriff auf den Pariser Arc de Triomphe, das Denkmal der Siege von Kaiserreich und Republik über die Feinde, und das Bild vom Marianne-Relief mit dem zerschlagenen Gesicht hat Frankreich am Wochenende schockartig in einen neuen Zustand versetzt."
Aus Robespierres Schriften versucht der französische Philosoph Marcel Gauchet in seinem gerade erschienenen Buch "Robespierre" zu rekonstruieren, "wie es möglich war, dass dieser Mann von der reinsten Überzeugung in rücksichtslose Gewaltherrschaft abgleiten konnte". Gauchet kommt zu dem Schluss:
"Der ideologische Mehrwert von Robespierres Aktion habe darin gelegen, dass über die Menschenrechte zum ersten Mal das Prinzip der Legitimität ins Gesellschaftsleben eingeführt worden sei und als solches auch Gewaltanwendung gerechtfertigt habe."
Eine Radikalität allerdings, die schließlich Robesspierre selbst zum Verhängnis wurde.

Kunst aus dem Krieg

Die Tageszeitung TAZ widmet eine ganze Zeitungsseite zwei Ausstellungen in Stade, die unter dem Titel "Der naive Krieg", Untertitel "Kunst. Trauma. Propaganda" zu sehen sind. Gezeigt wird, "was Soldaten im Krieg bastelten, malten und zeichneten." Die Schau beruht auf der Sammlung von Hans-Georg Barber, bekannt unter seinem Künstlernamen "Atak". Sie umfasst heute rund 5000 Exponate: von der Feldpostkarte über Soldatenbildnisse bis zu Nachbauten von Kriegsschiffen und Kriegsflugzeugen.
"Zeitlich reichen die Ausstellungsstücke zurück bis in die fernen Jahre der Preußen-Kriege, die jüngsten beziehen sich auf den Zweiten Weltkrieg." Den Hauptbestand aber machen Exponate aus dem Ersten Weltkrieg aus. Der Autor macht darauf aufmerksam:
"Heute, 100 Jahre nach dem Waffenstillstand von Compiègne, ist längst eine Enkel- und Urenkel-Generation am Werke, die vergleichsweise nüchtern Dachböden, Garagen und Scheunen entrümpelt und die sich von der Aussage 'Das war Uropa mal sehr wichtig' nicht weiter aufhalten lässt."

Afrika erkennt die Bedeutung von Kultur

Von einer jungen, tatkräftigen Generation in Afrika berichtet Max Nyffeler in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Er war Teilnehmer bei einem Kongress in Nairobi unter dem Motto "Wer sind wir im 21. Jahrhundert".
Dabei ging es vorrangig um "Transformationsprozesse, denen die afrikanische Musik heute unterliegt". Unter anderem Themen wie "African Fusion" oder "Tradition geht auf im modernen Stil" boten Diskussionsstoff. Max Nyffeler meint:
"Heute erscheint der Rekurs auf die kulturellen Wurzeln wie eine Rückversicherung für eine durch die Zumutung der Moderne gefährdete Identität. Auch die Musikerziehung stellt sich heute diesem Problem. Die Regierungen in Uganda und Kenia haben ihre kulturpolitische Bedeutung erkannt."
Gefördert werden diese Erkenntnisse durch jährlich stattfindende panafrikanische Musikkongresse, deren Träger die "Music in Africa Foundation" mit Sitz in Johannesburg ist. Sie wurde vor fünf Jahren mithilfe der Siemens Stiftung und des Goethe-Instituts gegründet.

Kontinent mit Optimismus und schlummernden Kräften

"Kein Gejammer über nicht funktionierende Strukturen, sondern Zukunftsoptimismus, keine falschen Erwartungen an ein grenzenlos spendables Europa, sondern Wille zur Veränderung der Verhältnisse", das bestimme die Diskussion der Konferenzen. Nyffeler meint:
"Die Debatten ließen etwas von den Kräften ahnen, die in diesem Kontinent schlummern." Erkennbar war für ihn "die Dynamik einer selbstbewussten und dabei ganz auf Kooperation eingestellten Gemeinschaft." Er stellte sich die Frage:
"Kultur als Motor des Fortschritts?" Und antwortet: "Bei der Bedeutung, die Musik in den afrikanischen Gesellschaften hat, wäre das keine Utopie."
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